Sie schluckte hinunter und grinste breit. "Ich, Lily Griffiths, unbedeutendes kleines, dreckiges Ding aus Camebridge.. war heute im Buckingham Palace!" meinte sie stolz
Luke hätte sich fast an seinem Essen verschluckt. Er hustete, lachte dabei aber auch. "Na, da kommt unsereins ja eher selten hin.. Wahnsinn!" Da war selbst er noch nie gewesen. "Und? Erzähl! Wie war es? Wieso warst du da?"
"Oh der Herr, den ich begleite hatte dort einen Termin und nahm mich mit!" den Rest verschwieg sie..mit wem.. und warum. LIeber erzählte sie ihm von weißen Wänden, Fliederduft und goldenen Ornamenten. Von Marmorböden so blank, dass man sich darin spiegeln konnte und von Gemälden an den Wänden.
"Hm..klingt ja alles ziemlich prächtig.." Luke hatte mehr ihrer Stimme gelauscht als ihren Beschreibungen, sich mehr im Anblick ihres Gesichts, ihrer Gesten verloren als in den Gedanken an all die prachtvollen Möbelstücke im Palast des Königshauses. "Du hattest also einen aufregenden Tag..", schloss er schmunzelnd, einen Blick aus dem Fenster werfend. Dunkler war es geworden, seit sie bei ihm war. Wie lange sie wohl schon hier saßen? Luke erhob sich. "Ich hab dir noch gar nichts zu trinken angeboten.."
"OH zu trinken? Hast du was da? Ich könnte etwas gebrauchen." meinte sie. Es war ein schöner Tag gewesen, wirklich. Aber noch schöner war es jemandem davon erzählen zu können. Sie hatten so viel zu reden gehabt, richtig schön war es. Lily hatte irgendwann die drückenden Schuhe ausgezogen und die Frisur gelöst. Die langen schwarzen Haare vielen noch etwas gelockt von der Frisur über ihre Schultern.
Er warf ihr einen besorgten Blick zu. "Trinkst du immer noch so viel Wein?" Luke unterdrückte ein Seufzen. Er ging zu der kleinen Kommode, die in der linken Ecke stand, und holte zwei Becher und eine Flasche guten alten Whiskeys hervor. "Wie auch immer..bevor du schimpfst.. ja, es geht mich nichts an.. schau, was ich habe.. das einzige, das die Iren wirklich gut können.." Er grinste schief. "Magst du einen Schluck? Sonst hab ich noch Wasser aus der Leitung."
Sie sah ihn an und in ihrem Blick schwang sehr wohl mit, dass sie sich ertappt fühlte. "Ich.. es hilft. Ich meine.. das trinken hilft, wenn.. naja.. wenn sie dich anfassen und du es nicht wirklich willst. Alkohol hilft zu vergessen." sie streckte die Hand aus. "Oh... klingt sehr gut. Gerne. wo hast du den her?" versuchte sie ihn abzulenken
Luke kannte diesen Ton, wusste, dass sie nur ablenken wollte. Dennoch ging er nicht weiter darauf ein. "Geschenkt bekommen. Ein Freund von mir war in Irland. Dreckige Gegend, sag ich dir.. jedenfalls ist er irgendwie an das Zeug rangekommen..und hier ist es." Er reichte ihr ein Glas, halbgefüllt mit im Licht der Kerze, die brannte, fast schon goldglänzender Flüssigkeit.
"Ohhh das sieht nach einem guten Tropfen aus." fasziniert sah sie ihm dabei zu, wie er einschenkte und ihr das Glas reichte. "Eine tolle Farbe. Man sollte ein Kleid daraus weben können. Das würde ich gerne tragen." Ein wenig merkte man, wie jung sie noch war. Bei Luke konnte sie das sein, musste sich nicht verstellen. Sie schwenkte das Glas und sah hinein, mit kindlicher Freude. "Wie schön sich das Licht darin bricht.."
Er beobachtete sie lächelnd und doch tat es fast weh, sie so zu sehen.. so unbeschwert, so ehrlich in diesen Momenten erlebte man sie wohl nur selten. Oh, wir gern er ihr sagen würde, dass es immer so sein könnte. Dass sie bei ihm bleiben könnte und er sich nicht verstellen würde müssen, nie wieder..keine Kunden, keine Schmerzen, nichts..nur sie beide.. Luke räusperte sich. Sie stießen an, ohne zu sagen, worauf.. "Ja, er ist wirklich ganz gut glaub ich.." Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus nach dem ersten, dem zweiten, dem dritten Schluck. Draußen waren nur noch Sterne und dunkle Wolken.
Lily trank ihn nicht einfach, sie genoss. "Schmeckt gut.. und warm.. sehr warm. Ein toller Geschmack. Danke, dass du das mit mir teilst." sie lächelte und setzte das Glas ab. Immer unr kleine Schlückchen trank sie, vergessen ihr Begleiter, der sicher schon wartete. Nur das hier und jetzt war schön, gut und richtig.
"Hm..ich würde dir gern was zeigen." Luke stand wieder auf, hielt ihr die freie Hand hin, in der anderen hatte er das Glas. "Komm.." Er öffnete eine Tür, die nach draußen zu gehen schien. Es gab dort aber keinen Balkon, sondern ein Treppenhaus. Luke nahm die ersten Stufen nach oben. "Das musst du unbedingt sehen!"
"Oh spannend, ein Geheimgang?" sie kicherte, und hielt ihr Glas fest. "Wohin entführst du mich?" sie folgte ihm die Treppe nach oben, ohne Schuhe, das Kleid nach oben gebunden, bis zu den Knien, weil es störte beim Treppensteigen. "Ich bin gespannt.."
"Über die Dächer der Stadt.. komm, du musst das wirklich sehen.." Einige Treppen mussten sie noch steigen. Sie waren hier im Arbeiterviertel und Kasernen wie diese waren oft relativ hohe und auch lange Gebäude. Zuletzt ging eine Leiter nach oben und führte sie auf das Dach. Luke reichte ihr die Hand, als sie nach oben kletterte. "Schau dir diesen Ausblick an..ist das nicht herrlich?" Man sah so vieles, fast alles.. selbst den Palace, die Themse, den Hafen.. die Parks..der Mond schien relativ hell und alle Sterne waren zu sehen.
Mit offenem Mund blieb sie staunend stehen. Das war so schön. London war eine seltsame Stadt. Faszinierend.. schön und schrecklich zugleich. Ein Schaudern lief ihr über den Rücken, bedingt durch den Ausblick und den kühlen Wind, der hier oben wehte. "Oh Luke.. das ist unglaublich schön! Ich bin.. ich bin ganz gefangen." sie drehte sich langsam um die eigene Achse um den Blick zu genießen "Wunderschön"