Luke sah sie ein wenig ungläubig an. Er hatte gerade begonnen, eine zweite Decke zu holen, Kissen aufzuschütteln. "Ich..bitte was?" Er schüttelte den Kopf. "Umstände..Unsinn. Du bleibst, solange du willst. Und lass dein Geld in deinen Taschen, Freunde und Geld, das läuft nie gut." Küsse und Freunde, das lief auch nie gut.. "Du bist mein Gast. Ich war auch lange dein Gast, naja, dein Patient sogar..schon vergessen? Eine Hand wäscht die andere und so." Oh, sie tat ihm so Leid..schlimm sah das aus! Und ihr Gesicht..sie sah aus, als hätte sie Angst. Vor ihm? Sie sah so verunsichert aus. Er seufzte. "Du..solltest das waschen.." Schnell holte er ihr eine Schüssel mit Wasser.
Sie setzte sich auf sein Bett und seufzte leise. "Ja.. waschen. Ich will das alles abwaschen. Die ganze Farbe.. ich weiß, das klingt albern, aber ich hab das Gefühl, dass ich damit auch das..billige Flitt**** mit abwasche." Sie nahm die Wasserschüssle dankbar an und wusch sich mit viel Wasser. Die Schminke verlief und sie nahm einen der Waschlappen, die aus dem Hotel stammten. "Oh.. den hab ich wohl mitgenommen." sie zuckte mit den Schultern und wusch sich, bis ihre Haut leicht rosa war, das Blut weg, und die Farbe auch. Nur die Wange war angeschwollen und rot. Die Lippe aufgeplatzt, aber das war schon in Ordnung irgendwie.. "ich.. ich werde mich jetzt dann umziehen. Nur, damit du darauf vorbereitet bist. ich meine.. du hast mich schon nackt gesehen glaub ich, aber falls du dich umdrehen willst, wollte ich dich vorwarnen."
Luke grinste matt. Anstatt sich demonstrativ umzudrehen, trat er an das mickrige Fenster. "Ich..du kannst das Bett haben, wenn du willst..ich schlaf auch auf dem Boden.."
Als Antwort flog ihm ihr Unterkleid um die Ohren. Sie hatte es nach ihm geworfen. "Ach du bist doch dumm.. wie kommst du auf solche Ideen?" fragte sie, als sie in ihr Nachthemd schlüpfte, das eigentlich auch ein unterkleid war, aber schon öfter geflickt und nicht mehr so schön. Aber es tat schließlich trotzdem seinen Zweck. "Wir schlafen wenn beide im Bett, oder ich am Boden.. Es ist dein Zimmer, oder?"
Er zog den Kopf ein, musste fast lachen. "Ja..und? Eben darum.." Aber ehe sie noch etwas werfen konnte, kam er zu ihr und meinte: "Aber gut..dann beide Bett." Luke zuckte die Achseln. "Du hättest es für dich gehabt.. aber bitte..", murrte er grinsend. Er schlüpfte erst aus seinen Schuhen und zog sich dann im Gehen sein Hemd über den Kopf. Die Narben waren immer noch da, natürlich. Ein wenig verblasst vielleicht die auf Rücken und Brust.. aber noch da, eine Erinnerung. "Brauchst du noch irgendwas?" Er hängte seine Sachen ordentlich auf, auch ihr Unterkleid.
"Ein Bett, und dich?" meinte sie lächelnd und schlüpfte vor ihn ins Bett, auf die Wandseite. Sie machte ihm platz. "Ich meine.. wir haben lange nicht mehr in einem Bett geschlafen. Darf ich mich denn etwas.. an dich kuscheln?"
"..klar." Oh..das war so gemein! Luke schlüpfte zu ihr unter die Decke. Die Wärme, die von ihr ausging, die Wärme einer Frau in seinem Bett, war ihm inzwischen so ungewohnt geworden.. seltsam, früher war das nicht so gewesen. Weil es jetzt sie in seinem Leben gab. Also oder auch nicht. Denn sie war ja nur Lily. Nur Lily. Er lächelte leicht, beugte sich zu der Petroleumlampe hinüber. "Ich mach das Licht aus, ja? Du..solltest schlafen." Er auch lieber, sonst kam er hier noch auf Gedanken, auf die er lieber nicht kommen sollte..
"Ach Luke.. du versteifst dich total. Bin ich dir doch unangenehm, wenn ich so nah bin?" sie rückte doch wieder weg von ihm, drückte sich an die Wand, die unangenehm kühl war. "ist es wegen.. den Küssen? Oder wegen dem, was..ich bin?"
Er löschte das Licht, ehe er sich zu ihr umdrehte, um ihr zu antworten. Es war trotzdem nicht ganz dunkel, denn die Laternen draußen leuchteten noch. In der Dunkelheit suchte er mit den Händen nach ihrem schönen Gesicht - und fand es. "Nein..nein Lily, versteh es bitte nicht falsch.. ich hab dich gern hier." Er räusperte sich. "Sehr gern sogar." Wieder dieser raue Hals.. "Ich..Lily, ich hab dich wirklich vermisst." Man hörte das Lächeln auf seinen Lippen. "Kuschel dich gern so viel an mich, wie du willst.." Die Küsse waren es. Dass sie eine H*** war, das wusste er ja, seit dem Tag, an dem sie sich kannten. Dass er damit klarkommen konnte, das wusste er nicht. Aber musste er das denn? Er war nicht in der Lage, eifersüchtig zu sein. Ganz sachte streichelte ihre Wange.
"Ich hab dich auch vermisst.. mein Bett war so seltsam.. leer." flüsterte sie leise. Seine Hände an ihrem Gesicht waren schön, sie waren weich und warm. Einen kurzen Moment überlegte sie, wie es wohl wäre, wenn sie einfach hier bleiben würde. Nicht zurück nach Camebridge, zu Hank, der sicher schäumen würde vor Wut, wenn er das mit dem Freier mitbekam. Einfach hier bleiben bei Luke und ein neues Leben beginnen.. ein schöner, aber auch flüchtiger und dummer Gedanke. "Ist es, weil.. du mich mags so schwer neben mir still zu liegen?"
Luke antwortete eine Weile lang nicht. Schließlich drang er sich zu einem "ja, schon..mag sein" durch, das mehr gemurrt als geflüstert war. Er ließ die Hände sinken und die Decken raschelten, als er sich wieder umdrehte, damit sie sich an seinen Rücken kuscheln konnte. Ein Seufzen unterdrückend schloss er fest die Augen, obwohl er wusste, dass er nicht würde schlafen können.
Sie legte die Arme um ihn und den Kopf auf seinen Rücken. Es war so schön warm und.. es war eben anders, wenn man sich einfach so hinkuscheln konnte, und ganz man selbst sein konnte. "Es..wäre schlimmer, wenn es noch mehr wäre." flüsterte sie leise. "Ich hab.. noch nie so mit einem Mann im Bett gelegen." flüsterte sie. "Das ist albern, oder? Ausgerechnet ich.. Aber es ist einfach anders... Du bedeutest mir viel.. darum ist es anders." ihre Stimme war nur noch ein winziges Flüstern, fast nur noch ein Lufthauch an seinem Ohr.
"Es ist nicht albern.." Und das aus ihrem Mund. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, und das, obwohl er sich nicht sicher war, ob es mehr wehtat, als es ihn glücklich machte.. oder umgekehrt. "Ich weiß..", murmelte er leise. "Du mir auch, Lily." Er atmete tief ein und genoss ihre Nähe, ihre Wärme, bildete sich ein, ihren Herzschlag zu spüren. "Es ist schön.", stellte er fest. Schön, so zu liegen und zu reden.. einfach nur sie beide, nicht mehr und nicht weniger. "Was..hast du nun morgen vor?" Sie würde wohl kaum in London bleiben..leider.
"Ich weiß nicht.." murmelte sie und gähnte. "Soweit denke ich normalerweise nicht. Ich denke ich entscheide es morgen.. hm.. hast du morgen viel vor? ich möchte dich zum Essen einladen." sie hatte die Augen schon geschlossen. Sein Atem war wieder ruhiger geworden, und sie schmiegte sich an ihn, es war so..sicher! Geborgenheit..
Tatsächlich hatte er sich entspannt. Warum nicht den Augenblick genießen? Es war gut so. Er sollte das zu schätzen lernen, was er hatte.. "Klingt gut.." Luke schloss jetzt die Augen. "So machen wir das. Und jetzt schlaf gut, Lily."