"Hm.. ja..." sie schwieg kurz, eh sie lächelte und zu ihm kam. "Du bist so.. weißt du ich hab gestern.. darüber nachgedacht, was du so gesagt hast. also nicht heute sondern.. bevor du aus Camebridge verschwunden bist." sie drehte den Fuß etwas nervös hin und her "ich könnte.. einfach hier bleiben.."
"Ich..oh." Man glaubte es kaum, aber Luke war etwas rot um die Nase geworden. Das kam überraschend. Dass sie sich überhaupt noch daran erinnerte! Er räusperte sich, fuhr sich durch die blonden Locken. "Du..natürlich könntest du. Aber es ist eben nicht Camebridge, da hast du schon recht.." Er versuchte kläglich, ein Lächeln zu unterdrücken. Sie stand so nah bei ihm. Gern hätte er sie an sich gezogen und umarmt!
"Hm ja.. ja doch es ist nicht Camebridge. Aber.. ich weiß nicht einmal ob ich hier so sicher bin. Da gibt es einen Zuhälter, der sicher nicht begeistert ist, wenn ich nicht wieder komme." sie lächelte leicht und strich sich durchs Haar "Gehen wir lieber. ich brauch frische Luft, und du?"
Das Wetter war besser als erwartet. London schien es wirklich gut mit Lily zu meinen, zumindest das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, seit sie hier war. Lily hatte sich bei Luke untergehakt und so spazierten sie durch die Gegend. Ein wenig zeigte Luke ihr noch die Stadt, die jetzt schon so groß erschien, das Lily sicher war sich zu verlaufen. Als sie in Richtung Hafen wanderten hörte Lily, wie ihr ein Mann hinterher pfiff. Das passierte.. aber normal eher selten, wenn sie ganz normal herumlief.. in zivil sozusagen. „Hey Süße! Du kannst dich ruhig mal umdrehen, wenn man dir hinterherpfeift!“ Meinte ein Kerl hinter ihr und natürlich sah sie sich um. 3 Typen standen da, sie sahen so aus, als wären sie letzte Nacht noch nicht ins Bett bekommen. Und selbst wenn, dann sicher nicht lange. Sie sahen aus, wie die Art von Mann, vor denen man sich in Acht nehmen musste, und Lily hatte schon gehört, dass es in London durchaus die ein oder andere Gang ihr unwesen trieb.
Luke wollte etwas erwidern wie "Hier wird nicht gepfiffen." oder "Hier muss sich keiner umdrehen." Aber er ließ es bleiben. Er kannte das Gesicht des Mannes, der das Wort an Lily gerichtet hatte. Er hieß Stew oder sowas. Scotland Yard suchte ihn. Übler Kerl. DIe drei hatten getrunken und sahen aus, als hätten sie sich die Nacht um die Ohren geschlagen. Wenn sie..dann stand es zwei gegen drei.. also letztendlich Luke gegen die Männer und.. Wieso hatten sie nicht die Wellington Street genommen? Die war viel heller und sicherer. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Unwillkürlich ging seine Hand zu seiner Brust; sein Messer bewahrte er noch immer in der rechten Westentasche auf, innen. Nun, man sollte nicht gleich den Teufel an die WEand malen. Die Männer nahmen kaum Notiz von ihm. In Breite und Kampfgeist waren sie ihm wohl auch durchaus überlegen. "Geht doch." Wieder pfiff der Mann durch die Zähne. Sein Grinsen offenbarte mehr schwarz als weiß. Einen Schritt machte er auf Lily zu und das reichte schon. Luke trat ein wenig vor sie. "Geh nach Hause, Mann. Du bist betrunken." Er sagte es ernst, aber beherrscht.. fast wie einen guten Rat. Er hätte lieber gebrüllt.
Lily hatte ihrem Beschützer die Hand auf den Rücken gelegt. "Lass uns gehen, das Wetter ist zu schön um sich zu schlagen." meinte sie leise und auch etwas besorgt. Ja, Luke war auf der Straße groß geworden, aber 3 gegen einen war trotzdem keine gute Situation.
Stew, denn so hieß er wirklich, lachte auf. "Oh Sieh an, der Junge will mir sagen, was ich tun und lassen soll! Kaum zu glauben, nicht? Geh lieber bei Seite, damit wir deine kleine Freundin etwas genauer ansehen können. So was hübsches sieht man hier selten!"
"Ich geh ganz sicher nicht zur Seite." Luke schnaubte verächtlich, es war gar nicht zu vermeiden. Aber anstatt Stew an den Kragen zu gehen, griff er nach Lilys Hand und zog sie sanft weiter. "Heyhey, so weit kommt's noch, dass du uns deine Freundin hier vorenthältst.." Gelächter. "Wenn es überhaupt deine Freundin ist. Scheint mir ne ganz andere Liga zu sein, Junge." Luke ballte die freie Faust, aber er wollte sich nicht provozieren lassen.
Sie drückte seine Hand fest, aber was nützte das schon? Sie wusste genau, dass sie Luke nicht zurückhalten konnte, wenn er sich mit diesen Kerlen prügeln wollte. Verdammt, wieso musste so etwas nur passieren? Sie freute sich fast, dass sie heute ihre einfachsten Schuhe angezogen hatte, die trotz Löchern zum rennen ganz gut geeignet waren. Aber war rennen denn schlau? wenn diese Kerle Revolver hatten, dann war das sinnlos, denn vor einer Kugel konnte man nicht davon laufen. Jetzt erst merkte Lily, dass sie eine ganze Weile Glück gehabt hatte, und schon lange nicht mehr so ein Problem gehabt hatte. "Lass uns einfach gehen, ja?" flüsterte sie leise. doch die Herren hatten wohl nicht vor sie gehen zu lassen. "Wer weiß Stew, vielleicht hat unser blond gelockter Bursche ja ein paar Münzen in den Taschen. Vielleicht hängt sie darum an ihm? Na meine Süße, willst du nicht lieber mit uns ein Gläschen trinken gehen?"
Luke versuchte, die drei zu ignorieren, zog Lily weiter. Erst als ihn einer der Männer an der Schulter packte, fuhr er wieder herum. Stew, erfreut über den Halt der beiden, trat nah an Lily heran. Zu nah. "Hört auf mit dem Scheiß. Sie wird nichts mit euch trinken und ich hab kein Geld für euch. Also macht, dass ihr hier wegkommt!"
Lily hielt den Kerl mit der Hand auf abstand. "Da hat er recht. Ich hab grade wirklich keine Lust mit euch was trinken zu gehen. Und sehen wir wirklich so aus, als hätten wir Geld?" Lily schüttelte den Kopf. "Wir wollten nur ein bisschen durch die Stadt laufen und keinen Ärger." Stew grinste schief. "Davon überzeugen wir uns doch lieber selber." er gab einem seiner Kumpels ein Zeichen, damit er Luke festhielt und seine Taschen durchsuchte
"Ihr habt sie ja nicht mal alle!" Luke wehrte sich vergeblich, bekam einen Hieb in die Seite. "Halt die Klappe." "Man, wir sind doch vom der Straße wie ihr. Ich klau mir mein täglich Brot zusammen und ihr nehmt mir den letzten Penny." Er murrte etwas Unverständliches, als der rothaarige Kerl seine Börse in der rechten Hosentasche fand. Das Geld hätte noch für ein paar Tage gereicht. "Geben und nehmen, mein Freund." Luke schnaubte nur wieder verächtlich. "Unsinn." Er machte sich aus dem Griff frei. "Lass mich los."
"Sei mal nicht so frech Freundchen! Sonst beschließe ich, dass mir das Geld nicht reicht und ich mir noch deine Freundin mitnehme." meinte er und wollte Lily über die Wange streifen, die allerdings seine Hand abfing. "Lass das! Die Freundin hat da was dagegen!" meinte sie und sah dem Kerl in die Augen
Der lachte, aber seine Augen funkelten - halb verärgert, halb fasziniert. "Das macht das Ganze dann auch noch eine Spur interessanter." Als er sie packte, ging Luke auf ihn los.