Er lächelte leicht. "Nicht wahr? Aber dir ist sicher kalt.." Luke schlüpfte aus der Jacke, die er vorhin übergezogen hatte, und legte sie ihr um die Schultern. "Man sieht beinahe alles von hier oben.. ich bin gern hier, ist gut zum Nachdenken." Er ließ sie stehen, suchte sich einen Platz auf alten Ziegeln, mit denen man wohl hatte bauen wollen. Bretter lagen darauf, wodurch sich eine Art Bank bildete. Luke stellte sein Glas auf dem Boden ab, klopfte auf den Platz neben sich. "Komm..setz dich."
Sie kam zu ihm, noch immer schauend und staunend. Erst als sie sich gesetzt hatte, das Glas abgestellt hatte und sich in seine Jacke gekuschelt hatte, da redete sie wieder. "Wie kann eine Stadt so schön und doch so.. mächtig sein. Verstehst du was ich meine? Sie überwältigt mich einfach." sie kuschelte sich tief in seine Jacke. Sie roch nach ihm, das war schön, auch wenn sie zudem auch etwas nach Zigaretten roch.
"Das ist das, was ich so sehr an ihr..liebe. London ist unglaublich. Und es hat zwei Seiten. Die eine schön, die andere so grausam.. du kommst nicht mehr von dieser Stadt los, wenn du sie einmal gesehen und erlebt hast.. du musst einfach wieder herkommen, immer hiersein.." Lily war wie London. Diese Erkenntnis ließ ihn bitter lächeln. "Ich.." Er räusperte sich, griff in seine Hosentasche. "Weißt du, ich würde gern rauchen, aber es stört dich, oder?"
ganz verträumt sah sie hinunter auf die Dächer Londons, wie sie sich in den letzten Lichtern der Dämmerung langsam immer mehr in Schatten verwandelten. Der weiße Rauch, der aus vielen Kaminen kam, die Geräusche, die leiser wurden. "London... ja ich glaube dir jedes Wort.." sie sah zu ihm und zuckte mit den Schultern, was mit der zu großen Jacke seltsam aussah. "Ach mach nur.. wir haben hier ja frische Luft um uns herum. Ich mag den Geruch nicht besonders... hm aber warte noch kurz." sie beugte sich zu ihm und küsste ihn ganz sanft auf die Wangen, wie ein Schmetterling, der sich nur einen winzigen Moment auf einer Blüte niederließ. "Ich mag auch den Geschmack nicht so.. und ich wollte mich bedanken für.. für das alles hier."
Einen kurzen Moment lang lächelte er, die Augen geschlossen. Wie unschuldig dieser Kuss doch war. Er war intimer als das gestern, auf seine Art. Luke machte sich ans Drehen, rauchte aber doch keine. Sie saßen eine Weile da, Schulter an Schulter. "Ich dachte mir schon, dass es dir hier gefallen würde.. deshalb..wollte ich dich ja auch mitnehmen.." Nach London, nicht auf das Dach. Er ließ schließlich auf den Rücken sinken, starrte in den Himmel. "Es ist so still hier oben, nicht?", flüsterte er.
"Es ist toll.. wirklich schön." sie legte sich zu ihm. Nicht ganz neben ihn, nein ein Stück sogar mit dem Kopf auf seine Brust. "Meinst du, die Sterne kommen bald raus? Sieht man in London Sterne? Ich meine es Raucht hier sehr.. aus all den Kaminen. Viel mehr als zu Hause... ich meine.. in meinem zu Hause." sie flüsterte warst, denn die stimmung war zu schön um sie durch laute Geräusche zu verderben
Es war einfach nur schön. Sie kuschelte sich an ihn und sah nach oben. "wer hätte gedacht, dass London mir so gefällt." murmelte sie nachdenklich. Hier liegen war toll, auch wenn es langsam kalt wurde. Aber solange es nicht regnete war es schon ok.
"Du wohl am wenigsten, hm?" Er stieß sie lachend sanft von der Seite an. Die Stimmung war ihm zu romantisch und es passte nicht. Also schon, aber nicht für sie beide. Es war falsch. "Ich.." Luke räusperte sich. "Es wird dunkel, dir ist sicher kalt.. willst du wieder runter?" Er nahm noch einen Schluck, leerte sein Glas damit.
"Oh, ja ich denke das wird besser sein." eigentlich war es schön kuschlig, weich, warum und geborgen. "aber du musst aufpassen, dass ich nicht runter falle.. das Kleid ist nicht so zum Klettern geeignet." sie erhob sich. Ihr Glas hatte sie nicht weiter angerührt, es war noch ein großer Schluck drin. Sie nahm aber nur einen kleinen. "Wirklich gut.."
Luke nickte. "Find ich auch. Muss ein kleines Vermögen gekostet haben.. also nicht für meinen Freund aber.. du weißt schon." Er grinste leicht, zuckte die Achseln. Luke ging ihr voraus, um ihr dann nach unten zu helfen, damit sie wirklich nicht viel. Die Stufen waren etwas rutschig und er wollte nicht, dass sie sich verletzte. Man fiel hier doch recht tief, wenn man fiel. Aber heil kam sie wieder in seiner Kammer an. "Ich.." Er sah auf die Flasche und wusste, dass er heute Abend noch einen großen Teil davon würde trinken müssen, wenn er sie nicht in seinen Träumen haben wollte. Luke räusperte sich. "..soll ich dich nach Hause bringen?" Wäre wohl besser so.
Sie trank ihr Glas erst in der Kammer aus. "Wundervoller Tropfen ja.." sie stellte es ab und lächelte. "Oh Luke, es wäre wirklich lieb. Ich kenn mich in London garnicht aus und die ganzen engen Gassen.. London ist sicher nicht ungefährlich. Ich hab mich schon fast verlaufen, als ich dich gesucht hab." sie kam zu ihm und nahm seine Hand. Ein Lächeln hatte sie auf den Lippen, als sie ihn sanft auf die Wange küsste. "Und so.. bin ich noch etwas bei dir."
Ihre Lippen auf seiner Wange.. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus und er kam sich so glücklich und dumm zugleich vor. Luke senkte den Blick und sein Hals fühlte sich etwas rau an, als er meinte: "War auch mein Gedanke. Du solltest nachts nicht allein rumlaufen..da ist viel zu viel Gesindel unterwegs." Sie standen noch einen Moment lang so da, ehe sie aufbrachen, in bessere Gegenden, wobei ihr Weg sie durch noch schlimmere führte.
Und in seinem Zimmer tobte Hales. Wo war das Mädchen? Was erlaubte sie sich eigentlich?
Sie hatte die Schuhe wieder angezogen, doch die Haare wehten noch offen im Wind. Ja, man sah ihnen wohl an, dass sie hier hin gehörten. Sie waren Menschen solcher Gegenden... Und irgendwie kam es Lily viel falscher vor, als sich dunkle Gassen und Lärm aus Tavernen durch Gernaien und Straßenbeleuchtung ersetzten. "Hier ist es irgendwie so seltsam.. nichtwar? Und da vorne muss ich hin.."
Luke brummte etwas Unverständliches, sah über die Schulter, zog sie dann durch die Gasse, in der sie gestern noch wild geknutscht hatten, ging aber weiter, ohne anzuhalten. "Weißt du ich fürchte, dass Problem ist, dass sie nicht anders sind als wir.." Es war unmissverständlich, wen er mit sie meinte: Den Adel, Menschen wie Hales, Menschen wie Andrew, Menschen, die sich für etwas Besseres hielten und doch auch nur Menschen waren. Lächerlich. Traurig. "..und doch wohnt dein feiner Herr im Hotel und ich penne auf Stroh." Luke hielt immer noch ihre Hand. Weich und warm war sie.