outlaws: george.zack.john.much=müllerssohn aus locksley.rose=bäckerstochter aus locksley.will.(allan). harry=läufer, phil=alt steuermensch: huntingdon Sheriff: Geoffrey of Wellington
Der Wald roch nach Heimat. Er war so grün, so rein, so voller Leben. An den unteren Blättern und Moosen, auf den Gräsern und Pilzen lag noch der Tau von dem Morgen, der den Heimkehrenden mit einem wunderschönen Sonnenaufgang begrüßt hatte und schon viele Stunden vorüber war. Der Wald war auch vertraut. Die Vögel zwitscherten und alles sah so normal aus. Alles sah nach England aus. Jede Faser seines Körpers wünschte und sehnte sich bereits jetzt in die Wände von Locksley Manor, auf die Ländereien des Anwesens seiner Eltern, nach den Gerüchen in der Küche unten.. Er war beinahe drei Jahre fort gewesen. Es kam ihm vor, wie ein halbes Leben. Der Wald war noch Wald. Der Northway war noch der Northway. Einige Tage war er bereits unterwegs; der Reisende ritt allein - eigentlich hatte er noch seinen Knappen dabeigehabt, aber der war noch vor ihrer Ankunft auf britischem Land dem Fieber erlegen. Es war vielleicht etwas riskanter, allein zu reisen - doch es ging auch sehr viel schneller. Es war ein Kreuzritter, der da, auf dem Weg zurück in die Heimat, die breite Straße entlangritt, die schon so viele vor ihm passiert hatten und noch passieren würden. Zurück aus dem Heiligen Land, fort von den Truppen, dem Kampf, dem Hass, dem Tod. Er trug keine schillernde Rüstung und sein Kettenhemd war unter einem einfachen Umhang verborgen. Lediglich das Schwert an seinem Gürtel und der Bogen auf seinem Rücken verrieten, dass er etwas vom Kämpfen verstand. Sein Pferd war stark und ausdauernd, aber es hatte eindeutig schon zu viele Meilen hinter sich. Wir schrieben das Jahr 1191, es war März, als Sir Robin von Locksley, zum Ritter geschlagen mit gerade achtzehn, die ersten Sarazen getötet mit nicht einmal 20, gedient in der Garde des Königs, in den Krieg gezogen für seinen Vater, Sir George of Locksley, England verlassen, um für die Kirche zu kämpfen, in Akkon verwundet und gefangengenommen und zurückgekehrt mit einem ganz anderen Bild von der Welt, nun also den Sherwood Forrest durchquerte. Monate des Reisens und zwei Jahre im Heiligen Land hatten ihn zu einem anderen Menschen gemacht. Als er nun nach Hause ritt, den Umhang fest um die Schultern gezogen, die Zügel in den Händen, der Blick wachsam und doch müde, wusste er nichts von den Dingen, die in der Zeit seines Ablebens geschehen waren. Er wusste nicht von den Machenschaften des Prinz John, nichts von einem gewissen Guy of Gisborne.. nichts vom Tod seines Vaters. Nichts von der Armut, den Steuern, dem Hunger. Robin warf einen raschen Blick über die Schulter. Vor Abend würde er zu Hause sein. Endlich. Er trieb sein treues Pferd an - auch ohne zu wissen, dass die Anzahl der Wegelagerer und Räuber und Gesetzlosen in diesem Wald, in dem er als Kind gespielt hatte, drastisch gestiegen war. Etwas leichtsinnig machte ihn vielleicht auch die geringe Anzahl an Meilen, die ihn noch von der Heimat trennte. Er war müde vom Krieg. Es war ein schöner Tag, obgleich es nach Regen aussah. Und Robin sah immer noch aus wie früher, nur dass er einige Narben mehr mit sich trug und sein Haar etwas länger war und er sich in den letzten Tagen nicht ordentlich rasiert hatte. Er war immer noch der lockere, fröhliche Mensch, wenn ihn nicht gerade Erinnerungen übermannten. Er fühlte sich so alt. Vielleicht konnte man sogar sagen, dass er zum Mann geworden war - wenn Blut und Schlachtruf einen dazu machten. Oh ja, es war ein schöner Tag. Die Vögel zwitscherten.
John Little war ein Berg von einem Mann. Die meisten Anderen überragte er um einen Kopf. Gerade seine Größe hatte ihm wohl den Spitznahmen Little John eingebracht, denn trotz seiner Größe war er im innersten ein guter Kerl. Er schlug gerne mal etwas zu und trank einen über den Durst, aber wenn man ihn brauchte, dann war er da. Man möchte jetzt meinen, das dieser etwas grobe Klotz dumm gewesen wäre, doch auch da täuschte die breite Statur und der wilde Bart. John hatte eine einfache Sichtweise der Dinge, doch er war mehr als nur Bauernschlau. Vor 4 Jahren schon hatten ihn die Leute des Sheriffs beim Wildern erwischt. Sein Dorf hatte gehungert. Er war der Vorsteher gewesen, die Leute waren seine Freunde gewesen, da war er in den Wald gezogen und hatte ein Reh geschossen. Hochverrat! Das Wild im Wald war Königswild und damit Besitz des Adels. Oft hatte er es schon getan, dieses eine Mal war er unachtsam gewesen. Seinem damals 5 Jahre alten Sohn hatten sie dafür die Hand gebrochen, diese Dreckssäcke. Weil sie ihn nicht erwischt hatten, weil er sich gewehrt hatte! Seither lebte er im Wald, denn was sollte er sonst tun? Ab und an hängte er seiner lieben Frau ein Tier unters Fenster, doch normal blieb er weg von dort. Sie hatte wieder geheiratet. Natürlich.. wie hätte sie sonst überleben sollen. John war ihr nicht böse… er war nur verbittert. Recht bald hatten sich in den Wäldern um Nottingham ein paar Männer geschart. Denn das Essen war dürftig und die Steuern mehr als nur hart. Viele von ihnen waren zu Viehdieben, Wilderern oder anderen Kriminellen geworden. Aus der Not heraus… Man hatte sich zusammen getan, den viele auf einmal konnte man schwerer erschießen, als einen einzelnen Mann. Wegen seiner Größe und Kraft hatte sich Little John recht bald als Anführer hervorgetan. Was nicht hies, das die anderen taten, was er wollte, nein man respektierte ihn nur mehr, da er einem leichter den Schädel einschlagen konnte als andere. Darum kamen viele Pläne von ihm. Momentan bewachten sie den Northway. Von dort kamen die Händler aus London meistens, mit ihren reich beladenen Wägen. Will Scarlett, ein Bursche, der eher wie ein Mädchen aussah an manchen Tagen und erst seit einem Jahr hier im Wald hauste, schon Wache. Wenn der auf einem Baum hockte, dann sah ihn keiner, trotz seines rotblonden Haars, das ihm seinen Namen eingebracht hatte. (mein Will sieht etwas anders aus ;)) die leichten Locken trug der Jüngling meist im Nacken zusammengebunden und die braune Kapuze weit in das hübsche Gesicht gezogen. Einen kleinen Bart hatte er, der ihn zumindest etwas Männlich machte. John mochte ihn ganz gut leiden, auch wenn er manchmal etwas eitel war. Jetzt kam ein Signal. Ein sehr einfaches Signal, doch sie konnten sich verständigen. Und es war klar! Ein einsamer Reiter, vielleicht ein Ritter. Bewaffnet mit Schwert und Bogen. Die würden ihm nur nichts nützen.. bis er den Bogen gespannt hatte, würde er bewusstlos sein, dessen war John sich sicher, als er den Männern das Zeichen zum Aufbruch gab. Nur noch ein paar Schritte…. Dann hatten sie ihn! „Bleibt stehn, sowar euch Gott helfe!“ donnerte er mit lauter Stimme über die Straße. „Dies ist meine Straße, wer hindurch muss, der zahlt Wegezoll und das nicht zu knapp!“ Pfeilspitzen zeigten auf den Reisenden und ein Netz fiel von oben herab auf ihn aus dem Geäst der Bäume, die sich jetzt als Verräter herausstellten. Statt friedliche Schattenspener und Schutz vor Regen waren se jetzt Versteck von Räubern und Mördern.
Der Reiter verzog nur kaum merklich das Gesicht, als er sich bewusst wurde, dass er da gerade von Räubern gefangen genommen wurde. Er zügelte also sein Pferd und griff trotz des hinunterfallenden Netzes zu seinem Bogen - es war ein anderer als der, die jene trugen, die wohl dort oben in den Bäumen saßen (jaja - bbc, aber bogen abgucken ist erlaubt, denk ich); er war geschwungener, in zwei Bögen - ein Bogen, wie ihn die Männer Saladins machten. "Dass diese Straße dir gehört, das glaub ich nicht! Das hier ist der Northway. Er gehört niemandem außer König Richard und damit ganz England." Robin war zwar ein junger Mann, gerade ein mal 21 - aber seine Stimme war die des Edelmannes, der er einmal sein würde. Er entdeckte den Mann, der zu der dunklen, polternden Stimme gehörte. Einen seiner Pfeile hatte er rasch zwischen den Fingern, aber wie viele mochten in den Bäumen sitzen, wie viele zwischen den Stämmen lauern? Das war einer gegen sicherlich 5,6 - mindestens. "Warum also sollte ich Männern, die mich bedrohen mit ihren Pfeil und Bogen, Wegzoll zahlen?" Mal abgesehen davon, dass er nichts bei sich trug. Außer dem Ring, der an einem Lederband um seinen Hals baumelte - unter seiner Kleidung, slebstverständlich.
Gelächter drang aus dem umliegenden Gebüsch und der Hüne trennte sich von dem Schatten der Bäume. "Der König ist weit weg! Und solange Prinz John und seine miesen Handlanger hier die Steuern erheben, so lange ist dies meine Straße und mein Wegezoll, also zahl mit Geld oder mit deinem Leben Bursche! Holt unseren Fisch mal an Land!" rief er seinen Befehl und zwei Männer sprangen aus den Bäumen über dem Rittersmann und rissen ihn mit dem Netz zu Boden, herunter von seinem edlen Ross, das erschrak und erstmal eigefangen werden musste.
Er fiel also zu Boden, womit mal vielleicht hätte rechnen können..müssen. Unglaublich! Wo war die Loyalität zum König bei diesen Männern geblieben? Abgelegt, als sie sich für den Wald entschieden? Waren sie Gesetzlose? Sicherlich. "Ich sehe schon, in Sachen Gerechtigkeit stellt ihr wahrlich Eure eigenen Regeln auf.." Robin rappelte sich auf, auch wenn das nicht so viel brachte - unter dem Netz konnte er nicht einmal sein Schwert ziehen. "Wie oft kommt hier jemand vorbei, hm? So ein dutzend Reiter täglich? Muss eine ziemlich rentable Einnahmequelle sein.." Seine lose Zunge war ihm schon immer sein größtes Problem gewesen. Er hob die Hände, als einer der Männer sie packte. "Geld habe ich keines. Was jetzt? Wer von euch wird mich töten?" Er runzelte die Stirn. "Einer gegen alle, das macht wirklich keinen Spaß.." Robin sah sich um, die linke Hand auf dem Griff seines Schwerts.
"John, mir scheint der Fisch in unserem Netz ist sehr gesprächig!" meinte einer der Männer lachend. Auch John grinste kurz schief, eh er weiter Anweisungen gab. "Nehmt sein Pferd und durchsucht ihn! Und wenn wir dich bis auf die Knochen ausziehen müssen Fisch, wir nehmen dein Geld, dein stinkendes Leben kannst du von miraus behalten!" So wurde das Pferd eingefangen und durchsucht. Und zwei Männer ergriffen Robin geübt und befreiten ihn von dem Netz "ah, ein schönes Schwert, das können wir auch brauchen." meinte Will Scarlet, der mittlerweile auch wieder auf dem Boden stand und den Edelmann durchsuchte "Er trägt ein Kettenhemd!"
"Natürlich trage ich ein Kettenhemd, du Dummkopf! Wie sonst sollte ich mich im Heiligen Land geschützt haben?" Er verzog das Gesicht, als der eine sein Schwert aus der Scheide zog und es zufrieden betrachtete. Es war ein wirklich gutes Schwert. Robin sah es gar nicht ein, sich von denen ausrauben zu lassen. "In Ordnung. In Ordnung, ihr habt gewonnen." Einer der Männer, die gerade das Netz wegräumten, schnaubte verächtlich. "Kann ihm nicht jemand die Zunge rausschneiden?" Das war keine Männerstimme. Eine Frau? Ein weiblicher Räuber? Na Halleluhja. "Ich habe nichts bei mir, außer den Kleidern, die ich am Leib trage. Aber ich mache Euch einen Vorschlag.. Ihr seid doch sicher hungrig vom Leben im Wald.." Er grinste schief und sah zu dem Koloss hinüber. Wie ein Bär sah er aus.
John schnaubte ungeduldig und auch etwas verächtlich "Nicht der Wald ist es, der uns hungern lässt! Es sind die Steuern deines verdammten Prinzen! Der König hätte lieber hier in seinem Land bleiben sollen, als sich mit irgendwelchen Muselmanen um ein Stück staubige Wüste zu schlagen!" Er spuckte dem Fremden auf die Stiefel "Da siehst du was mir dein König wert ist! Und jetzt nehmt ihm seine Kleider, wenn er schon so damit angibt, dass er nur die besitzt!"
"Was hat der Prinz damit zutun? Die Königin sollte sich doch darum kümmern.." Aber er sprach eigentlich eher mit sich selbst. Als Scarlett ihm netterweise mit seinem Kettenhemd half, nutzte Robin die Gelegenheit und verschaffte sich mit einem Tritt nach ihm kurz freie Hände - mit denen er sich seinen Pfeil und seinen Bogen schnappte. Er gab sicherlich ein lächerliches Bild ab, denn die Männer hatten ihm schon Mantel, Hemd und Stiefel abgenommen - aber das war unwichtig. Die Sehne des Bogens spannte sich stark an, als er auf den dicken Mann zielte. "Mein Name ist Sir Robin of Locksley und ich werde mich ganz bestimmt nicht von Gesetzlosen wie Euch ausrauben lassen. Locksley Manor ist nur wenige Meilen weit weg von hier, wie Ihr sicherlich wisst. Man erwartet mich. Wenn mir etwas passiert, dann fällt es auf - und wenn ihr mich laufen lasst ohne meine Sachen, werde ich persönlich morgen früh nochmal wiederkommen - und das mit einigen mehr Männern, als ihr es seid." Robin war kein großer, breiter Mann. Er war eher schmächtig und flink als von Muskeln gestählt. Er war auch nicht besonders stark, aber das Schwert gehorchte ihm ausgezeichnet und der Bogen war sein bester Freund. Eher er noch etwas sagen konnte, ertönte wieder die Stimme des Mannes, der bereits etwas gesagt hatte - oder war es jetzt eine Frau?!: "Der sieht gar nicht wie'n Verwandter von Gisborne aus." In ihrer Stimme lag nichts als Spott und Hohn. Ein paar Männer lachten. Robin verstand gar nichts, hielt Blick und Pfeil aber auf den Mann gerichtet, gleichzeitig seine eigene Deckung überprüfend und haltend, soweit das ging, wenn man von Etlichen umzingelt war.
"Nun Robin of was auch immer! In Locksley werdet ihr wohl kaum erwartet werden. unser guter Freund Gisborne ist nicht gerade für seine Gastfreundschaft bekannt!" höhnte auch Will. "Der sucht uns schon lange, und gefunden hat er bisher nur den Staub unter unseren Füßen!"
"RUHIG!" donnerte John über den Platz "Was spricht der Fisch, wie sein Name ist? Locksley? ich dachte mit dem alten Locksley hätte der Sheriff alle dieser Linie endlich enteignet und umgebracht? Sag Fisch wo kommst du her, das du nicht weißt, das Guy of Gisborne jetzt ganz Locksley gehört?"
Robins Hand zitterte nur einen Moment lang. "Wer ist dieser Guy of Gisborne? Und was ist mit den Locksleys passiert?" Er war sich durchaus bewusst, dass seine Situation immer ungünstiger wurde.
Die Frau - die übrigens Rose hieß und mehr noch ein Fräulein war (auch wenn man bei ihren Manieren und ihrer Art, mit dem Schwert umzugehen nicht gerade von einem Fräulein sprechen konnte), trat jetzt einen Schritt in Richtung des jungen Mannes, der wirklich einen lächerlichen Anblick bot. Schon sah sie den Pfeil auf sich gerichtet, aber das beeindruckte sie nicht sehr. "Ich glaube, ich kenne ihn. Er ist der Sohn vom alten Locksley!" Rose war 15 gewesen, als Robin sein Dorf verlassen hatte - ihr Vater, der Bäcker, war im Kerker gelandet, weil er die Steuern hatte nicht zahlen können.
Robin runzelte die Stirn. "Du bist die Tochter vom Hankins, oder?" Er sah die Männer an, die um ihn herumstanden, und versuchte, noch andere Gesichter zu erkennen, aber er traf wieder nur auf das grimmige Gesicht von John - auch wenn er ja nicht wusste, dass das sein Name war. Irgendetwas sagte ihm, dass hier etwas gewaltig schief gelaufen war. "..ich war im Heiligen Land.", meinte er schließlich, Johns Frage beantwortend. Sein Blick lag auf Will, der ihn feindselig musterte.
"Ist er..? nun, dann mein Fischchen hast du wohl pech gehabt, dir gehört hier soviel wie uns allen! Alles hier gehört dem Sheriff! und Locksley gehört jetzt Gisborne, einem Günstling des Sheriffs. Also nimm den Pfeil runter!"
will hatte in der zwischenzeit das Pferd durchsucht, ein paar schäbige münzen gefunden, aber sonst nichts
Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, einen Pfeil abzuschießen, nur um die Wut loszuwerden, ihr Ausdruck zu geben. Dann aber ließ er den Pfeil sinken. Und damit kam der Schmerz, aber er unterdrückte ihn; versuchte es. Alles, von dem er gedacht hatte, es würde auf ihn warten, alles, das ihm Hoffnung gegeben hatte..fort? Robin beobachtete wortlos, wie einer die Zügel seines Pferdes nahm und seine brauchbare Kleidung in den Satteltaschen verstaute. "Jetzt bist du still, hm?" Er sah nicht den Mann zu der Stimme. Vater, Mutter tot. Locksley Manor in den Händen eines anderen. Wofür war er bitte zurückgekommen? Aber halt..er konnte es zurückfordern, nicht? Es war sein Land. Und wer auch immer dieser Gisborne war, er hatte nicht das Recht dazu, es für sich zu beschlagnahmen, wenn sein rechtmäßiger Eigentümer zurückkehrte.. Robin antwortete nicht. Stattdessen besah er sich die Gesichter näher. Viele waren noch jung, halbe Kinder.
Oh ja.. junge Burschen, deren Väter zu alt waren, keine Hände mehr hatten, in Kerkern saßen oder anderes. Junge Burschen, die ihre Familien hatten versorgen wollen. "Lasst ihn! wenn er es ist hat er gerade vater und Mutter verloren. Darüber sollte keiner von uns Spaßen! Jetzt nehmt ihm sein Schwert und lasst uns gehen! Nicht, dass uns des Sherrifs männer in den Weg kommen"
Nun, aufgefallen war es noch niemandem. Die Gesellschaft war jetzt erst in dem großen Saal angekommen, von Spanferkel über dem Feuer brutzelten. Geoffrey of Wellington (hab nachgeschaut, so nannten wir den Sheriff mal ) hatte sich selbst übertroffen und die Bauernhöfe der Region ordentlich geschröpft. Marian schog den guten Duft ein, wenn auch etwas mit schlechtem Gewissen, immerhin wusste sie ja, dass die Bauern darum hungern würden. Trotzdem roch es gut.. sie hatte wirklich Hunger. Natürlich würde es noch dauern, bis es wirklich Essen gab, denn die Förmlichkeiten mussten eingehalten werden. Also lächelte sie brav und wartete, bis Trinksprüche und ähnliches vorüber waren. Rose hatte schräg hinter Marian, am Tisch der Zofen einen Platz gefunden, und Sir Guy saß neben Marian. Eigentlich fühlte sie sich so relativ beschützt. Ja, sie freute sich sogar fast, dass Guy bei ihr saß. Bei ihm fühlte sie sich etwas sicher, bei dieser großen Gesellschaft. Ab und an wanderte ihr Blick durch den Raum, besah sich die Leute. Edle aus dem Gefolge des Prinzen und Adlige aus der Umgebung waren hier zusammen gekommen um den Prinzen zu feiern. Und einer fiel ihr ins Auge.. es lief ihr kalt den Rücken herunter. Sie kannte ihn aus der Zeit in London. An den Schläfen war er schon leicht ergraut, auch der Schnurrbart war etwas grau. Die kalten Augen hatten sie noch nicht erspäht und sie schickte ein kurzes Gebet gen Himmel, dass dies auch so bleiben würde. Das Fest ging voran, Trinksprüche wurden aufgesagt und schließlich das erste Ferkel serviert.
Seinen Bogen wollte keiner haben. Gut, war ihm Recht. Aber trotzdem.. Was sollte er ohne sein Pferd, mit ohne sein Schwert..oh ja, es war wirklich ein gutes Schwert gewesen.. was sollte ohne diese Dinge? Und kein Kettenhemd mehr. Er war barfuß. Wo sollte er denn jetzt hin? Er schulterte seinen Bogen, seinen guten alten Freund, als sie begannen, seine Sachen fortzutragen. Eine Frage brannte ihm auf der Zunge. "Wie ist Euer Name, großer Mann?"