ein verächtliches trocknes Lachen war die Antwort auf Robins Frage. Much ging weg ohne ihn weiter an zu sehen. Nur Will blieb noch bei ihm. "Wirklich du hast ausgesprochenes Talent in Fettnäpfchen zu treten! wir haben die Mühle angehalten.. die Leute des Sheriffs haben Muchs Vater an das Mühlrad gebunden. vor 3 Monaten.."
"..das wusste ich ja nicht. Aber das ist barbarisch! Was hat er denn bitte getan?" Nein; er erwartete keine Antwort darauf. Seine Kiefermuskeln spannten sich an und auf seiner Stirn bildete sich eine tiefe Furche. Robin sah Much nach und schwieg eine Weile lang, ehe er meinte (und das mehr zu sich selbst): "Das muss ein Ende haben." Bevor er noch etwas sagen konnte, bekam die kleine Runde zuwachs. Robin war etwas überrascht, Rose kommen zu sehen - sie tauchte zwischen dem Schilf auf. Das Mädchen, nein die junge Frau, trug wie gestern Kleidung, die sonst nur Männer trugen - Hosen, Hemd, Stiefel, aber an ihre dicken, braunen Locken zog der Wind ganz sachte, denn ihr Haar war nur locker zu einem Zopf zusammengebunden.
Denn derweil war Rose Much und Will nachgegangen, ihnen bis nach Locksley gefolgt. "Will, was machst du hier? Little John will eine Besprechung - und zwar bald." Sie trat zu den beiden, bedachte den früheren Herrn aber nur mit einem knappen, abschätzigen Blick. "Ah, der Herr Kreuzritter." Rose deutete einen spöttischen Knicks an, ehe sie sich wieder Will zuwandte. "Zwei Reiter sind auf dem Weg Richtung Sherwood. Ihr solltet machen, dass ihr wieder zwischen die Bäume kommt." Sie sah sich kurz und vorsichtig um. "Wo ist Much hin?"
(Bis vielleicht heute spät abends?! sonst einen schönen tag!!)
Will sah Rose an, musterte sie und rollte mit den Augen. "was will der Teddybär denn schon wieder?" er stöhnte und strich sich durch die Haare. "Was machen wir mit dem da?" er musterte den Ritter noch einmal "Nun.. wir könnten den Herrn Ritter mitnehmen. So wie er aussieht ist er auch nicht besser wie wir. Was meinte ihr?"
Much war schon gegangen, langsam, schwerfälltig, wie immer, wenn er bei seiner alten Heimat vorbeikam
Rose musterte Robin einen Moment lang eindringlich, schließlich meinte sie: "Meinetwegen. Kämpfen sollte er jedenfalls können." Er verkniff sich einen Kommentar. Und was, wenn er nicht mit wollte? Wieso fragte ihn keiner das? Er sah über das Wasser und verschränkte die Arme vor der Brust. Er konnte und wollte Marian nicht hier zurücklassen, nicht für lange Zeit jedenfalls.. und er..nein, er konnte auf keinen Fall das alles auf sich sitzen lassen. Er konnte sein Dorf nicht im Stich lassen, er.. Als Will ihn fragend ansah, nickte Robin. Ja..ja; er würde mitkommen.
Also machten sie sich auf den Weg ins Lager. Will hatte gerade noch rechtzeitig daran gedacht, dass er Robin wohl die Augen verbinden sollte, damit dieser nicht sah, wohin es ging. Das Lager war schließlich geheim, aber es war schwer mit dem jetzt blinden Edelmann durch die Wälder zu kommen. Will hätte ihn ja getragen, aber er war nicht Little John!
Dieser wartete schon recht grimmig auf die letzten... Will, wie immer! Dieser Bursche kam doch immer zu spät!
Robin stieß sich mehrere Male den Kopf an - dabei war er kaum größer als Will, der sich vor ihm, ihn am Arm haltend, zwischen den Bäumen und Sträuchern hindurch schlängelte. Irgendwann kreuzte ein Eichhörnchen ihren Weg und ein paar Amseln zwitscherten zwischen den Zweigen, aber ansonsten begegneten die drei keinem. Rose lief vorneweg, weniger mit dem Gang eines jungen Mädchens, mehr wie ein Jüngling, wie auch Will es war - jedenfalls nahm er das an, denn ihre Stimme kam immer von vorn. Robin war sogar zu dem Schluss gekommen, dass Rose sich sehr viel maskuliner gab als Will es tat. Ein wenig grotesk - ja. "Wozu das Band? Wem sollt ich schon was verraten?", murrte er, als er gegen Will prallte, als er abrupt zum Stehen kam. Dafür fing er sich nur eine Kopfnuss ein - ob von Will oder Rose, da war er sich nicht ganz sicher.
Das geheime Lager, das Lager in den Wäldern, das Herz des Sherwood Forrests - man hatte unzählige Namen für diesen Platz der Zusammenkunft für die Räuber unter Little John gefunden; beim Sherriff of Nottingham aber suchte man nach dem Lager der Gesetzlosen, der Diebe, der Halsaufschneider, der Vogelfreien.. Nur gefunden hatte es bis zum heutigen Tage niemand. Außer natürlich denen, die es hatten finden sollen. Für einen geheimen Ort war es recht laut im Lager, zumindest heute. Die schmale Lichtung, auf der man des nachts gern saß, um zu reden, zu trinken, zu lachen; vor allem aber, um über die Schlafenden zu wachen, wenn bei Dunkelheit alles still wurde im Wald und jedes Geräusch verdächtig wurde – glich einem Ameisenhaufen. Die Männer, allesamt mehr oder weniger in grün und braun gekleidet, hatten zutun - manche saßen bereits, wie auch Little John, der sich an der Feuerstelle niedergelassen hatte, an der jetzt aber natürlich kein Feuer brannte. Einige saßen auch oben in den Bäumen und einer hielt Ausschau nach Will und Rose, die natürlich mal wieder die letzten waren, die fehlten. Zwei räumten die Überreste das Frühstücks fort und ein alter Mann, der älteste unter ihnen, zählte die Beute des vergangenen Tages, um den ergatterten Wert in ein kleines Büchlein einzutragen - ja, es ging bei diesen Männern tatsächlich gesitteter zu, als man es vielleicht gedacht hätte. Der Mann war eine Art Kaufmann gewesen, deshalb konnte er mit Zahlen umgehen. Jeder hatte hier seine Aufgabe und jeder wusste, dass er sie besser erledigte, wenn er keinen Ärger haben wollte. Es gab einen, der sich mit Heilkunde auskannte; einen, der unglaublich schnell rennen konnte, ein paar, die gut mit dem Bogen waren und wieder andere konnten hervorragend mit dem Schwert. Manche hielten Ausschau nach einsamen Reitern, diese musste besonders schwindelfrei sein. Wieder andere wussten wenigstens ein wenig über die englische Küche. Und so fand jeder seinen Platz. Die Ausbeute wurde gerecht aufgeteilt und jeder bekam das, was ihm zustand. Sie hatten einen Platz, an dem sie die Dinge aufhoben, die sie gemeinsam horteten und jeder einzelne achtete selbst auf seine Waffen, sein weniges eigenes Hab und Gut. Wo aber schliefen diese Männer des Waldes, teilweise schon seit Jahren zwischen Rehkitz und Haselmaus lebend? Viele schlafen in den Bäumen. Es gab einige baumhausartige Gebilde; Bretter, die in die Äste geschlagen worden waren, regelrechte Verbindungen zwischen großen, alten Eichen, die so etwas wie Brücken hoch über dem Erdboden darstellten. Manchmal hüpfte man mehr dort oben rum, als auf dem Erdboden. Strickleitern führten herunter und die Schlafplätze in den Kronen waren zudem geschützt vor Wind und Blicken; grüne Decken, teilweise weitere Bretter oder auch nur die Blätter der Bäume, die sie beherbergten – es war ja nun Frühling und daher alles so grün, wie nur selten – schotteten die schlafenden Räuber des Nachts von neugierigen Blicken ab. Tatsächlich war alles so gut getarnt, dass man beim Streifen durch den Wald kaum bemerken würde, dass hier mehr als zehn Mann hausten und lebten, wäre da nicht die Feuerstelle, die man aber rasch beseitigen konnte. Praktisch war auch, dass ein kleines Flüsschen sich ganz in der Nähe seinen Weg zwischen Buchen, Ahorn und Eichen hindurch bahnte – dort wusch man sich, holte Kochwasser, befreite Kleidung, die allzu dreckig geworden war, von Schmutz.
Der einzige der recht beharrlich lieber auf dem Boden blieb war der Anführer selbst. Bin ich ein Eichhörnchen, das von Ast zu Ast hüpft!? Antwortete er meist polternd, wenn das Gespräch in diese Richtung ging. Um der Wahrheit aber die Ehre zu geben hatte er es einfach nicht so mit großen Höhen. Der Bär von einem Mann hatte Höhenangst. Darum hatte er es sich in einem Alten Baum bequem gemacht, den der Blitz bis auf zwei Meter über dem Boden ausgehöhlt hatte. Der Wipfel des Baums war gespalten, doch danach war die dicke hölzerne Schale stehn geblieben. Auf die Weite meinte man, man hätte zwei Eichen vor sich, nicht nur eine. In diesem Baum hatte der alte Brummbär sich eingerichtet. Jetzt aber, wo er wartend am Versammlungsplatz saß, da beschäftigten ihn andere Dinge. Ritter waren gesehen worden, sie würden nicht ewig bis hierher brauchen. "Ich schlag dem Jungen den Schädel ein, wenn er nicht bald kommt" brummte er in seinen Bart, als Will und Rose endlich auftauchten. "HE DA! Wen habt ihr dabei?" Der Kollos erhob sich und nah vorsorglich den Eichenknüppel in die Hand, den er meist im Kampf nutzte
"Den Herrn Ritter von gestern. Meintest du nicht, uns ist jeder willkommen? Er ist ein guter Kämpfer..nehme ich an.", meinte sie spitz in Robins Richtung, der immer noch nichts sah und sich in die Richtung gedreht hatte, aus der er Little Johns Stimme vernahm. "Ihr hattet Recht, fürchte ich." Robin gab sich Mühe, möglichst gelassen zu klingen. Diese ganzen Stimmen! "Und ehe ich mich versah, konnte ich nichts mehr sehen." Rose trat auf Little John zu. "Entschuldige, dass wir so spät kommen." Sie runzelte die Stirn. "Wieso sind alle so aufgeregt?"
In der Tat waren Ritter unterwegs. Es waren Ritter des Prinzen, in dunklen Sachen, selbst das Kettenhemd trugen sie schwarz. Sie waren - unverkennbar - auf dem Weg nach Nottingham.
Ein paar wüste Beschimpfungen mussten Will und Rose über sich ergehen lassen, doch der Bär brüllte gerne, fraß aber normal keinen. "Gut verdammt, dann nehmt ihm den Lappen von den Augen, Bei dem was da vielleicht auf uns zukommt können wir jede Hilfe brauchen! Setzt Euch! Sind dann alle da? gut! Wir haben, dank unserer Leute in den Dörfern Informationen bekommen, dass sich dunkle Ritter auf dem Weg nach Nottingham befinden! Das kann viel heißen... Vielleicht holen sie sich die Steuern, das wäre für uns das beste. Oder der Sheriff bekommt Verstärkung, das wäre das Schlechteste!"
Robin blinzelte, dann sah er sich nur neugierig um, nebenbei den Worten des großen Mannes lauschend. Ihn beachtete keiner so wirklich, das war ganz gut für ihn. Rose drückte ihn neben sich auf einen der Baumstämme, auf denen die Männer saßen, alle Blicke auf John gerichtet. "Aber sie werden wohl kaum durch das Lager reiten. Wir sollten sie auf dem Northway abfangen!" "Viel zu gefährlich!" "Und wer sagt, dass sie den Northway nehmen?" "Sie nehmen wohl eher den anderen Weg, wenn sie aus London kommen. Außerdem werden sie sich sicher fühlen, vielleicht wissen sie nicht mal von euch. Ritter sind ziemlich arrogante Leute.. diese wahrscheinlich ganz besonders. Warum den großen Weg nehmen, wenn es anders schneller geht?" Robin hatte laut gedacht und einige nickten jetzt zustimmend, obwohl sie nicht ganz wussten, wie sie den verarmten Ritter einschätzen sollten. Wenn er schon mal hier war.. "Der schnellste Weg von London hierher ist der Eastway." Das war Rose. Sie sah zu John. "Es wäre ein Leichtes, sie dort zu umstellen! Niemand kennt den Wald so gut wie wir!" Das war der alte Mann. Er ging nur selten mit, blieb meist beim Lager. "Wenn sie wirklich so reiten, dann kommen sie uns zu nahe.." Much runzelte die Stirn und sah hoch in die Baumkronen.
Die Ritter waren zu fünft, und alle bis an die Zähne bewaffnet. Pferde hatten sie aber sechs dabei - auf dem letzten, hinterher, saß ein junger Mann, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Der fünfte Reiter hatte die Zügel seines Pferdes bei sich und zog es hinter sich her. Sie hatten den Spielmann in der letzten großen Stadt aufgegabelt; jene fiel unter die Obhut des Sheriffs. Spielleute und Gaukler waren unter John verboten. Sie sangen allzu oft Lieder von seinem Bruder. Allan sah sich selbst zwar mehr als Musiker; vom Löwenherz gesungen hatte er aber allerdings. Sein Blick ging die Bäume entlang, als sie den Wald erreichten. Sie würden den Eastway Richtung Nottingham nehmen. Der schnellste Weg; aber auch der, der am tiefsten durch den Forrest führte. Die Fesseln schnürten ihm die Hände ab und in seinem Mund schmeckte es schal. Sie hatten ihm ein Stück Stoff hineingestopft, weil er ihnen zu viel geredet und geflucht hatte. Seine Laute hatten sie ihm zerbrochen. Was war wohl die Strafe für Noten und Gesang? Der Galgen? Er wusste es nicht.
"meint ihr ihr wirklich sie sind so dumm und nehmen den Eastway? Der geht direkt durch den Wald! Wer benutzt den denn noch?" Will schüttelte den Kopf "Ich sage sie gehen auf Nummer sicher" Alle redeten wild durcheinander, nur John nicht, der sah zu. Wirkte fast etwas abwesend. Schließlich erhob er sich und rief laut um Ruhe! "Gut, jetzt seit ihr ruhig... du da! Ritter, wie auch immer du noch gleich heißen magst. Was denkst du? was denkt ein Ritter über andere Ritter"
Er war ein wenig überrascht, selbst angesprochen zu werden. "Sie werden ganz sicher den Eastway nehmen. In London wird erzählt, die Räuber selbst trauen sich nicht so weit hinein.. viele nehmen ihn, soweit ich weiß. Wie viele sollen es denn sein? Wenn es mehr sind als drei, nehmen sie sicher den Eastway." Robin, sein Name war Robin!
Little John strich sich nachdenklich durch den Bart. Der Ritter mochte recht haben. Aber war er vertrauens würdig? "Soso..denkst du das ja? hm... GUT! wir stimmen ab! Jeder der am Eastway warten will, der hebe seine dreckige Pranke jetzt!" wieder gemurmel unter den Leuten, einige hoben die Hände. Will nicht, der fand das schwachsinnig. Viele Augen huschten gespannt zwischen dem Ritter und John hin und her, bis der langsam nach einiger Zeit auch die Hand hob.
Rose hatte ebenfalls die Hand erhoben, aber man sah deutlich, dass es ihr ein wenig widerstrebte, dem Fremden zuzustimmen.
Robin hingegen sah in die Runde, um dann wieder zu John zu sehen; erwiderte dessen Blick aufmerksam. "Gib mir mein Schwert zurück und ich werde mit euch kämpfen. Ihr werdet jeden Mann brauchen können.." Es war keine Forderung, keine Bedingung, jedenfalls ließ der Ton in seiner Stimme es nicht so klingen. Es war viel mehr eine stille Bitte; eine Bitte um eine Chance, eine Bitte um Perspektive. Robin fragte sich aber auch, was sie mit ihnen vorhatten. Das lag in seinem Blick. Die Männer ausrauben, wie sie es bei ihm getan hatten und sie dann zum Sheriff weiter lassen? Wohl kaum. Er betrachtete nachdenklich Little Johns schroffes, wettergegerbtes, aber irgendwo auch sanftes Gesicht. Wie ein großer Teddybär war er. Wie viele Menschen er wohl schon getötet hatte? Nunja..weniger als Robin selbst sicherlich. Aber darüber wollte er nicht einmal nachdenken. Er hatte versucht, den Krieg hinter sich zu lassen - und daran würde er festhalten. Er wollte niemanden mehr umbringen. Das war ihm zuwider.
"Gebt dem Kerl sein Schwert!" brummte John und nickte Robin zu "Wie heißt du noch gleich Ritter?"
"Aber meine Schuhe behalte ich" murmelte Will neben Robin vor sich hin "Die sind super!"
Also machten sie sich fertig, die meisten bewaffneten sich. Viele von ihnen liefen vor, Wache halten und Ausspionieren! Diese Männer waren gefährlich, sie leben zu lassen wäre töricht... das war in diesem Fall wohl unmöglich..
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