Damit hatte er nicht gerechnet, er hätte erwartet, dass seine Kumpels ihn besser festhalten würden. SO schaffte es Luke ihn mit sich zu Boden zu reißen. Lily schrie kurz überrascht auf und wich zur Wand zurück. Sie suchte sich etwas um sich zu wehren, erwischte aus einem Müllhaufen ein Stück Holz. Doch die beiden am Boden waren so ineinander verkeilt, dass man nichts tun konnte um nicht beide zu treffen.
Seine Mitläufer rührten sich kein bisschen, während Luke und er sich prügelten. Luke bekam viel ab, Stew aber auch. Er rappelte sich auf, als der andere vor Schmerz aufschrie nach einem harten Schlag ins Gesicht. "Komm Lily..wir gehen.."
Sie ließ das Holz schnell fallen und griff nach seiner Hand um weg zu laufen. "Ja schnell..." murmelte sie. Er sah nicht unbedingt gut aus, wie nach einer Prügelei eben. Da würde er sicher noch den einen oder anderen blauen Fleck bekommen.
Sie liefen ihnen nach, doch nach einigen Straßenkreuzungen gaben sie auf. Die durchzechte Nacht machte sich doch bemerkbar. Lily hielt erst an, als sie definitiv weg waren. Schwer atmend stützte sie die Hände auf den Knien ab. "Meinst du wir haben sie wirklich abgehängt?"
„Ich denke schon..die haben getrunken und sicher keine Lust, so viel zu laufen..“ Luke rang kurz nach Luft, dann war er wieder okay. Er sah die Straße entlang, horchte, zuckte dann aber die Achseln. Erst dann sah er sie an. „Alles okay bei dir?“ Dumme Frage. Wer hatte denn hier die kaputte Lippe riskiert?
"Ja.. ja doch natürlich aber du bist verletzt!" sie sah ihn besorgt an. "Das ist schrecklich.. und weißt du was das schlimmste ist? Es ist meine Schuld.. ich sagte doch: es wird nicht gut gehen, wenn ich in deiner Nähe bin.."
"So ein Schwachsinn." Luke betastete erneut vorsichtig seine Lippe, zuckte dann aber die Achseln. "Das hätte mir auch so passieren können. Idioten sind immer unterwegs. Und ein Schlag ins Gesicht ist jetzt wirklich nichts Gravierendes. Kommt öfters vor."
"Idioten? Ja, es gibt zu viele von ihnen, in jeder Stadt.. wohl in London besonders viele." sie strich ihm vorsichtig über die Wange. "Tut es schlimm weh?"
"Nein, gar nicht.", log er. Und so schlimm war es dann doch nicht. "Ich.." Luke kratzte sich am Hinterkopf. "Was hatten wir nochmal vor? Wo wollten wir hin?" Er seufzte. "Die können einem ganz schön den Morgen verderben.." Luke sah ihre wunderschönen Augen und sie war so nah, dass er ihren Atem auf seiner Wange spürte. Er konnte jede einzelne Sommersprosse auf ihrem blassen Gesicht zählen. Es waren sehr viele. Und jede einzelne liebte er. Oh, Lily war so lieb. Küssen wollte er sie. Jetzt.
Sie legte den Kopf leicht schief. "Ich weiß garnicht.. aber ich hab noch etwas Geld. Da hatte ich wohl Glück, meines haben sie mir gelassen. Also können wir durch die Stadt laufen. Vielleicht gibt es einen Markt? Vielleicht finden wir etwas schönes? Und vielleicht findest du ein klein wenig Geld wieder?" sie grinste leicht bei ihren Worten und küssten ihn auf die Wange
"Gute..Idee..", murmelte er, ein wenig gefesselt von ihrem Anblick. Aber er konnte sich bald wieder davon freimachen und setzte sich wieder in Bewegung. "Komm, ich weiß, wo wir hinmüssen.." Und er brachte sie in das Herz von London, auf den größten Wochenmarkt, ganz in der Nähe von (oder: vom heutigen) King's Kross. Nach einer halben Stunde gemütlichen Schlenderns hatte er mehr als das doppelte von dem in den Taschen, das man ihm genommen hatte.
Von Lily bekam er auch mehr als das doppelte.. nun oder zumindest mehr als erwartet. Immer wieder nahm sie seine Hand, hatte Angst sich bei so vielen Menschen zu verlieren oder zu verlaufen. Ab und an gab es sogar kein kleines Küsschen auf die Wange, so wie jetzt. "Oh ich danke dir einfach für so einen schönen Tag. Und ich bewundere, wie geschickt du bist.. ich kann sowar nicht.. ich kann..naja, nur was ich eben kann."
"Bewunderung.." Luke lachte, aber weniger sarkastisch als vielleicht erwartet. "Ich bin ein lausiger Dieb, sonst nichts, Lily.." Sprachs und entledigte eine alte Dame ihrer Handtasche, während diese sich zu ihrem Hündchen hinunter beugte. Es war ein Pudel. Dem Gewicht nach zu urteilen waren so einige Münzen drin. Bester Laune, Lilys Hand in seiner, lief er weiter. "Ich finde den Tag auch sehr schön." Sie liefen an zwei Straßenmusikanten bei einem Brunnen vorbei. Aber anstatt sie hinter sich zu lassen und zu ignorieren, wie es sonst alle taten, hielt er Lily zurück. "Komm..lass uns tanzen." Und die Männer fidelten und Luke warf ihnen mehr Münzen rein, als sie sonst an einem Tag zusammen bekamen und zog Lily lachend an sich.
Etwas überrascht sah die junge Frau ihren Begleiter an, lachte dann aber und nickte. Einfach auf der Straße zu tanzen, solche Dinge hatte sie zu lange nicht mehr getan. "Oh du bist verrückt! Aber wunderbar verrückt."