Und er tat es auch, immerhin war es mitten in der Nacht. Am Morgen stand er ganz vorsichtig auf, um sie ja nicht zu wecken. Er musste lächeln als er Rose so liegen sah, eingekuschelt in die Decken. Sie war wirklich ein Engel... sein Engel!
Sie schlief tief und fest.. Robin musste sie zum Frühstück wecken, als er seinen Rundgang machte und alle anderen schon am Platz waren. "Hey, Rose..Marian will dich sehen.."
Und für Marian begann der Tag wie so viele, mit einem unangenehmen Gefühl im Magen. Die Schwangerschaft machte ihr mehr zu schaffen, als sie sich eingestehen wollte und das schlimmste war, dass sie sich nichts anmerken lassen durfte. Der Geruch des Frühstücks war so penetrant in ihrer Nase, doch was sollte sie tun? Sie war nur froh, dass sie in ihrem Zimmer frühstücken konnte und so das Gesicht verziehen konnte so viel sie wollte, da Sir Guy ja nicht da war.
Gegen Mittag läutete es an der Tür des Bediensteteneingangs von Locksley Manor.. als man öffnete, stand da eine junge Frau, das braune Haar zu einem ordentlichen Zopf geflochten und unter einem Tuch verborgen, in ihrem feinsten Kleid und geputzten Stiefeln. Die alte Köchin kannte das junge Ding noch von Kindesbeinen an. Sie lächelte milde, als sie Rose erkannte. "Oh Rose..schön, dich zu sehen! Komm rein!" "Danke..die Lady möchte mich sprechen.."
Guy entging der Blick der jungen Frau nicht. "Fühlt Ihr Euch nicht gut, Mylady?" Sie hatte noch nicht viel gesprochen.. offenbar war sie noch immer böse mit ihm.. er hatte daher beschlossen, es mit einem Geschenk wieder gutmachen zu versuchen. Nur nicht einmal das würde sie wohl gerade milde stimmen.. Er musterte sie besorgt.
Sie versuchte es mit einem etwas verkrampften Lächeln, doch man sah recht gut, dass es nicht echt war, nicht warm oder herzlich. "ich habe heute einfach nur schlecht geschlafen." teilte sie ihm recht nüchtern, ja fast zickig mit. Der Geruch nach Essen war nicht unbedingt das, was sie jetzt brauchen konnte, selbst wenn man sah, wie viel Mühe sich die Küche gemacht hatte. Es gab Huhn, gebraten in Honig mit unglaublichen Beilagen. Doch der Geruch war nichts für ihre sensible Nase und den noch sensibleren Magen. Sie stocherte also auch weiterhin auf dem Teller herum und schob vorallem die Zwiebeln mit etwas angeekeltem Blick zur Seite. "ich fürchte mein schlechter Schlaf wirkt sich auf meinen Appetite aus." Meinte sie leise um nicht der Küche Ärger zu machen. Sie möchte die Leute und kannte sie schon fast ihr leben lang. Jeder Mensch, der schon vor dieser dunklen Zeit in ihrer Nähe gewesen war, war fast zu einer Art Schatz geworden, den sie um alles in der Welt schützen und nicht verlieren wollte. Und gerade jetzt.. Jetzt, wo sie schwanger und ganz allein war... Robin konnte ihr nicht helfen, er hatte so viel anderes zu tun... So viel wichtigeres. Es ging schließlich um England und nicht um etwas unwichtiges wie eine Familie. Sie seufzte und dachte nicht weiter daran. Nicht an den Streit und nicht an all die anderen Dinge.
"Nun..wenn Ihr allein essen wollt.. oder gar nicht oder später..nur zu.." Er lächelte milde, aber müde, etwas traurig. "Aber ich..habe da noch etwas für Euch. Ich weiß, wir hatten gestern nicht gerade unseren besten Tag und sicher ist es nicht immer leicht, hier bei mir zu wohnen.." Fast entschuldigend sah er sie an. Die kleine Schatulle lag schwer in seiner Wamstasche.
Ein klein wenig überrascht sah sie ihn doch an. Wenn er so war, so einfühlsam und..fast schon lieb, dann hatte sie Mitleid und mochte diesen Mann. Er hatte etwas von einem kleinen Jungen, wenn er sie so ansah. "Nun.. natürlich ist es nicht gleicht. Ich vermisste meine Ländereien und an diesem Haus hängen viele schmerzliche Erinnerungen. Es ist zu schade, dass der Sheriff es mir nicht gestattet alleine auf meinem Land zu leben."
"Nun.." Er räusperte sich, nickte verständnisvoll. "Wisst Ihr, wenn es in meiner Macht stände, würde ich versuchen, es Euch zu ermöglichen lassen.. aber ich bin ehrlich gesagt beim Sheriff zur Zeit etwas in Ungnade gefallen..wie Ihr wohl bemerkt haben dürftet.." Guy lächelte entschuldigend. "Sicher wird es bald wieder möglich sein.. sofern Ihr es wünscht."
"Ich hoffe es Sir Guy." meinte sie kühl und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn "Ich wünsche mir nichts mehr, als endlich wieder aus diesem goldenen Käfig, in den ihr mich gesperrt habt heraus zu kommen!" Sie wusste nicht einmal wieso.. vielleicht hatte sie ja doch jemand gesehen, als sie von Robin zurückgebracht worden war. Auf jeden Fall hatte sie das Gefühl keine 2 Schritte gehen zu können, ohne dass jemand ein Auge auf sie hatte. Vielleicht war es aber auch nur, weil sie den von Sir Guy und dem Sheriff gewählten Verwalter ihres Guts gefeuert hatte, und die beiden Herren jetzt Angst hatten die Leute dort nicht genug ausbeuten zu können.
Kaum merklich verzog er das Gesicht. Er hatte seinen Teller von sich geschoben, trat nun ans Fenster, um hinaussehen zu können. "Es macht mich - milde gesagt - etwas betrübt, dass Ihr so denkt.."
Sie lachte verächtlich. Irgendwie waren ihre Gefühle so aufgewühlt, dass sie kaum denken konnte und sich zurückhalten. Später würde man wohl sagen: Es sind die Hormone. "Das sagt ihr so einfach.. euch sperrt niemand ein, wie ein Tier.."
Guys Kiefer waren angespannt, die Lippen hatte er fest aufeinander gepresst. Wenn er sie nicht mit jeder Faser seines Körpers lieben würde..er hätte sie angeschrien und auf ihr Zimmer geschickt. "Ihr könnt auch gern zu Lord Wassnick, wenn Ihr ihn mir vorzieht..", sagte er also nur nüchtern. "Es steht nicht in meiner Macht, Euch aus Eurer..Gefangenschaft, wie Ihr es nennt..zu befreien." Der Gedanke an den dicken, notgeilen Mann auf seinem Anwesen mit den ganzen Jagdhunden und H***n ließ selbst ihn vor Ekel das Gesicht verziehen. "Ich habe noch viel zutun, Mylady. Ihr entschuldigt mich..?!" Er trat zur Tür.
Sie seufzte, als sie sich bewust wurde wie sehr sie ihn verärgert hatte. "Sir Guy.. ihr wisst, dass ich es nicht so meinte." sie erhob sich und schritt ihm nach. "Hier darauf zu warten, was für Pläne der Sheriff für mich hat, eingesperrt zu sein und keinen Schritt machen zu können.. nur zu meinem Schutz.. natürlich, doch seien wir doch ehrlich, so ist es nicht. Ihr bewacht mich, als hätte ich Robin Hood persönlich unter meinen Röcken aus der Burg geschmuggelt und ihm zur Flucht verholfen! Was hab ich denn verbrochen?" Sie stand mittlerweile hinter ihm und überlegte sogar ihn zu berühren.
Er seufzte, nun wieder etwas milder gestimmt. "Der Sheriff ist ehrlich gesagt der Ansicht..das habt Ihr nicht von mir.. dass Ihr Euch für eine Frau.. zu sehr in die politischen Geschäfte einmischt." Guy hielt inne, anstatt die Tür zu öffnen und registrierte halb erleichtert, halb hoffnungsvoll (aber auch etwas verwirrt), dass sie aufgestanden war, um ihn..aufzuhalten..?! "Nichtsdestotrotz ist es aber natürlich gefährlich in diesen Zeiten allein auf einem Anwesen zu wohnen, Lady Marian.." Er hatte sie nicht umgedreht, sah aber aus dem Augenwinkel zu ihr hinunter.
Schnaubend atmete sie aus. "Irgendwer muss sich ja um die Politik des Landes kümmern, wenn die Männer es in den Ruin treiben." murmelte sie wütend vor sich hin. Lauter fuhr sie fort: "Ich mische mich nicht in die politischen Geschäfte des Sheriffs ein, ich versuche nur meiner Aufgabe als gute Christin nachzugehen. Bei all diesen armen Menschen, die sich vor den Toren von Nottingham sammeln sollte dem Sheriff es doch nur gerade recht sein, dass irgendjemand sich ihrer annimmt! Es tut einfach nur weh.. es tut mir in der Seele weh diese Menschen zu sehen." sie schüttelte den Kopf und drückte sich an ihm vorbei. "Verzeiht aber.. in diese Dinge werde ich mich immer einmischen."