"..das mit dem Flunkern
solltest du noch mal üben",
meinte er streng -
schmunzelte aber,
als er ihr bedeutete,
ihm zu folgen.

"Ja, ich werde es üben euer Lordschaft."
sie grinste leicht und folgte ihm.
"Aber gib es doch zu, diese Hofdamen sind alle sehr langweilig.
Da bin ich doch interessanter...oder?"
Ein wenig nervös zupfte sie an ihren Fingernägeln herum.

"..ich halte im Allgemeinen
eher weniger von ihrer Gesellschaft..ja.
Der Rest des Adels aber nimmt
mit Freuden Vorlieb mit ihnen.
Sie sind weniger hochnäsig
als ihre Frauen, haben aber mehr
Klasse als die Huren auf den Straßen."
Er zuckte die Achseln -
und klang, als habe ihn Derartiges
noch nie sonderlich interessiert.
Belustigt sah er zu ihr.
War sie jetzt etwa nervös?

Lily hob eine Augenbraue.
"Ach ja? Mehr Klasse als die Huren auf der Straße?"
wiederholte sie spitz.
"Na das ist ja nett.. gut zu wissen.
Bin ich darum hier? Um mehr Klasse zu bekommen?"

Jetzt verdrehte er wieder die Augen.
"Hör doch auf, alles auf die
Waagschale zu legen, Lilly..
das ist, was sie sagen..
nicht, was ich sage."

"Hm.." murrte sie vor sich hin und sah ihm in die Augen, als könnte sie dort sehen, ob er auch die Wahrheit sagte.
"Naja. Dann sind sie dumm, wenn sie so denken."
Nach einigen Metern, die sie schweigend gegangen waren sah sie wieder zu ihm.
"Andrew? Bin ich..darum hier?
Damit sie nicht..reden und..also..ich meine nur."
Da war sie wieder..die Nervösität.

Andrew seufzte leise.
Dieses Mal sah er nicht
den Gang entlang,
bevor er sie sanft an sich zog.
"Ach Lilly. Was machst du
dir schon wieder für Gedanken?
Du kennst mich.
Es ist mir egal,
was die Leute sagen."

Es tat so gut in seiner Nähe zu sein.
Andrew roch immer so wunderbar.. männlich und doch gepflegt.
Ein dezenter, angenehmer Geruch.
"U..und warum bin ich dann hier?" flüsterte sie leise und atmete tief ein,
kuschelte sich noch mehr an ihn.
"Die ganze Sache ist mir etwas unheimlich."

Er sog fast schon beruhigt ihren
süßlichen, aber frischen Duft ein,
jetzt, wo er sie endlich wieder hier,
bei sich, hatte.
"Du bist hier, weil du wieder
in Camebridge sein wolltest.",
murmelte er an ihrem Ohr.
Fast streifen seine Lippen ihre Wange.

"Aber ich bin nicht in Cambridge..
Ich bin hier.. nicht draußen, wo ich einst gelebt hab.."
irgendwann vor unendlich langer Zeit..
es kam ihr vor wie ein anderes Leben.
"Ich bin hier bei dir.
W..warum bin ich bei dir Andrew?
Und darf ich dich so überhaupt noch nennen?"

"Das stimmt nicht..
du..kannst gehen, wann du willst.
Sogar nach London zurück..
auch wenn ich hoffe,
dass das nicht der Fall sein wird.."
Er räusperte sich.
"Natürlich darfst du mich Andrew nennen."
Was sollte er schon sagen?
Was wollte er sagen?
"..wenn du das alles nicht willst.."
Ja, dann was?!

Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum.
"Hm.. ja.. ja, also dann..
ich hab ja schon gesagt,
ich werd es hier zumindest mal versuchen."
Sie gab sich sehr viel Mühe ganz normal zu klingen.
Aber eines war klar: Sie wollte wegen ihm hier bleiben!
Wegen ihm versuchen eine Hofdame zu werden..
..und vielleicht ja auch noch mehr.

"In Ordnung.",
sagte er und versuchte,
nicht allzu erleichtert zu klingen dabei.
"Dann.."
Andrew nickte auf die Tür vor ihnen.
"Das ist deins."

"Oh..oh, wir sind ja schon da!
Ja, das ist wohl mein Zimmer...
woher weißt du wo mein Zimmer ist?
Hast du es ausgesucht?"
Lily öffnete die Tür und sah hinein.
"Ja wirklich.. es ist meines."

Er lachte leise über ihr Benehmen;
aber es war ein sanftes Lachen.
Während sie sich umsah,
stand er abwartend im Türrahmen.
"Wusste es eben."