Er schüttelte den Kopf. "Unsinn. Kontakte sind eben doch alles!" Luke nahm sich ein Stück Brot und ließ sich dann auf den Rücken sinken, den Blick in den Himmel gerichtet. Kurz setzte er sich noch einmal auf, denn da war ein Taschenbuch in seiner Hosentasche, was nicht so bequem war. Er legte es beiseite und lehnte sich dann wieder zurück.
"Du liest wirklich gerne oder?" erstaunt sah sie auf das Buch. Er schien irgendwie immer eines dabei zu haben All die seltsamen Zeichen, das war für sie wie Zauberrei, dass das Worte waren.
"Natürlich!" Er grinste, pustete sich eine blonde Locke aus der Stirn, als der Wind aufkam. "Würdest du auch gern, glaub mir. Es ist toll. Wie träumen fast." Bei einem anderen als Luke hätten solche Worte vielleicht kindisch, jung gewirkt. Tatsächlich aber war er gerade in diesem Moment sehr ernst. Viel mehr wirkte er sehr viel erwachsener als sonst. Er schloss die Augen, hielt ihr gleichzeitig das Buch hin. "Das ist von Dickens. Schonmal was von dem gehört?"
"hm ja ich glaube... aber sicher bin ich nicht, tut mir Leid." sie kam sich dumm vor. Wenn die hohen Herren über Dinge redeten, die sie nicht verstand, dann war das nicht schlimm. Immerhin gab es da Standesunterschiede, dachte sie sich immer. Aber bei Luke? einem Straßenburschen? Es war kein schönes Gefühl keine wirkliche Ahnung zu haben, von was er sprach.
Er lachte bei ihrem Gesicht. "Ach Lily. Es ist gar nicht so schwer, wie die Herrschaften es uns immer vorleben..schau.." Luke setzte sich wieder auf, sodass sie etwa auf Augenhöhe waren, er neben ihr, Richtung Cam ausgerichtet und legte das kleine, leicht zerlesene Buch in seinen Schoß, entschied sich dann um und nahm es in beide Hände, begann dann, ein paar Zeilen daraus vorzulesen. In der Tat klang es gar nicht bis kaum stockend, ja sogar flüssig und angenehm, seiner Stimme zuzuhören.
Ein wenig kam sie sich wie ein kleines Kind vor, als er ihr vorlas. Aber es war schön. Er hatte eine so angenehme sanfte Stimme. Sie rückte erst ein wenig herum um einen bequemen Platz zu finden, doch nichts schien zu passen. Schließlich entschied sie sich dazu, sich hinzulegen und den kopf auf seinen Oberschenkel zu legen "du liest wirklich schön. ich glaube ich mag Dickens"
Er sah halb-lächelnd auf sie heruntr und legte das Buch beiseite. "Kommt aus London, der Kerl. Du müsstest mal die Schreiber und Gelehrten hören, wenn die lesen.. also ich habe erst einmal einen gehört und das auch nur, weil ich mich in ne Herrschaftsküche geschlichen hab und mich mit jemand vom Personal getroffen habe..also glaub ich.. ist schon etwas länger her.." Ganz sachte bewegte der Wind ihr dunkles Haar, das sich jetzt nahezu auf seinem Schoß ergoss. Luke blinzelte in die Sonne. Es war ein ungewohnt intimer Moment, sowas war er nicht gewohnt. Nicht, dass es ihm unangenehm war. Menschliche Nähe mied er nur eigentlich lieber. "Aber weißt du, wer wirklich Glück hat? Der, der sich sowas ausdenken kann. Der soviel Fantasie hat. Geschichtenerzähler. Autoren.." Eine Ente landete auf dem Fluss, ihre Flügelschläge wirbelten das Wasser leicht auf, ließen seichte Wellen entstehen. "Meine Mutter konnte das gut. Denki ich.." Er verstummte, die Augen geschlossen und das Gesicht in die Mittagssonne haltend.
Sie hatte die Augen geschlossen gehabt, während er gelesen hatte. Jetzt als er sie ansprach schlug sie sie wieder auf und sah ihn an "hm ja? Geschichten sind etwas schönes.." Auf seine Mutter ihn weiter anzusprechen traute sie sich nicht wirklich. Sie wurde selber ungerne auf die ihre angesprochen, also lies sie das lieber.
Luke sagte eine Weile lang auch nichts mehr; er lauschte nur dem Wind, ihrem Atem, dem Plätschern des Wassers. "Denkst du, es fängt morgen wieder von vorn an?", fragte er schließlich ernst und seine Miene, obgleich er die Augen noch immer geschlossen hatte und sie nicht ansah, zeigte, wie viel Sorge um sie doch in diesen Zügen lag. Zweifelsohne sprach er über den Lord.
"was? das Leben?" meinte sie leise und genoss die Ruhe "nein ich denke...nicht, dass irgendetwas schlimmes passieren wird. Ich bin erstaunt von ihm wirklich. Er ist anders als ich ihn erwartet hatte. Es gibt Männer vor denen habe ich Angst, weil ich weiß, dass sie mich schlagen. Bei ihm ist das anders.. Ich habe keine Angst, dass er mich schlägt." was nicht hies, dass sie keinerlei angst vor andrew hatte. Er war sehr mächtig.. und streng..und doch auch..anders
"Klingt trotzdem nicht gerade verheißungsvoll.." Jetzt blinzelte er doch zu ihr hinunter, stellte aber fest, dass sie entspannt und gelassen wirkte, zuckte also mit den Schultern. "Der Lord of Camebridgeshire also", murmelte er. "In London heißt es, das ist eins der mächtigsten Grafengeschlechte.. die kommen so gut wie gleich nach der Queen."
"Wirklich? hm, dass er so viel Macht hat wusste ich nicht. Du erzählst es keinem oder? Es wird sich sowieso herumsprechen, aber muss ja nicht jeder wissen. Auf jeden Fall haben sie herrliches Essen dort am Hof. Ich durfte mit ihm speisen."
Er schüttelte den Kopf. "Warum sollte ich?" Luke pflückte ihr einen Grashalm aus dem Haar. "Dann genieß bloß das Essen. Sowas bekommt nicht allzu oft."