Stuart konnte nicht anders,
als leise zu lachen.
Seine Lippen streiften in einer
unauffälligen und schnellen,
aber sanften Geste ihre Schläfe.
"Ein paar Gewürze und tättowierte Oberarme
und deine Abenteuerlust wird geweckt, hm?"

"Oh ich überlege schon,
welches Motiv auf deinen Oberarmen gut ausseh würde"
meinte sie mit frechem Grinsen.
"vielleicht ein Schmetterling?"

"Das soll wohl ein schlechter Scherz sein."
Stuart hob eine Braue und musterte sie mit
tadelndem Blick, deutete dann aber auf ein Häuschen
kurz vor ihnen.
"Da müssen wir rein.
Am besten lässt du nur mich reden
und benimmst dich ruhig und unauffällig, ja?
Drück einfach die Daumen, dass eines dieser Schiffe nach Frankreich will.."

"Stuart ich bin eine Frau, eine adlige noch dazu.
unauffällig und ruhig zu sein gehört zu den Dingen,
die ich am allerbesten kann."
denn trotz ihres lebhafen Wesens hatte Eliza eine strenge Schule durchlaufen.
Sie war eine junge Dame aus besten Kreisen und wusste sich auch so zu benehmen,
wenn sie es denn wollte.
Sie atmete tief durch, als sie das Gebäude betraten und folgte Stuart.

Oh ja, das wusste er..
und in diesem Moment war ihm das auch mehr als recht.
Es war rauchig und dunkel in dem Raum;
die Öllampen spendeten diffuses Licht
und die Fenster waren leicht staubig,
sodass alles etwas milichig wirkte.
Ein paar Leute wuselten umher,
es ganz wenige Schreibtische,
voll mit paieren, Stempeln,
Federn, Büchern, Karten..
das Wappen der Royal Navy prangte
an der Wand hinter dem Schreibtisch,
zu dem Stuart zielsicher schritt.
Ein Mann um die dreißig mit gepflegtem Bart saß
dahinter, über eine Karte gebeugt,
eine Brille auf der Nase.

Eliza beherrschte ihre Neugier,
auch wenn es nicht so einfach war.
Alles hier war spannend und es kribbelte in ihrem Nacken.
Aber sie folgte Stuart brav und mit anmutigem Schritt

(ach ich dachte, du hilfst mir..)

Als der Mann den Kopf hob,
war Stuart bereits vor dem Schreibtisch
zum Stehen gekommen.
"Guten Tag.
Was kann ich für Sie tun, Sir?"
Er sah kurz zu Eliza und nickte mit einem höflichen Lächeln.
"Wir brauchen eine Überfahrt nach Calais.
Möglichst noch heute.."
Der Mann nickte leicht.
"Einen Moment, bitte.."
Er stand auf und holte offensichtlich die Liste der
Schiffe, die gerade im hafen lagen.

(musst du doch sagen..)
Der Mann, er war schon etwas betagter und trug eine Brille,
die ihm beim Lesen immer wieder zu weit auf die Nase rutschte,
ging gewissenhaft die Liste durch.
Schließlich hob er den Kopf und sah die beiden an.
"Nur die Seagully sticht heute Abend noch in See,
sie hat einen Halt in Calais, eh sie nach Dänemark aufbricht.
Aber das ist ein Frachtschiff, dass nur Passagiere mitnimmt,
weil zu wenig Fracht an Bord ist.
Das ist sicher nichts für sie und die Lady."

Stuart dachte einen Moment lang nach,
aber dann meinte er:
"Das wird schon gehen.
Gibt es denn überhaupt kabinen?"
Der Mann bejahte.
"Ein paar, die sonst auch gefüllt werden
mit Fracht wie teurem Tee..
duftet ganz gut dadrin.
Also gut.
Dann zwei Tickets für die Herrschaften..
die Fahrt ist natürlich günstiger als mit
den großen Seglern..
Ihre Namen?"
"Mr. und Mrs. Tott."
Stuart antwortete, ohne mit der Wimper zu zucken.
Ein gewöhnlicher Name, ein gewöhnliches Paar.
Nun durfte er nur keinem begegnen, den er kannte..
und keiner durfte Eliza erkennen.
Und alles würde gut werden..

Im ersten MOment wollte sie die Nase rümpfen.
Was für ein schrecklicher Name.
Aber sie wusste sich zu beherrschen und lächelte nur leicht.
Der Mann schrieb ihre Namen auf die Passagier Liste und stellte ihnen zwei Tickets aus.
"Dann wünsche ich eine Angenehme überfahrt."

Natürlich..gewöhnlich eben.
"Vielen dank.
Die Tante meiner Frau ist krank,
müssen Sie wissen.."
"Ah..die verwandtschaft."
Er lächelte wissend und
händigte ihnen ihre Karten aus.

Eine leichte Brise wehte,
als sie das Gebäude verließen.
Stuart atmete erleichtert aus.

Eliza musterte ihn leicht grinsend.
"Weißt du, ich liebe es,
wenn du mich deine Frau nennst,
aber Tott..? gibt es einen hässlicheren Namen?
Engländer haben eh keinen Geschmack,
was Namen angeht!
Also nur damit du es weißt,
die Namen meiner Kinder werde ich aussuchen."

Stuart sah sie an und musste lachen.
Und er musste sich bemühen,
es möglichst leise zu tun.
"Tott!
Eliza, das ist ein ganz normaler
englischer Name..wie Potter oder Deans.
Ganz ehrlich!", verteidigte er sich.

Sie rümpfte die Nase.
"Engländer haben wirklich keinen Geschmack!
Nun, wir werden uns sicher einig..
was einen Namen angeht oder?
Wenn ich..du weißt schon.."
der Gedanke schwanger zu werden war seltsam.
Eliza fühlte sich noch so jung und sie schwankte ständig zwischen Spiel, Abenteuer und tötlichem Ernst

Er griff nach ihrer hand,
als sie sich wieder in bewegung setzten
auf der Suche nach ihrem Schiff.
"Da haben wir ja noch Zeit,
nicht wahr?"