Robin entglitten einen winzigen Moment lang die Züge.
Er sah nach oben, als würde er die Kutsche
des Mannes bewundern, anstatt sein Gesicht
mit der Ehre zu würdigen, die es dessen
Meinung nach verdient hätte..
sah nach oben, damit der Mann nicht
sein bleiches Gesicht sah, merkte,
dass er schluckte.
Ihm wurde ganz anders,
All die Sicherheit, all der Hohn waren fort.
Er brauchte nicht lange, um sich äußerlich
wieder zu fassen..und dennoch..
James Stewart der Vierte. Earl of Richmond.
Hier, um Lady Marian Fitz Patrick zu ehelichen?
Wer verdammt noch mal, war denn auf diese Schnapsidee
zu kommen? Nun, die Antwort lag wohl auf der Hand..
"Nun dann, James Stewart, Earl of Richmond..",
murmelte Robin, als er nun wieder dem Mann ins Gesicht sah;
eigentlich das erste Mal. Ein markantes, nicht hässliches Gesicht war es.
Aber auch etwas grob und dümmlich, wie Robin fand..
aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein..
"Wenn es wirklich Lady Marian ist,
so werdet Ihr diesen Überfall verzeihen können.
Die Schönheit dieser Frau ist nun wahrlich
mehr wert als all das, was Ihr bei Euch tragen könnt.."
Und da war er wieder, der Spott. In seiner Stimme.
Innerlich blutete sein Herz.
"Los, nehmt Ihnen die Pferde ab und plündert, was ihr findet!"
Laut donnerten Robins Worte über die Lichtung.
Die Gesetzlosen taten, wie ihnen geheißen.
Robin aber trat zurück.

Rose, die in einem Baum gehockt hatte
und zufrieden die Szenerie beobachtet hatte
(Connor hatte sich wirklich einen dicken Kuss verdient!)
erschrak, als sie Robins Stimme vernahm.
Sie hatte nicht verstanden, was da vor sich gegangen war..
erkannte aber Wut und Schmerz in seinen Worten,
die nicht ganz zu der Situation passten.
Wie die anderen schwang sie sich aus den Ästen
und eilte zu der Kutsche, die bereits aller Dinge
entledigt wurde, ebenso wie der Edelmann und sein Geleit.
Der Protest war da, aber zu gering, waren die Outlaws doch viel zahlreicher..

Ja, der Earl of Richmond war etwas geschockt.
"Die Pferde! Wie sollen wir dann bitte weiter kommen? Das.. Wachen!
Tut gefälligst irgendwas!"
doch als dieser Mann den Kopf aus der Kutsche streckte, da musste er feststellen,
dass er keine Chance hatte. Viel zu viele Pfeile zeigten auf ihn und seine Leute.
"Verdammte Mistkerle! Dafür werdet ihr bezahlen!
Ganz egal wie schön das Weib ist, dafür zahlt ihr mir,
und wenn ich alles Geld, was ich durch diese Hochzeit verdiene dazu einsetzen muss,
um in diesem Wald so lange jeden Stein umzudrehen, bis ich euch finde."
knurrte er vor sich hin, gab sich aber geschlagen.

Connor sah den Mann an. Er hatte nicht gehört, was in der Kutsche gesagt wurde,
wohl aber was der Earl jetzt sagte.
Wieso sprach er von Heirat... und wieso war Robin so gereizt...
das konnte eigentlich nur eines bedeuten..

Robin ignorierte die Reaktion des Mannes getrost.
Es war ihm in diesem Moment auch egal.
"Bringt fort, was ihr habt!",
rief er, als die ersten bereits voll beladen waren.
Langsam aber sicher entfernte sich der Besitz
des Mannes von dem Weg, auf dem er hergekommen war.
An den Adligen gewandt sagte er:
"Falls Ihr den Sheriff seht..
grüßt ihn von mir. Wir sind alte
Freunde. Beim letzten Fest, das er
mir zu Ehren gegeben hat, musste ich
leider viel zu schnell fort.."
Gelächter. Jeder dachte an das Fest,
dem auch John beigewohnt hatte..
und die Rettungsaktion von damals.
Robin fuhr sich über das stoppelige Kinn.
"..und nun, mein lieber Earl of Richmond.."
Er deutete eine Verbeugung an - dann ging er.
Ging, ebenso wie der Rest seiner Leute.
Verschwand mit ihnen zwischen den Bäumen.
Seine Augen brannten und sein Mund war ganz trocken.
Er musste diese Hochzeit verhindern, komme was wolle!

Rose rannte Connor hinterher,
der die Pferde mitgenommen hatte,
deren Zügel er ohnehin schon gehalten hatte.
"..Connor..!"
Sie holte ihn auf der Hälfte der Strecke ein.
Robin hatte sie da schon aus den Augen verloren.
"Was ist los, Connor? Was war das eben?"
Das alles sah Robin, dem kühnen,
überlegten Robin, so gar nicht ähnlich..

Nun, der Earl hatte jetzt das Problem, dass er wirklich zur Fuß weiter musste,
was ihm garnicht gefiel.
Der Sheriff natürlich tobte bei der ganzen Geschichte und rief Sir Guy zu sich.
"Gisborn.... schön, dass ihr auch schon den Weg zu uns gefunden habt...
Kennt ihr den Earl of Richtmond? Er hat heute mit.. Hood Bekanntschaft gemacht."
knurrte der Sheriff vor sich hin und knallte dann seinen Pokal, aus dem er trank auf den Tisch.
"Könnt ihr mir sagen, wieso das immer noch ein Problem ist!
Genau das ist der Grund, wieso ihr hier seid James." wand er sich an den Earl.
"Ihr bekommt die liebreizende Lady Marian zur Frau und schafft mir dafür Hood vom Hals!
Oh.. Sir Guy?" mit süffisantem Lächeln wand er sich an Guy of Gisborn.
"Ich hoffe die Lady ist noch immer brav dort, wo sie hingehört? Da ihr euren Aufgaben nicht nachkommt.. musste ich sie anderweitig vergeben."

Connor zuckte mit den Schultern und seufzte.
"Ich habs nicht ganz verstanden, nur irgendwas von einer Hochzeit sagte dieser Schnösel..
einer Hochzeit.. einer Frau.. und wenn Robin so durchdreht dann.. kann es eigentlich nur eine Frau sein, oder?"

Man sah Sir Guy seinen Widerwillen an;
nicht aber den Schmerz, den er verspürte.
Auf einmal war er da, ganz unvermittelt.
"Meinen..Glückwunsch."
Steif klang es; er lächelte nicht.
"..fast alle meine Männer sind in diesem Wald, Sheriff.
Es kann wohl kaum mehr getan werden.."

Rose wurde blass.
"Aber..Marian..!
Sie ist schwanger..sie liebt Robin.."
Sie schüttelte den Kopf, kam gar nicht auf die Idee,
Connor noch einen Kuss zu geben.
"Gib mir das Pferd.
Und bleib wach heute Abend,
ich bin bald wieder da..
und sag Robin, er soll nicht zu Marian gehen..
es wäre zu gefährlich nach dieser Aktion.."
Sie drückte sanft seine Hand,
nahm dann die Zügel.
"Du hast das toll gemacht, heute!",
sagte sie sanft, als sie bereits
auf dem Rücken des schönen Tieres saß.
Dann trieb sie das Pferd an und verschwand in die
Entgegengesetzte Richtung - ihr Ziel waren Marians Ländereien.

"Ich danke euch Sir... Guy of Giftburn." meinte James, der Earl recht arrogant.
Er war einer der Männer die ihren eigenen Vorteil sehr weit vorne anstellten und sich gerade in dieser schweren Zeit einen Namen machten, indem sie andere ans Messer lieferten.
"Ich denke auch eure Lord Sheriff, dass ich diesen Hood, nachdem ich ihn jetzt gesehen habe auch leicht zur Strecke bringen werde.
Sicher werden die Leute ihn schnell verraten, wenn ich mich erst einmal darum kümmere."

Der Sheriff nickte wohlwollend, sah aber zu Sir Guy.
"Ihr habt versagt.. einmal mehr! Wie immer habt ihr mich enttäuscht Gisborn."
er strich mit dem Finger auf dem Pokal herum und hätte ihn fast umgestoßen.
Diesmal würde Hood bluten.. er würde ihn nicht einfach nur hängen lassen, er würde.. oh was er nicht alles würde!
Das er dadurch die Lady verlor.. naja, das war vielleicht ein kleiner Verlust, aber Hauptsache er wurde Hood los!

Marian hatte eine Brief erhalten.. heute hatte ihn ein Bote abgegeben.
Der Sheriff hatte ihn wohl erst abgeschickt, als er wusste, dass Jams Steward wirklich auf dem Weg war.
Eine Heirat.. noch immer zitterten ihre Finger, in welchen sie das Blatt Papier hielt.
Wieso jetzt? Wieso nur ausgerechnet jetzt? Wie sollte sie ihm denn ein Kind verheimlichen?
Wie sollte sie diesen Bauch noch verstecken, ohne das Baby zu gefährden?
Jetzt wusste die Lady wirklich garnicht mehr weiter.. überhaupt nicht!
Als Rose ankam, da wurde ihr von der Köchin und dem alten Verwalter recht besorgt mitgeteilt, dass die Lady heute noch nichts gegessen hatte.
In der Früh war ihr nicht gut gewesen und dann..kam dieser Brief und sie saß dort im Schaukelstuhl mit dem Brief in der Hand und bewegte sich kein Stück mehr.

Connor grinste leicht. "Ja.. ja ich war nicht schlecht hm?" er musste sie etwas stolz angrinsen, auch wenn die Situation schlimm war.
Doch dann half er ihr mit dem Pferd und winkte ihr hinterher.
Jetzt war es also an ihm Robin zu suchen.. wunderbar, der lief doch sicher noch durch den Wald,
falls sich nicht ein Baum in seinen Weg gestellt hatte. Er nahm Will mit, da er John nicht fand, der kümmerte sich wohl um die Beute.

Sir Guy verzog nur unmerklich das Gesicht.
Er verließ Nottingham noch vor dem Dinner.

Rose erreichte das Anwesen schon bald.
Sie gab das gute Pferd an den Stallburschen
weiter, der Henry hieß, soweit sie das wusste,
und eilte dann in das große Haus.
"Lady Marian?", rief sie schon auf den Treppen.

Robin war im Lager.
Er lief auf und ab,
seine Gedanken zwischen Mord,
Entführung, Stellung, Bestechung..
und Flucht.

Die Lady saß in ihrem Stuhl und selbst als Rose herein kam sah sie eine Weile nicht auf.
Schließlich war ihre erste Reaktion, dass die Finger zitterten, das Papier flatterte und sie schließlich schwer seufzte.
"Ich werde.. ich werde heiraten." würgte sie unter Qualen hervor und hob langsam, unglaublich langsam den Kopf und sah ihrer Freundin in die Augen.
"Seine Lordschaft der Sheriff hat, wie er es schreibt einen geeigneten Ehemann für mich gefunden.
Irgendeinen.. Earl of irgendwas, der von irgendwoher kommt und.. mich heiraten wird.
Er wird schon heute oder in den nächsten Tagen in Nottingham erwartet.
Und.. sie werden dann auch hier her kommen.. die Ländereien begutachten, und wohl auch mich.. mich und.. und diesen Bauch."
flüsterte sie leise vor sich hin und legte eine Hand auf den Bauch.
"Was soll ich nur tun?" Es war fast unmöglich jetzt nicht in Tränen auszubrechen. Aber was würde das bringen?
Alles was jetzt noch zählte war nicht Robin, war nicht ihre Liebe.. alles was jetzt noch zählte war das Kind in ihrem Bauch zu retten!

"Robin..?" langsam und vorsichtig näherte er sich dem Outlaw, fast so als wäre dieser ein Tier, ein Reh, das aufspringen könnte, davonrennen, bevor man es fassen konnte.
Wer wusste schon, ob er nicht wegrennen würde? Sicherlich brütete er jetzt über einem Plan, der waghalsig und todesmutig war.
Aber Rose hatte recht, jetzt übereilt zu handeln wäre falsch.
"Ist..ist alles in Ordnung?" er näherte sich weiter, bis er Robin schließlich die Hand auf die Schulter legen konnte.
"Rose ist zu Marian geritten.. und du sollst hier bleiben und nichts dummes tun.. sagt Rose."

Rose biss sich auf die Lippen.
"Ich weiß..wir haben ihn gesehen,
heute Morgen..es gab einen Überfall..
Robin war außer sich.."
Sie drückte sanft die Freundin.
"Wir müssen uns unbedingt etwas ausdenken.
Er wird dir kaum abnehmen,
dass du in letzter Zeit zu viel gegessen hast.."

Es war, als schrecke er aus einem
bösen Traum, einer fanatischen Fantasie auf.
"Was?"
Er erkannte Connor und wollte lächeln,
brachte aber kein Lächeln zustande.
Er räusperte sich.
"Ja ich..da hat sie wohl Recht.."
Er fuhr sich über das Kinn.
"Danke, Connor. Warst gut heute."
Robin starrte ins Nichts.
Was sollte er nur tun?

"Einen Überfall?" Marian horchte auf und für einen kurzen Moment flackerte da so etwas wie Hoffnung in ihren Augen auf.
Ein Überfall also.. vielleicht war ihr künftiger Ehemann verletzt oder gar... tot?
Eigentlich wollte sie keinem Menschen so etwas schlimmes wünschen, vorallem keinem Mann, den sie nicht kannte und der ihr bisher ja nicht einmal etwas getan hatte.
Aber trotzdem kam dieser Gedanke einen Moment lang in ihren Kopf. Wenn er tot wäre dann..
Doch als Rose sie drückte und ihr sagte, dass sie sich etwas ausdenken müssten, da verbrach dieser Hoffnungsschimmer wieder.
Er lebte also, er würde wirklich hier her kommen und er würde sie sehen, schwanger und schutzlos!
"Ja.. ja das wird er wohl nicht.." flüsterte sie leise und versuchte kurz die Hand zu heben um die Umarmung zu erwidern, doch recht wollte es ihr nicht gelingen.
"Jetzt ist es wohl aus, unser Spiel.. Jetzt ist alles aus.." Einige Momente vergingen, eh sich ein anderer Gedanke platz in ihrem Kopf verschaffte.
"Moment.. ihr habt ihn überfallen? Du weißt von der Hochzeit und... und weiß es Robin dann auch?" Jetzt konnte sie sich auch wieder bewegen, löste sich aus der Umarmung und sah Rose an, etwas ängstlich, etwas aufgeregt, doch vorallem sehr besorgt.

Connor wollte gerade weiter reden, aber da driftete Robins Aufmerksamkeit schon wieder ab.
Etwas hilflos sah er zu Will, der nur unsicher mit den Schultern zuckte.
"Ähm also Robin..?" Connor stupste ihn etwas gegen den Oberarm um ihn aus seiner Starre wieder zu lösen.
"Können wir dir irgendwie helfen? Ich meine..hast du einen Plan oder.. was willst du denn jetzt machen?"
Da hatte ihm Rose ja eine tolle Aufgabe übertragen. Was sollte er denn jetzt bitte tun?
Robin hatte sich in ein Gespenst verwandelt und Connor schaffte es nicht einmal sich wirklich über das Kompliment zu freuen.
Ja, er hatte seine Sache heute gut gemacht, aber das hier fürchtete er deutlich zu vermasseln.
"Rede doch wenigstens mit uns. Sag uns, was du denkst, und was dieser Kerl überhaupt gesagt hat!"

"Ja..und das bereitet mir zur Zeit
am meisten Kopfzerbrechen.."
Sie seufzte leise, betrachtete die Freundin mit Sorge.
"Reg dich nicht auf..es tut dem Kind nicht gut.."
Leichter gesagt, als getan..
"Marian, ich glaube, die beiden haben geredet..
Robin war ganz außer sich und plötzlich gab er
den Befehl, den Leuten alles abzunehmen..
der Mann ist so unglaublich wütend..
er wird uns die Hölle heiß machen, das sag ich dir.."
Sie errötete etwas bei den Worten..
sonderlich fromm oder gläubig war sie
nie gewesen, aber was sie eben gesagt hatte,
ließ sie doch kurz stocken.
Rasch fuhr sie dennoch fort:
"..er ist direkt zum Sheriff gegangen,
nehme ich an..und damit meine ich wirklich gegangen,
denn sogar die Pferde hat er ihnen nehmen lassen..
oh Marian, ich fürchte, er dreht durch.
Ich habe Connor zu ihm geschickt.."
Rose dachte daran, dass Marian sich nicht
zu sehr aufregen sollte - und verstummte.
"Robin wird dich erst einmal nicht besuchen,
dafür sorge ich. Wir müssen uns erst einmal um
dich und das Kleine kümmern, Marian.."
Sanft strich sie über die Locken der jungen Lady.
"Vielleicht stürzt er ja vom Pferd.
Oder er wird vom Blitz erschlagen!"
Sie lächelte schief.
Eher könnte man wohl ein Wunder erwarten..

"..er wird Marian heiraten."
Robin drehte sich wieder zu beiden um.
Sah erst Will, dann Connor eindringlich an.
"Er will meine Marian heiraten.
Dahinter steckt dieses Ungeheuer von Sheriff!
Sogar Sir Guy wäre ihr ein besserer Ehemann
als dieses Ekel geworden..oh, ich Dummkopf.
Wäre ich doch nur mit ihr fort gegangen,
als es noch möglich war.."
Er verschränkte die Arme vor der Brust,
um sie nicht aus Verzweiflung womöglich noch
um sich zu schlagen. Und seufzte.
Schwäche wollte er nicht zeigen; selbst jetzt nicht.
Etwas beherrschter sagte er:
"Der Mann ist wütend.
Man wird mehr Truppen in die Wälder schicken.
Tut mir einen Gefallen und sorgt dafür,
dass unsere Sicherheitsvorkehrungen verschärft werden..
ich will nicht, dass mein Unmut und
meine Leichtsinnigkeit euer aller Leben gefährdet.."
Er ließ den Blick über das Lager schweifen.
Die Leute verstauten, sammelten, zählten die errungen Dinge.
Es war ein reges Getummel, keiner kümmerte
sich weiter um die drei Männer am Rande des Geschehens.
"Ist Rose bei ihr?", wandte er sich an Connor.
Es tat ihm etwas Leid, dass er ihn so überforderte.
Auch Will sah er entschuldigend an.

Alan kam eher unverhofft dazu.
Er war im Dorf gewesen, während die anderen
den Überfall durchgeführt hatten..umso
überraschter war er, als er all die Leute hier antraf.
Schon von weitem entdeckte er Robin, Connor und..Will.
Er winkte und kam näher, sah aber bald, dass die drei
nicht so guter Laune waren wie der Rest.
"Was..ist passiert?"
Alan trat nicht auffällig nah, aber nah neben Will,
blickte fragend in die Runde. Besorgte Gesichter
entgegneten seinen Blick. Robin sah eher abwesend aus.
Er grübelte. Alan war lang genug da um zu wissen,
dass dieser grübelnde Robin nichts Gutes bedeuten konnte..

Langsam und ganz vorsichtig nickte sie und begann damit sich die Schläfen zu massieren.
Es würde sich schon irgendwie eine Lösung aufzeigen.
Sie waren doch die Guten! Sollten die Guten denn nicht gewinnen? Oder zumindest so viel Glück haben, dass nicht alles zerstört wurde?
„Das ist wichtig.. er soll nicht kommen. Er soll vorsichtig sein. Ich meine, wenn.. wenn ich verheiratet bin, dann ist er der einzige, den das Baby noch hat.“
Sie strich über den Bauch und betrachtete ihn. „Wie lange meinst du wird es noch dauern? Ich meine.. bis das Baby da ist. Wie lange werden wir es wohl noch verstecken müssen?“ sie seufzte und strich sich durchs Haar.
„Ich will doch nur mein Kind beschützen. Und wenn es erst da ist, dann kannst du sie nehmen.. oh, oder ihn.“ Irgendwie hatte Marian der Gedanke an ein Mädchen nicht mehr los gelassen.
Ein niedliches kleines Mädchen, das aussah wie sein Papa.. mit diesem frechen Grinsen.
„Du musst auf Robin aufpassen.. dann schaff ich es vielleicht auf das Baby aufzupassen, zumindest bis es da ist. Vielleicht kommt es ja bald, dann hätten wir eine richtige Chance.“
Nur wenn dieser Mann, dieser Fremde ihren Bauch sah, dann wäre es das Ende.
Sie würde sich dringend überlegen müssen, wie sie den Fremden um den Finger wickeln konnte… ob Sir Guy wohl helfen konnte? Und war es überhaupt klug Gisborn einzuweihen?
„Oder denkst du wir können.. den Bauch verstecken? Wegschnüren?“ Aber sicherlich würde es dem Baby schaden.. auch das konnte sie nicht zulassen!

„Uns passiert schon nichts!“ meinte Will laut und rechte die Faust gen Himmel.
Dann sah er zu Allan und seufzte. „Robin hat doch dieses Mädchen. Du weißt schon.. Lady Marian. Sie ist eine Schönheit, klug und wohl für ihn perfekt. Und jetzt..heiratet sie einen anderen.“ Will überlegte, ob sie ihn wohl absichtlich heiratete oder nicht. Aber er hatte auch irgendwas mit Schwangerschaft gehört, doch bei diesen Gerüchten war er nicht sicher, ob das wirklich echt war.
„Und Robin hat den Zukünftigen überfallen und ihm alles genommen was er hatte… der Kerl hatte Glück, dass er seine Kleider behalten durfte sag ich dir.
Aber jetzt könnte er dadurch minimal wütend geworden sein. Wir werden also sehen, was passiert.“ Will zuckte mit den Schultern. „Ich glaub trotzdem nicht, dass der uns findet!“

Connor war da nicht so zuversichtlich, aber Wills Worte waren zumindest aufmunternd und eine Aufmunterung konnte Robin sicherlich brauchen.
„Er wird sie nicht heiraten, das verhindern wir schon. Ich meine, bisher haben wir alles gemeistert, was der Sheriff uns in den Weg gelegt hat, da schaffen wir das auch!“
Langsam und bedächtig strich er seinem Anführer über den Rücken. „Rose ist bei ihr und sie passt auf deine Marian auf. Sicher haben die beiden schon eine Idee.
Du weißt doch, dass unsere Mädchen viel cleverer sind als wir..“
Mit einem schiefen Lächeln und diesem kleinen Witz versuchte er Robin aufzumuntern, aber wahrscheinlich gelang es nur wenig.
„Jetzt sichern wir erst einmal das Lager. Ich bin sicher, wenn dieser Kerl erstmal auch versagt hat uns zu finden, dann schmeißt ihn der Sheriff schneller raus, als er schauen kann.“

Rose schüttelte energisch den Kopf.
"Nein, Marian..das können wir nicht machen.
Es wird dem Kind nicht gut tun,
fürchte ich..und das wollen wir ja nicht.."
Sie runzelte die Stirn.
"Mit Robin werde ich schon fertig.
Und Sir Guy..ich kenne ihn nicht.."
Gisborne schien ihm aber nicht
der sympathischste Zeitgenosse zu sein..
"Das musst du wissen..
und der Mann muss denken,
dass du zugenommen hast.
Oder..wir inszenieren eine Krankheit.."
Sie dachte eine Weile lang darüber nach.
"Ja! Etwas Ansteckendes,
sodass er sich dir erst einmal nicht nähern darf.."

Robin verzog leicht das Gesicht,
nickte aber dankbar.
Nur schwach zuckte es um siene Mundwinkel
herum; nach Scherzen war ihm nun wirklich nicht.
Er sah Will und Alan einen Moment lang nachdenklich
an, murmelte dann aber: "Ich will Rose da auch nicht so reinziehen.."
Robin trat zurück, auch wenn er Connors Mitgefühl wertschätzte.
"Lager sichern..ja. Sehr gut."
Zerstreut wirkte er, nicht so stark wie sonst.
Er holte tief Luft, fuhr sich über die Augen -
und hatte sich wieder einigermaßen.
"Kennt jemand ne Hexe,
die ich auf ihn hetzen könnte?"
Robin grinste schief.

"..und was ist mit Gisborne?"
Alan hustete es mehr heraus,
als traute er sich nicht, es zu sagen.
Sofort spürte er Robins Blick auf sich;
wütend und verständnislos.
Aber er meinte nur:
"Selbst ein blinder mit Krückstock sieht doch,
dass er deine Marian auch will.."
Er rang nach Worten, aber Robin hatte schon verstanden.
"Du glaubst doch nicht im Ernst,
dass ich zu ihm gehen würde..
der lässt mich hängen und triumphiert vorm
Sheriff nach all den Streichen, die wir seinen
Männern gespielt haben.."
Er schüttelte den Kopf.
"Wenn ich eins im Krieg gelernt habe,
dann das: Verbünde dich niemals mit deinem Feind.
Ein Messer im Bauch ist besser als eins im Rücken."
Alan gefiel diese Resignanz, dieser Unmut nicht.
Etwas hilflos sah er zu Will.

Die junge Lady kuschelte sich an ihren mittlerweile recht großen Bauch.
Rose redete und Marian versuchte wirklich ihr zuzuhören, doch ihre Gedanken rasten so schnell, dass es ihr schwer fiel sich auf das Gesagte zu konzentrieren.
„Eine Krankheit…“ das bekam sie mit und ihr Blick schwenkte zurück zu Rose.
„Ja.. das.. Rose, das ist genial! Du bist wirklich so schlau! Es denken doch sowieso alle, dass ich kränklich bin und mich darum hier zurückgezogen habe.“
Auch Boten des Sheriffs und von Sir Guy hatten diese Nachricht erhalten.
Schwerfällig erhob sich Marian und suchte in ihrem Schmuckkästchen herum.
Etwas Geld und eine Brosche hatte sie in der Hand und reichte sie Rose.
„Denkst du wir werden einen Arzt bestechen müssen? Denkst du das reicht..?“
Marian verzog das Gesicht und legte eine Hand auf den Bauch.
„Ah… oh Liebling ich bin nicht mehr aufgeregt. Es geht mir gut..alles in Ordnung.“ Redete sie auf ihren Bauch ein, denn das Baby spürte wohl, dass etwas nicht in Ordnung war und bewegte sich recht wild.
Langsam setzte sie sich wieder und strich beruhigend über den Bauch.
„Ich glaube sie mag deinen Plan.“ Sie winkte Rose ein Stück zu sich und nahm ihre Hand, legte sie auf ihren Bauch. „Sie ist ganz aufgeregt..oh oder er natürlich..“

Connor war nicht so sicher, was er noch sagen könnte um Robin zu beruhigen.
„Eine Hexe? Denkst du denn das würde etwas bringen?“ Connor glaubte nicht wirklich an so etwas.. gut, ein bisschen Aberglaube und etwas Angst gab es da schon man wusste ja nie, aber wirklich daran glauben? Nein!
„Da denke ich wäre Allans Idee wirklich besser..“ gab er leise zu. Allerdings konnte er sich vorstellen, wie schlimm das für Robin war.
Sich ausgerechnet mit Sir Guy zu verbünden.. und die Messer im Rücken Geschichte fand er auch sehr logisch.
„Vielleicht warten wir erst einmal ab, was Rose erzählt, wenn sie zurück kommt. Vielleicht wissen wir dann ja mehr..“
Solange Robin jetzt keine Dummheiten machte und überstürzt losrannte um mit der schwangeren Marian zu fliehen.

Will hatte die Arme verschränkt und hörte zu.
So hatte er Robin noch nie erlebt, so durch den Wind.
Es war ja fast noch schlimmer als zu der Zeit, in der er Marian nicht gesehen hatte sondern nur Briefe geschrieben hatte.
„Jetzt sichern wir erstmal das Lager und warten ab! Los doch! Er schob Allan ein Stück und dann auch Robin.
„Kommt schon! Denkst du deine Marian würde wollen, dass du am Galgen landest und sie mit dem Kind und dem Kerl alleine bleibt?
Nein, nein nein! Da sichern wir jetzt erstmal lieber das Lager und schauen, dass uns niemand findet.
Was denkst du, wieso Gisborn nicht der potentielle Ehemann ist?
Weil ers versaut hat! Weil er uns nicht gefunden hat.. also sorg erstmal dafür, dass es so bleibt, ok?“

Rose belächelte liebevoll die Szenerie,
die sich ihr da bot.
Marian und ihr Bauch.
Ein herrlicher Anblick.
"Bestechen willst du also..
ich kenne einen Arzt,
der hilft uns sicher.."
Das Lächeln auf ihren Lippen wurde
wärmer, als sie Marians beachtlichen Leib
unter ihrer Hand spürte.
Und tatsächlich: Es strampelte.
"Sie? Du willst wohl wirklich ein Mächen, hm?"
Sie lachte leise.
"Oh Marian, das ist faszinierend..
schön..aber auch wunderlich, oder?
Dass du da neues, gesundes Leben in der trägst..
es könnte alles so schön sein.."
Etwas wehmütig seufzte sie,
auch wenn sie Marian nicht traurig machen wollte.

Robin nickte stumm.
Schließlich tat er genau das,
was Will gewollt hatte:
Er riss sich zusammen.
Es dauerte den ganzen restlichen Tag,
die Tarnung des Lagers zu verbessern.
Sie verdichteten die Baumhäuser,
um sie vor neugierigen Blicken zu schützen,
erschwerten das Entdecken des Höhleneingangs,
verkleinerten den Bereich, in dem sie sich
aufhalten wollten, dachten sich neue Warnmechanismen
und -systeme aus, teilten noch mehr Wachschichten ein.
Robin versuchte, nicht an Marian zu denken.
Und tat es doch; die ganze Zeit über.
Die Sache mit Gisborne gefiel ihm nicht.
Und doch ahnte er, dass dies wohl der einzige Weg wäre..