Er hob eine Braue bei ihren Worten. "Also wenn du dachtest, dass wir jetzt heiraten, dann hast du dich geirrt..", murmelte er, halb im Scherz, meinte dann aber ernster: "Was meinst du? Ich nehme dich gern mit. Ich mag dich. Aber es gibt da noch jemand, der dich mag..nicht?" Der sie anders mochte. Naja..glaubte er zumindest.
Fast schon böse sah sie ihn an. Sein Scherz hatte weh getan.. er war sicherlich nicht lustig! "Seh ich aus, als wäre ich vollkommen dumm? Ich.. ich meine.." sie raffte die Bettdecke zusammen und stand auf. "Vielleicht war das hier doch ein Fehler.." Sie dachte an Luke.. nein, der würde sie sicher nicht zurück nehmen. "..Luke...... er.. er heißt Luke. Und ich bin sicher, er will mich nie wieder sehen."
Wieso tat das weh? Ein Fehler..hm..ja. Sicher. Andrew seufzte. Er hielt sie sanft am Arm zurück. "Komm Lily..sei mir nicht böse." Was sollte er auch sonst sagen? "Luke also.", murmelte er, dankbar für den Themenwechsel. "Jeder Mann würde dich gern sicher sehen...ich glaube kaum, dass er da eine Ausnahme macht..und er scheint ja wirklich einen Narren an dir gefressen zu haben.." Versuchte er gerade wirklich, sie in die Arme dieses Penners zu schicken? Nun, es war wohl das Vernünftigste.
Sie ließ sich von ihm zurück aufs Bett ziehen. Unsicher sah sie ihn an und zuckte mit den Schultern. "Ach es ist doch alles egal. Er.. er verachtet mich für das, was ich bin. Er hat schon, als er Cambridge verlassen hat gesagt, dass ich einfach mit ihm gehen soll... ein neues Leben anfangen. Aber das ist doch.. verrückt! Ich meine.. wovon sollten wir denn leben..? Ich bin hübsch.. ich hab noch ein paar gute Jahre vor mir.. wenn ich in dieser Zeit genug Geld verdiene dann.. wird es schon irgendwie gehen. Aber mit ihm..?" Sie schüttelte den Kopf. "Es ist für keinen Mann gut sich in eine H*** zu verlieben.. Und er ist keine Ausnahme.."
Er sah sie an und wusste, dass sie Recht hatte. Andrew biss sich auf die Lippen, als er aus dem Fenster sah, um ihren Blick nicht erwidern zu müssen. "Er muss eben damit klarkommen..", murmelte er und wusste wohl selbst nicht, dass er auch sich selbst damit meinen könnte.
Sie zuckte leicht mit den Schulten. "Ich dachte er kann es.. aber als ich.. ich wollte dir nur dein Geld zurück geben, und er.. er war so wütend. ich meine es war viel Geld. Er hätte davon vielleicht einen Monat lang gut leben können.. aber.." sie schüttelte leicht den Kopf. Ob Andrew wohl wusste, dass ihm die Börse nicht herunter gefallen sondern gestohlen worden war.
Er zuckte die Achseln. "Wir Männer sind so. Er fand sich wahrscheinlich ganz toll, weil er mir die Börse abgenommen hat.." Andrew zog sie wieder in seine Arme. Es war seltsam, hier, bei ihr zu liegen.. und über sie und diesen Kerl zu reden. Trotzdem genoss er ihre Nähe, legte das Kinn auf ihre linke Schulter. "..er war eifersüchtig und wollte mir eins auswischen. Das war einfach alles." Er sah sie fragend an. "Er weiß doch, wer ich bin, oder?" Das lag wohl nahe. Dass sie über ihre Kundschaft plauderte, war etwas Anderes..aber ihm gerade egal, also sagte er nichts dazu.
Sie kuschelte sich an ihn. Es war irgendwie schön mit ihm, und trotzdem tat es weh, dass er sie wegschicken wollte. Sie war wohl doch .. was sie eben war für ihn. Er hatte garnicht verstanden, was sie getan hatte. Lily, das kleine Mädchen hatte erst ein einziges Mal mit einem Mann geschlafen, weil sie ihn mochte.. und das war heute Nacht passiert. nicht einmal mit Luke hatte sie es getan. "Du wusstest, dass er sie gestohlen hat? ich meine.. er ist ein wirklich guter Dieb.. und sehr eifersüchtig, ja! Zumal er dich natürlich kennt... wer nicht.."
Andrew grinste schmal. "Verloren habe ich es sicher nicht, also muss er es ja gewesen sein.. kannst ihm ausrichten, das eh nicht viel drin war.." Seine Lippen berührten ihre Schläfe, seine Fingerspitzen strichen sanft über ihren Unterarm. Wie schön sie war. "Nein..sag ihm das lieber nicht, sonst ist er wieder muksch." Leise flüsterte er ihr ins Ohr: "Das Kleid, das du morgen bekommst, ist sehr viel mehr wert. Es wird dich gut kleiden. Oder du es." Er schmunzelte. Und wollte es doch nicht tun. Denn er hatte sie im Arm - und doch nicht. Kurz dachte er darüber nach, wie es wäre, so zu sein, wie sie, wie dieser arme Schlucker.. "Ich kann es ihm kaum verübeln, das mit der EIfersucht..", murmelte er nachdenklich. "Wenn ich dich hätte, würde ich dich auch nicht wieder loslassen wollen.." Das hatte ehrlicher geklungen, als es sollte. Andrews Züge verhärteten sich.
"Nicht viel... auch Andrew, du hast keine Ahnung, was viel Geld ist.. wenn man nichts hat. Und.. ich mag die Kleider, die ich trage.. das ist es ja. Ich mag diese schönen Sachen, auch wenn sie nicht wirklich mir gehören." bei seinen letzten Worten musste sie lächeln. "Ach? Na siehst du..? Ich sag es ja.. eine H*** tut keinem Mann gut, der nicht für sie bezahlt.." Wahrscheinlich ist es darum auch gut, wenn du mir ein so teueres Kleid schenkst..
Andrew stimmte in ihr Lachen mit ein, blieb aber nachdenklich. "Nun..scheint so." Er zuckte die Achseln. "Also..bleibst du zum Frühstück? Das würde mich freuen." Und dann konnte sie seinetwegen zu diesem Streuner da gehen und sich in ihn verlieben.
"Ich lass mir nie ein gutes Essen entgehen." meinte sie gut gelaunt. "Essen ist etwas tolles, weißt du? Ich liebe es.. du weißt garnicht, wie gut du es hast. Alles, was du isst.. es ist so weich, so wohlschmeckend. Ich freue mich jetzt schon auf das Frühstück." sie strich mit den Fingern über seine Lippen. "Du solltest es mehr genießen."
"Hm..", meinte er. Und nickte. "Ich werd's versuchen." Sanft küsste er ihre Fingerspitzen. "Komm..lass uns schlafen." Die Decken raschelten, als er sie wieder zu sich in die Kissen zog.
Sie schmiegte sich in das Kissen unter ihrem Kopf. "Das Bett ist auch zum genießen.. so schön.. und es riecht nach dir.." flüsterte sie, auch wenn ihr der letzte Satz fast schon Leid tat. ja, es roch nach ihm und es war schön. Aber hatte er ihr nicht selbst gesagt, dass er es besser fand, wenn sie zu Luke ging? Also weg.. weg von ihm, so weit, dass er sie nie wieder sehen würde...
"Jetzt nach uns beiden", verbesserte er sie noch, ehe sie einschliefen. Andrew schlief schlecht, träumte zu viel. Zu viel von der Frau, die neben ihm im Bett lag, so nah und doch so fern.
Am nächsten Morgen hing das neue Kleid über einem Stuhl, ordentlich gebügelt und gefaltet. Schön sah es aus. Und Frühstück gab es aufs Zimmer. Andrew trug bereits wieder einen Anzug und sah wieder so aus, wie es sich für einen Lord gehörte - doch die Distanz zwischen Lily und ihm war fort. Fort, davon für immer. Es gab kein zurück. Andrew wusste das, spürte das..sie vielleicht auch, aber das war nicht weiter wichtig. "Das Kleid sieht toll an dir aus." Oh ja. Sie saßen am kleinen Tisch und aßen zusammen. Es gab alles, was die königliche Küche zu bieten hatte.. "Und?", fragte er, während er an seinem Kaffee nippte. "Hast du dich entschieden?" Sie wussten ja beide, worauf die Frage hinauslief. Andrew würde in zwei Tagen wieder abreisen. Mit oder ohne sie.