Sie stocherte in dem Ei herum, dass vor ihr stand.
Es schmeckte sehr gut, es war mit Salz und Gemüse.
"Ich.. bin mir nicht sicher...
aber wie es auch ist: Ich sollte zurück zu Luke..
ich muss, selbst wenn ich zurück nach Cambridge gehe meine Kleider holen.."
doch eigentlich hatte sie sich entschieden, ja.
Luke.. sie hatte gestern noch mit ihm angeschlossen und jetzt schon wieder das Gefühl zu ihm zurück zu müssen.
Sie wollte ihn zumindest sehen.
"Oh und.. danke.. das Kleid ist wirklich unglaublich schön.
Ich denke es ist das schönste, dass ich je hatte.."

"Es sollte keine außer dir tragen.",
meinte er schlicht.
Und wusste genauso gut wie sie,
dass sie sich bereits entschieden hatte.
Das Frühstück verlief schweigsam,
jedoch nicht unterkühlt.
Als sein erster Termin naherückte
und sie sich verabschieden wollte,
zog er die junge Frau an sich,
die bei ihm geblieben war über Nacht.
"Mach es gut und pass auf dich auf, Lily.",
murmelte er sanft und küsste ihre Stirn.

Sie hatte nicht nur die Arme um ihn gelegt,
sondern krallte sich fast schon an ihn.
"Danke.. viel Dank für alles."
flüsterte sie ihm ins Ohr und drückte ihn noch einmal an sich.
Selbst die schwere Entscheidung hatte er ihr abgenommen.
Er war wirklich ein toller Mann.
"Sei nett zu den Mädchen, die man dir schickt..
sie tun nur, was sie tun müssen um zu überleben..
oh und.. und genieß dein Essen.
Leg es einfach mal auf die Zunge und schau, wie es schmeckt."
gab sie ihm noch als Ratschlag,
bevor sie sich von ihm löste.
Kurz überlegte sie ihn zu küssen,
doch das wäre nicht fair Luke gegenüber..

Auch Andrew küsste sie nicht;
das wollte er nicht.
Es war Schluss, hier und jetzt.
"Mach ich.."
Er öffnete ihr die Tür.
"Du weißt ja, wo ich bin,
wenn du mal einen alten Freund besuchen willst."
Andrew lächelte bei diesen Worten -
und meinte sie ernst.
Lange sah er ihr nach,
wie sie über den Flur lief,
ihn verließ, um zu einem anderen zu gehen.
Und wusste, dass sie das Richtige tat.
Leise schloss er die Tür,
um darüber nachzudenken,
ob ihm das so gefiel.

Zurück zu Luke..
sie konnte es noch kaum glauben.
Eine Kutsche brachte sie,
wenn auch keine der Palastkutschen,
sondern eine ganz einfach, schlichte.
Ihre Knie zitterten, als sie ausstieg,
denn auch wenn sie es nicht wollte, sah man sie an.
Natürlich... denn wie viele Damen in schönen Kleidern kamen schon hier her?
Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie an der Tür klopfte, die zu seinem Zimmer führte.

Luke hatte sich betrinken wollen,
aber er hatte es gelassen.
Stattdessen rauchte er eine Zigarette
nach der anderen, ließ die Beine über
die Feuertreppe hinausbaumeln,
las, lief umher, schimpfte,
trat irgendetwas..
sah auf das Bett, in dem sie geschlafen hatte..
dachte an sie, sah sie vor sich, fühlte,
dass sie in ihm drin war, immer da,
sie war immer dagewesen, seit er gegangen war,
sie..war allgegenwertig sie war..
das Mädchen, das er liebte.
Und er hatte sie vergrault.
Und sie hatte sich für den Schnösel entschieden.
"Verdammt noch mal Henry,
du kriegst deine Miete morgen..",
knurrte er laut,
als er es nun schon zum dritten Mal
an diesem Morgen klopfen hörte.
Er riss die Tür auf, als es ein zweites Mal klopfte -
und seine Züge entglitten ihm.
"Lilly."
Das klang hoffnungsvoller als beabsichtigt.
Wo kam sie denn jetzt her?
"Was willst du?"
Seine Stimme klang mehr rau als abgeklärt.

Sie presste die Lippen aufeinader.
Was hatte sie denn schon erwartet?
Dass er ihr freudig um den Hals sprang?
"Ich.. meine Sachen sind doch noch hier und..
und..wahrscheinlich willst du mich nicht sehen.
Aber.. ich wollte sehen, wie es dir geht und..
Naja.. scheint dir ja.. gut zu gehen, oder?"
sie wusste nicht einmal, was sie sagen sollte.
Unsicher sah sie auf ihre Finger, die den Stoff des schönen Kleides kneteten.

"Schönes Kleid..",
war, war er nur sagen konnte.
Sie war bei ihm gewesen,
natürlich. Sicher war sie
heute Morgen in seinem feinen
Zimmer neben ihm aufgewacht..
"Komm rein", murrte er.
Und musste schlucken.
Er konnte sie nicht ansehen..
schloss die Tür leise wieder hinter ihr.
"Ich..du.."
Er atmete tief durch und anstatt
sich zu entschuldigen für sein Verhalten
am gestrigen Abend meinte er:
"Du willst also deine Sachen holen..
was hast du jetzt vor? Geht es zurück gen heimat?"
Oh, wie gerne er sie einfach an sich ziehen würde,
wie gern er..

"Ich.. ja, ich mag das Kleid auch.
Es ist schön, nicht?"
sie sah sich um.
"Nein ich denke, ich werde bleiben..
also in London.
Hier wird es sicher auch.. irgendwie gehen."
sie zuckte mit den Schultern.
"Vielleicht hast du ja recht.
Vielleicht kann ich es wirklich hinter mir lassen..
so wie ich es gestern noch wollte... mit dir."
sie seufzte bevor sie fortfuhr.
"Jetzt muss ich es eben alleine schaffen"

Nachdenklich wiederholte er ihre Worte, leise.
"So, wie du es gestern noch wolltest.."
Er sah sie nun doch an.
"Ich hab echt scheiße gebaut gestern Abend..
ich..weiß. Tut mir Leid."
Luke holte tief Luft,
die Hände in den Taschen vergraben.
"Ich..ich wünsch dir viel Glück."
Er wollte sie nicht gehen lassen.
Sie würde in London bleiben!
Und sie hasste ihn.

"Ja.. ja, weißt du, das hast du!
Du hast mega Scheiße gebaut!"
sie sah ihn an und es kochte etwas in ihr hoch.
"Wirklich Scheiße.. ich wollte nur nicht,
dass du sein Geld nimmst.
Nichts sonst! Und du.. du machst mich zu dem,
von dem du willst, dass ich es aufgebe.
Weißt du, er hat mich an diesem Abend wie ein normales Mädchen behandelt.
Du warst es, der mich zu einer H*** gemacht hat!
Ich..ich wollte mein ganzes Leben für dich aufgeben und du trittst das mit Füßen."

Luke war blass geworden bei ihren Worten.
Er biss sich auf die Lippen und
ließ die Schimpferei über sich ergehen.
Und erkannte, dass sie Recht hatte.
Die Eifersucht schob er nach ganzen hinten..
oder versuchte es..er hat mich an
diesem Abend wie ein normales Mädchen behandelt.
Luke schluckte. Diese elende Eifersucht musste aufhören.
"Ich..mir sind einfach die Sicherungen durchgebrannt.."
Er sah sie etwas verzweifelt an.
"Ich..wollte das nicht..nicht so..
aber da war er plötzlich und des Geld von jedem
anderen hättest du auch geduldet und wir hätten uns
einen netten Abend gemacht, aber dann ist er da und
ich dachte gerade, es könnte was werden mit uns und
dann taucht er wieder auf und ich..ja, ich bin ein Idiot
und du kannst mich gern hassen aber ich..
ich habe so riesige Angst gehabt, dich zu verlieren."
Er räusperte sich.
"Dass ich dich dadurch verliere,
fiel mir erst danach auf..aber ich..scheiße Lily,
ich will nicht schon wieder ohne dich sein.
Ich..ich brauche dich.", sagte er leise, sehr leise.
Er kam nicht zu ihr, weil sie nicht aussah,
als wolle sie sich versöhnen. Zurecht.
"Mehr als das..viel mehr."
Wieder ein Räuspern, Schlucken.
"Das..wollte ich nur sagen..", murmelte er,
deutete dann auf einen sorgfältig zusammengelegten
Stapel Klamotten und ihre Tasche auf seinem Bett.
"Da..sind deine Sachen."

"Du bist ein Trottel, weißt du das?"
stellte sie recht nüchtern fest,
"Ist das immer so? ich meine..
Bist du immer so, wenn du mit Mädchen sprichst?
Du benimmst dich wie ein dummer, kleiner Junge.
Vielleicht bist du das ja auch..
Ein dummer kleiner Junge."
sie kam zu ihm und nahm seine Hand.
"Wenn du mich nicht verlieren willst,
dann sag es mir! Nimm mich in den Arm,
lass dich nicht wegstoßen und.. nimm mich einfach in den Arm.
Dann bleib ich hier.. wenn du mich noch willst."

"Natürlich will ich dich noch."
Luke zog sie sanft zu sich.
"Aber nur, wenn du nicht immer sagst,
ich sei wie ein kleiner Junge.
Du..bist nur sehr schwer zu durchschauen,
verstehst du? Manchmal da..trau ich mich
kaum dich anzufassen und dann wieder
darf ich dich in den Arm nehmen und.."
Er zuckte etwas hilflos die Achseln.
"Du bleibst also?", murmelte er an ihrem Ohr.

"Ich bin gerne schwer zu durchschauen..."
murmelte sie fast als Entschuldigung und kuschelte sich an ihn.
Sie fragte sich, was der Unterschied war..
zwei Männer.. die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Und doch schlug ihr Herz für beide.. und auch bei beiden höher, wenn sie sie in den Arm nahmen.
"Ich bleibe!" stellte sie fest, um sich selbst auch noch einmal zu bestätigen,
dass sie sich für das bleiben entschieden hatte.
"Und wir werden gemeinsam glücklich."