Sie war sehr verlegen, er hatte sie aus der Ruhe gebracht. Das Gefühl seiner warmen Haus unter ihren Fingerspitzen hatte alte Erinnerungen geweckt. Robin war immer in ihrer Nähe gewesen, hatte sie zu so mancher Schandtat verleitet. Sie waren nicht nur Freunde, sie waren wie Bruder und Schwester gewesen. Und irgendwann, als sie älter wurden war es auch mehr geworden.. Doch das war vor 3 Jahren gewesen, einer so langen Zeit, das es Marian wie ein anderes Leben vorkam. "Hier sie.. dürfte dich halbwegs Warm halten da draußen.." sie reichte ihm die Decke, und vermied es ihn anzusehen
"Dankeschön.." Robin wusste nicht, ob er sich dabei zu weit aus dem Fenster lehnte, aber er trat es trotzdem (denn sonst wäre er ja auch nicht Robin) - er legte sanft den Daumen unter ihr Kinn und drehte so ihr Gesicht zu sich. "Mein Körper ist doch entstellt, nicht mein Gesicht." Er grinste schief, wie man es von früher kannte. "Kannst du mich jetzt nicht mal mehr angucken?" Wie weich und zart ihre Haut war. So schön..
"Robin... das ist doch.. Du weißt, wieso ich dich nicht ansehen kann." meinte sie leise und legte ihre Finger auf seine Hand, die unter ihrem Kinn lag. "Wir sind keine Kinder mehr. Wir sind erwachsen. Es bedeutet mehr, wenn ein Mann eine Frau so berührt."
Er lächelte leicht. "Und dabei hab ich so viel nachzuholen.. drei Jahre..drei lange Jahre." Er drückte kurz ihre Hand, aber dann trat er brav zurück und zog sich auf die Fensterbank, den Blick immer noch auf sie gerichtet. "Ich komm wieder, wenn ich darf." Es bedeutet mehr. Was bedeutete mehr? Sie war alles, was er noch hatte. Sie war alles. Aber das würde er ihr natürlich niemals sagen.
"Du darfst, aber sei bitte vorsichtig. Es sind schlimme Tage." meinte sie leise und hob die Hand um ihm zu winken. "Ich wünsche dir eine gute Nacht..Robin"
"Süße Träume.", war das einzige und letzte, das er sagte, bevor er aus ihrem Zimmer verschwand. Kurz darauf hörte man, wie etwas Schweres unten auf dem Boden ankam, dann, wie er sein Schwert wieder anlegte - und schließlich nur noch das leise Geräusch von Schritten in feuchtem Gras. Und als er zurück zu seinem Pferd lief, war das einzige, woran er denken konnte: Sie hatte ihn vermisst.
Sie schob die holzernen Verschläge vor das Fenster. Es war ein seltsames Gefühl gewesen, es war seltsam gewesen mit ihm zu reden, ihn zu berühren und ihn..ihn nicht zu küssen. Sie lehnte lange noch an der Wand neben dem Fenster, fast als hoffte sie, dass er noch einmal kommen würde, mit ihr reden und den Kuss einfordern würde. Erst nach einer Weile ging sie zu Bett.
Im Lager war es dunkel, nur noch klein brannte das Feuer, eine Hand voll Männern saß um das Feuer und hielt wache.
Robin ritt ohne große Eile zurück. Zurück..oh ja, er schien nun wirklich einer von ihnen zu werden. Robin Hood. Als er beim Lager ankam, waren noch einige wach, aber erst, als er das Pferd versorgt hatte, kam er zu ihnen, setzte sich mit ans Feuer. Er wurde mit einem Nicken begrüßt und dieses Nicken erwiderte er. In seinem Kopf war so viel.. so viel Marian, so viel Gisborne und.. der Steuereintreiber! "Dieser Mann, von dem der Ritter gesprochen hat.. er wird drei Tage in der Gegend verbringen.", sagte er schließlich, den Blick auf das Feuer gerichtet.
"Ja? woher weißt dus? ah egal.. sag das mal lieber John" Der Kerl gähnte. "Und leg dich hin, schlaf solange du kannst. meine schicht ist in ner stunde zuende, wer weiß ob ich dich dann nicht wecke"
Er runzelte die Stirn, zuckte dann aber mit den Schultern und tat, wie ihm geheißen. Allan lag neben ihm, als er es sich auf dem Waldboden bequem machte, ansonsten kamen ihm die Gesichter eher unbekannt vor. Sein Schlaf war tief, aber nicht traumlos - und zum ersten Mal seit langem war es nichts Schreckliches, das ihn heimsuchte..nur ein sehr schönes, sehr vertrautes Gesicht.
"Aufstehen du Faulpelz" das Gesicht, das er jetzt sah war eher...bärtig, ein bisschen wild, aber bei genaueren betrachtung mit dunklen freundlichen Augen. "Hier bist du nicht in einem Schloß, hier muss sich jeder um frühstück kümmern." besonders wenn jemand neu war..
Robin blinzelte verschlafen und als er sich streckte, wurde ihm schmerzhaft wieder in Erinnerungen gerufen, dass er auf dem Boden geschlafen hatte. Er rappelte sich auf, den Blick auf den Mann gerichtet. "Bin ja..bin ja schon wach.", murrte er, dann fragte er: "Frühstück..was heißt das? Soll ich Beeren sammeln oder was schießen oder was?" Er unterdrückte ein Gähnen, seine Waffen wieder zu sich nehmend, Erde von den Sachen klopfend. Allan neben ihm pennte noch. "Und wieso darf der noch schlafen?"
"nein" John grinste und warf ihm zwei wassereimer vor die Füße "Du darfst Wasser holen, das muss auch jemand machen" Dann drehte er sich zu Allen und stupste ihn leicht mit dem Fuß. "Hey du aufwachen, hier wird nicht der tag verschlafen"
Robin nickte, schnappte sich die Eimer und stolperte Richtung Fluss. "Ich muss später noch mit dir reden!", rief er, dann war er zwischen den Bäumen verschwunden.
Allan murmelte etwas Unverständliches, ehe er die Augen aufschlug und sich kerzengerade aufrichtete. Wo war er? Wer war das? Und dann..ja, dann kam alles wieder. Er fuhr sich über das verschlafende Gesicht. "Es ist noch dunkel, der Tag hat noch nicht mal begonnen.." Er sah sich um, versuchte das Gesicht des großen Mannes einzuordnen - ja, stimmt ja..sein Name war John, Little John.
"Steh auf du fauler Sack! Es ist höchste zeit, dass du deine müden Knochen etwas bewegst. Irgendwer sollte die Latrine mal wieder zugraben. Wenn du das nicht tun willst, würde ich jetzt aufstehen und helfen!"