Er legte den Kopf schief, stand dann aber wirklich auf, um sich am Fußende niederzulassen - so konnte er sich gut an einen der Bettpfosten lehnen und hatte das Fenster noch im Blick, für alle Fälle. Immer noch die Alte. "Ist lange her, dass mich jemand in sein Bett eingeladen hat." Robin grinste sehr schief, weil es ein schlechter Witz war, aber ihm fiel nichts anderes ein. "Also was..hast du gehört?" Gott, wie bequem diese Matratze war! Himmlisch.
Ihr Blick verdüsterte sich. "Ich hoffe du weißt, das ich keine solche Frau bin! In meinem Bett war noch nie ein Mann. Mal abgesehen von einem dummen, frechen Jungen.. wie hies er nochmal? Robbie?" sie rückte etwas weg von ihm "Nun gut. Ich habe von einem Gast gehört, einem wichtigen Gast. Er wird mit ein paar Männern kommen, Guy sollte sich darauf einstellen ihn und 4 Männer zu versorgen. Das heißt nicht, das die anderen nicht anderswo untergebracht sind. Er wird das Gästezimmer bekommen ich..ich meine dein Zimmer... Er nutzt es jetzt als Raum für seine Gäste. Es wird gut zu Essen geben, allerdings an einem Abend wohl eine Einladung nach NOttingham. Er wird eine nacht hier bleiben, nach nottingham reisen und auf dem rückweg wieder für eine nacht hier bleiben"
Gut..ja, gut, das war wirklich gut. Robin nickte und das einzige, was er sagte, war: "Und ich hoffe, du weißt, dass ich immer noch der gleiche bin. Nur ein wenig älter und ein wenig mehr von der Welt gesehen." Er fasste sich nachdenklich an das Kinn. "Mein Zimmer! Voll mit denen..", murrte er mit gerunzelter Stirn. Drei Tage also würde er in der Gegend sein. Nur wann genau? "Könntest du zufällig herausfinden, wann genau dieser Gast kommt?" Man sah ihm deutlich an, dass er etwas ausheckte. Im Planen und Streiche-spielen war er schon immer ganz groß gewesen.
"Robin...du wirst dich doch nicht in Schwierigkeiten bringen, oder?" sie sah ihn wieder mit diesem besorgten Blick an, den sie eigentlich vor ihm verstecken wollte. "Ich kann es versuchen aber..ich bin nur eine Frau"
"..haben sie dir das in den letzten Jahren eingetrichtert, oder wieso betonst du es so oft?" Er stützte müde das Kinn auf die Knie, aber sein Blick war wach und ernst. "Die Marian, die ich kenne, reitet in Hosen und schleicht sich nachts heimlich aus dem Haus. Und in Schwierigkeiten bin ich, seit ich dieses Haus das letzte Mal verlassen habe, Marian. Ich hab euch alle allein gelassen, bin in ein fremdes Land gereist, wurde verwundet, gefangen genommen, wieder befreit.. ich habe Menschen getötet, Marian." Er war sehr leise geworden. "Ich wurde von Räubern beraubt, bin zurückgekehrt in mein Heimatland und finde es in einem schrecklichen Zustand vor.. meine Eltern sind tot, fort, du.." Robin stockte, entschied, es dabei zu lassen, und meinte nur noch (diesmal mit etwas mehr Nachdruck): "Was soll mir noch groß passieren?" Er zuckte schwach mit den Schultern. "Ich werde diese Ungerechtigkeit nicht dulden."
"Robin du bist ein Träumer. Denkst du sie werden dich nicht töten, weil du im Heiligen Land warst? Diese Männer sind zu Dingen fähig, an die ich nicht einmal in meinen schlimmsten Träumen denken will. Ich bin nur eine Frau! Wenn der Sheriff es will, dann werde ich morgen schon Lady of Gisborne sein! Es ist besser nur eine Frau zu sein. Keiner sieht einen, keiner beachtet keinen. Jeder Mann denkt, dass er in meiner Gegenwart reden kann, als wäre niemand da."
"Und wenn sie mich töten, dann hab ich es wenigstens versucht.", entgegnete er nur etwas trotzig darauf. Er war das Diskutierens müde. Er wollte sich nicht mit ihr streiten und er wollte nicht darüber nachdenken, dass sie bald Lady of Gisborne sein könnte. Robin schloss einen Moment lang die Augen. "Du bekommst also alles mit? Und wem gibst du die Informationen weiter? Schreibst du Briefe an die Königin?" Er verstand nicht recht, was sie damit andeuten wollte. Sie betonte das alles so sehr, dass sie wohl etwas damit sagen wollte, aber er war zu kaputt, zu verbissen, um zu verstehen, was sie meinte.
"Vielleicht solltest du jetzt lieber gehen Robin. Es ist zu spät am Abend" sie gähnte gespielt. Wer wusste schon, ob er es wirklich war. Ob er wirklich Robin war. Oder ob er Robin war und für den Prinzen arbeitete. "ich hab noch eine Wolldecke da, kannst du die brauchen?"
Er grinste matt. "Du kannst mir einfach sagen, dass ich gehen soll, und ich geh, du brauchst da keine Andeutungen machen oder Müdigkeit vortäuschen." Robin erhob sich, ging zum Fenster. "Du traust mir nicht..ich versteh schon." Eine Decke? Pah, er kam auch gut ohne ihre Decke aus!
"Warte Robin!" Ja sie traute ihm nicht, aber zumindest von einer Sache würde sie sich überzeugen können. Sie stand vom Bett auf und lief zu ihm. Mit Schwung zog sie ihm das Hemd nach oben. Die andere Hand strich seinen Hosenbund entlang, und schob diesen fast 5 cm nach unten. Da war sie.. eine Narbe. 3 Fingerbreit. Sie kannte sie, nein sie erkannte sie. Sicherlich gab es keine Möglichkeit eine solche Narbe auf diese Weise zu fälschen. Sie waren zusammen am alten Steinbruch, der überwuchert war von Moos und Streuchern gewesen. Marian war auf einen Baum geklettert und ihre Zöpfe hatten sich sehr dumm in einem Ast verfangen. Robin war zu ihr gekomme.. hatte sie gerettet, die Haare befreit. Doch er hatte sich zu weit nach außen gelehnt, auf einen Ast, der zu schwach war um sein Gewicht zu tragen. Er war gefallen.. ein Stein war es gewesen, ein scharfkantiger Stein, der aus dem Boden geragt war. Er war in seiner Leistengegend gesteckt. Es hatte schrecklich geblutet als der Medicus ihn davon befreite und Verband. Alle sagten, dass er großes Glück gehabt haben musste... Ihre finger strichen über die Narbe "Robin..."
Ganz automatisch spannten sich seine Muskeln unter der Berührung an, auch wenn er sich einreden wollte, dass das nur von der Kälte, der Überraschung herrührte. Und da stand er also, das Hemd oben, den halben Oberkörper frei, auf dem noch so viele Narben dazugekommen waren..vor allem die eine auf der Brust, die jetzt aber nur ein wenig frei zu sehen war.. Diese Aktion hatte ihm die Sprache genommen; er war überrascht und da war pure Verblüffung auf seinen Zügen. Dann lächelte er; es war ein warmes, ehrliches Lächeln. "Ja, Narben bleiben.." Er sah zu ihr hinunter und ihre Fingerkuppen waren warm auf seiner Haut. Regelmäßig und ruhig hob und senkte sich seine Brust, obwohl sein Herz ein paar Schläge ausgesetzt hatte. "Ich hab dich auch vermisst, Marian. Sehr.", sagte er leise - und da sie ihn kannte, so gut, wie es keiner tat.. müsste sie wissen, dass es ihm nicht leicht fiel, so etwas zu sagen.
Sie versuchte sich aufs Atmen zu konzentrieren. Ihre Wangen hatten sich sicherlich wieder rosa verfärbt. "Ich.. dieser Überfall tut mir Leid. Ich musste nur wissen, ob du es wirklich bist. Es gibt so viele Verschwörungen und so viel schlimme Dinge." Ihre Finger strichen sanft über die Narbe, die eine kleine. Weil es ihre Narbe war. Diese Narbe hatte er nur wegen ihm, weil er ihr hatte helfen wollen. Erst jetzt fiel ihr Blick auf die anderen Verletzungen. Die Narben waren sehr groß, ganz anders, eher abschreckend. "Du hast viel erlebt oder..?"
Er nickte nur ganz leicht. "Genug für ein ganzes Leben, denk ich.." Das zarte Rosa auf ihren Wangen stand ihr ganz wunderbar. "..das meiste sieht aber schlimmer aus, als es ist..war..", murmelte er, als er merkte, dass ihre Blicke wanderten. Nur die eine, die große, direkt neben dem Brustbein - die hatte ihn beinahe das Leben gekostet. Aber das schien jetzt, in diesem Moment, so weit weg, dass er fast darüber hätte lächeln können.
Robin konnte sich ein leises Lachen gerade noch so verkneifen, beließ es bei einem Schmunzeln. "Wenn du noch eine übrig hast..gern." Er zog sich die Kapuze wieder über den Kopf, schlang den Umhang fester um sich. "Ich fürchte, du hast schon jetzt so Einiges gut bei mir.. mal schauen, ob ich mich bei Zeiten revanchieren kann." Er wollte sie hier raus haben, obgleich er noch nicht wusste, wie das zu schaffen sein sollte..noch nicht. Robin beobachtete, wie sie nahezu verlegen nach einer Decke suchte.