Die Nacht war ok, einfach weil er da war, weil er sie im Arm hatte. Den nächsten Morgen verbrachte sie im Gebet. Heimlich, bevor er aufwachte auf den Knien sitzend, in dem kleinen Sonnenstrahl, der durch die Bretter der Fensterläden ins Zimmer viel, auf dem staubigen Boden. Ihre Haare waren offen und fielen ihr über die Schultern, die Augen geschlossen und die hände mit den handflächen nach oben auf die Knie gelegt murmelte sie fast lautlos in einer längst vergessenen Sprache ihre Gebete.
Collin, aufgeweckt durch das Murmeln an seiner Seite, blinzelte er leicht, blieb aber schweigend liegend, um nicht zu stören, hielt still. Es war der Kleine, der irgendwann aufwachte und seine Mutter anstuppste. Sie würden bald wieder los müssen.
Erschrocken blickte sie auf und sah ihren kleinen, erst lächelte sie, dann sah sie ein wenig verschreckt zu Collin. Ihr Blick war unsicher und sie erhob sich schnell. "Guten morgen... ihr seid schon wach`?"
Collin lächelte leicht. "Wieso fühlst du dich so ertappt, hm?" Er sprach leise und seine Hand strich über ihren Rücken, ehe er sich auch aufsetzte, sich erhob, um sich anzuziehen. Finley aber streckte die Arme nach seiner Mutter aus. "Mama, dauert das noch lange, bis wir in England sind?" Er gähnte und wollte ganz eindeutig auf den Arm genommen werden.
Sie nahm den Kleinen in die Arme und hob ihn hoch. "Noch ein paar tage liebling, nur noch ein paar tage. Dann sind wir da. Willst du etwas essen?" sie strich ihm lächelnd durch das Haar, und stellte einmal mehr fest, wie ähnlich er seinem vater sah. Auf Collins Frage ging sie nicht ein. Nicht hier.. nicht jetzt. Sie hatte angst ihn zu verlieren
Er nickte eifrig. "Ich hab sooo großen Hunger!" Und dabei machte er eine ausladende Handbewegung, als wolle er den Berg an Essen beschreiben, den er auf der Stelle hätte verdrücken können. Collin aber stimmte es etwas nachdenklich; über die Waschschüssel gebeugt rasierte er einige Stoppeln mit seinem schärfsten Messer. Es war nicht so, dass er wieder in Kettenhemd und mit Schwert reiste - aber er trug gute, feste Kleidung. Etwas, mit dem seine Eltern ihn so losgehen hätten lassen. Nicht die Söldnersachen, an die er sich in den letzten Jahren so sehr gewöhnt hatte.
"Ja? so großen Hunger hast du?" sie lachte und kuschelte sich an ihn "Wir finden sicherlich etwas. Aber du musst jetzt für einen Moment still auf meinem Schoß sitzen ja? Ich muss meine Haare flechten." Sie wollte aussehen wie eine Frau, die zu Collin passte. Eine Frau die seiner würdig war. Das ging nicht mit offenem Haar
Sie sah zu ihm herüber und musste schmunzeln "Hast du dich geschnitten? Ist es schlimm? soll ich es mir mal anschauen?" trotzdem blieb sie sitzen, er war ein Mann und würde schon nicht verbluten
Eigentlich war Lynn das am liebsten, so konnte sie ihre Haare ganz in Ruhe aufstecken. Sie zog auch ihr Überkleid wieder an und als sie fertig war ging sie zu Collin. Ihre Arme legten sich um seine Mitte und sie schmiegte sich an seinen Rücken. "Verzeih mir... ich war vielleicht nicht.. ganzehrlich zu dir"
Ihre Hände zitterten und am liebsten wäre sie gegangen. "Hast du es nicht gesehen...? ich bin nicht wie du ich bin.. kein Christ. Und wenn doch, dann nur, weil mein Vater auf meine Taufe bestand. Ich kenne den Gott nicht, zu dem du betest... Vielleicht haben die Mönche recht, wenn sie mich als Hexe bezeichnen"
Es überraschte ihn selbst, dass es ihn nicht störte. Er schloss kurz die Augen. "Lynn ich..hör zu." Collin drehte sich zu ihr um und nahm dabei wieder ihre Hände in seine. Er war froh, dass der Kleine beschäftigt war. "Wir kommen aus verschiedenen Welten, wir kennen verschiedene Dinge. Was soll ich dagegen tun, dass du keine Christin bist? Was ändert es an meinen Gefühlen zu dir?" Es machte nur alles schwerer. Collin sprach ruhig und ernst.