Er nickte leicht. "Ich stelle es mir schwierig vor. Macht es dir so wenig aus, wie du es vorgibst? Ich frage mich, ob es dich nicht traurig macht..", meinte er in Bezug auf ihren eigenen Vater.
"Wie soll ich sagen.. ich bin daran gewöhnt. Es macht mir..nicht allzuviel aus, solange mein liebster Bruder mich nicht mit der Nase darauf stößt. Ich bin froh, dass er heute Abend nicht da war. Den Älteren meine ich.. er hasst mich, und lässt es mich auch oft spüren. Mit meinen anderen Geschwistern.. geht es eigentlich gut. Also meine Älteste Halbschwester ist schon lange verheiratet, ich hatte nie viel mit ihre zu schaffen.. aber zumindest mit den Jüngeren versteh ich mich gut. und mein Vater ist ein..ein liebevoller Mann.." sie schmiegte sich an ihn, denn es machte ihr schon manchmal etwas aus, aber sie sah, wie stark und selbstbewusst ihre Mutter damit umging, also...
Er schlang sanft die Arme um sie und küsste ihre Stirn. "Verstehe." Collin wog sie sanft hin und her; schwelgte einen Moment lang in nahezu trost-spendenden Schweigen. "Mh, ich will ja nicht taktlos sein, aber ich bekomme langsam Hunger..", murmelte er lächelnd in ihr Haar.
Sie sah ihn kurz an und musste dann lachen. "oh du bist nicht taktlos, du bist vielmehr herrlich erfrischend. Ich werde gleich aufstehen und..hm willst du im Bett frühstücken? Oder lieber nach unten gehen? Es ist ganz deine Entscheidung." sie strich ihm ein paar Locken aus der Stirn und küsste ihn sanft auf die Lippen. Diese Vertrautheit, die sie miteinander hatten war herrlich. Jetzt saß sie hier, nackt mit ihm, schmiegte sich an ihn und genoss einfach die Wärme. Hätte sie nicht auch schon etwas Hunger gehabt, wäre sie ihm fast böse gewesen, dass er dieses schöne Gefühl zerstören wollte.
Sie küsste ihn noch einmal kurz und liebevoll, eh sie aufstand und sich das Kleid überstreifte. "Ich bin so schnell zurück wie ich kann.. hm soll ich alleine wiederkommen, oder doch lieber Fin mitbringen? meine Mutter frühstückt sicherlich auch mit ihm, wenn du noch etwas kuscheln willst."
"Wenn du meinst, dass unser Sohn das verkraften kann.. gern." Er schmunzelte und setzte sich ebenfalls auf, beobachtete sie völlig ungeniert beim Anziehen.
"Oh er ist ein großer Junge und du wirst dich wundern, wie selbständig er schon ist." Sie lächelte und band ihre Haare recht schlampig, aber zumindest schnell zusammen. "Lass mir..hm 10 Minuten? oder doch 20?" sie wirbelte gut gelaunt herum und lief, wohlgemerkt ganz ohne Schuhe, die sie vergessen hatte, aus dem Zimmer auf der Suche nach Frühstück. Ja, sie war einfach ein gut gelaunter und sehr natürlicher Mensch, der so was wie Schuhe nur benutzte, wenn ihre Füße kalt wurden.
Er sah ihr verliebt nach. Und i-wo bewundernd. Ja, er bewunderte sie für ihre Art, mit dem Leben umzugehen. So wie er war, liebte er sie. Collin zog sich zumindest eine Hose an und besah sich dann das Zimmer genauer, warf auch einen Blick durchs Fenster.
Im zeigte sich eine wunderschöne, irgendwie weiche und schön grüne Hügellandschaft. Obwohl es schon Herbst war waren sie noch grün, wenn auch nicht mehr so saftig wie sie es im Frühjahr waren. Der Wind pfiff um das Gebäude, man konnte ihn hören. Ein paar Vögel kreisten am Himmel, wohl Raubvögel auf der Suche nach Beute. von seinem Platz am Fenster aus konnte er gerade noch so in den Hof sehen, wo Menschen damit beschäftigt waren ihre Marktstände aufzubauen und zu bestücken. Schottland war doch etwas kälter als England, hier fingen die Tage um die Jahreszeit nicht ganz so früh an. Es hatte ein wenig zu nieseln begonnen, doch hier störte das keinen, Regen gehörte im Herbst fast schon zu ihrem Alltag. Es roch auch interessant, irgendetwas wurde dort unten gekocht oder gebraten. Ein paar Kinder liefen schon herum und begutachteten gespannt die Stände.
Er lächelte bei diesem Anblick. Es waren Briten, so wie er, und doch waren sie so anders. Es war aufregend, diese Welt Tag für Tag ein Stückchen mehr kennen zulernen.
Ja, es gab viele Gemeinsamkeiten und noch mehr Unterschiede. Die Sachen auf dem Markt waren bei weitem nicht so exotisch, wie sie es in London waren. Schnickschnack kaufte hier kaum jemand. Dafür gab es Dinge, die sehr exotisch aussahen, aber hier ganz normal waren. Seltsame Instrumente beispielsweise. Ein junger Mann versuchte sich gerade am Dudelsack. Die Töne die er hervorbrachte waren eher kläglich. Ein paar Kinder lachten ihn aus, wie Kinder eben waren. Und dann lief er ihnen hinterher, mehr lachend als böse. Einige seltsame Gestalten sah man hier. Wesen, die die Kirchenmänner in London wohl sehr schnell auf den Scheiterhaufen gebracht hatten. Ihre Gesichter waren teils Bemalt und sie trugen Kleider, die wie Lumpen wirkten, aber auch zugleich irgendwie geisterhaft waren, geschmückt mit Fell oder Federn. Es waren nicht viele, nur drei oder vier. Man kannte sie auch nicht alle auf den ersten Blick. Bei manchen erkannte man es kaum, wirklich ins Blickfeld viel nur ein Mann, er war alt, recht alt und etwas zu dürr unter dem Wolfsfell, das er trug. Doch eh er ihn näher betrachten konnte kam Lynn wieder in dem Raum. sie hatte ein Tablett in der Hand, das etwas gewöhnungsbedürftig roch. Seltsame schwarze Dinger lagen auf einem Teller, zusammen mit Rühreiern. Auch ein paar gebratene Pilze und Bohnen waren dabei. Ein Schüsselchen Porridge mit Honig hatte auch seinen Weg auf das Tablett gefunden. "Ich..hab uns mal etwas schönes mitgebracht... versprich mir es wenigstens zu versuchen ok?"
Er wandte den Blick ab und hob den Kopf, lächelte bei ihrem Anblick und schnupperte misstrauisch. "Ist gut, ich versuch's." Collin schmunzelte und nickte. "Sieht interessant aus. Schön, dass du wieder da bist."
"Das ist Black Pudding. und Eier und.. Ja, das ist Porridge, kennst du ja." Porridge war etwas, was Lynn auch oft gekocht hatte, ging einfach, war nicht teuer und sehr wandelbar. Getreidebrei! Was genau Black Pudding war, dass sagte sie ihm lieber mal nicht. es sah so schon gewöhnungsbedürftig genug aus.
(ich komm immer noch nicht drüber hinweg, wie eklig das zeug aussieht..)
"Genau..und ich bin ja experimentierfreudig. Danke." Sie setzten sich beide und aßen, aber er traute sich nur zögernd an dieses Black Pudding heran. "Interessant..", murmelte er nur wieder verhalten. Er grinste gequält. Bah!