Catherine presste die Lippen hart aufeinander. "Alice, ich bin sehr enttäuscht von dir." Sie erhob sich. "Ich hatte gehofft, du wärst nicht so flattrig wie Leanne es ist. Ich dachte, du wüsstest, wo dein Platz ist, aber du..weißt es nicht. Es tut mir Leid, aber ich kann nicht länger dulden, dass du dich mit George triffst. Es würde dich nur unglücklich machen. Und deine Eltern. Hast du denn gar nicht an deine Eltern gedacht? Oder an uns, deine Gastfamilie?"
"A..Aber...." Tränen traten ihr in die Augen, ohne, dass sie es zu verhindern wusste. "Aber ich liebe ihn.. und er liebt mich! Wie..wie kann denn da so etwas falsches dran sein? Ich war immer vorsichtig, wenn ich ihn im Hafen besucht habe.. und er hat mich Abends auch immer nach Hause gebracht und nicht im dunkeln allein durch London laufen lassen."
"Im Dunkeln! Abends noch unterwegs!" Sie schüttelte energisch den Kopf, auch wenn sie ihr natürlich Leid tat. Aber so ging das nicht. "Nein Alice bei aller Liebe.. das muss, nein das wird ein Ende haben. Du wirst dich nicht mehr aus unsrem Hause stehlen. Du gehst zeitig zu Bett und wenn gehst, dann nur in Begleitung..uns zwar nicht in der meines jüngsten Sohnes."
"Ich aber.. w was hat Liam den damit zu tun? Er hat doch garnichts gemacht..." sie weinte unerbittlich "Wenn ich nichteinmal mehr mit Liam durch die Stadt gehen darf.. das ist doch Folter... das ist gemein!" sie schluchzte und verbarg das gesicht in den Händen. ihre fein säuberlich aufgetragene Schminke verschmierte
"Aber wenn es doch keine andre Möglichkeit gibt.." Sie unterdrückte ein Seufzen, blieb aber hart. "Eines der Hausmädchen wird dir etwas zu essen hochbringen. Ich möchte, dass du auf deinem Zimmer bleibst." Catherine berührte kurz ihre Schulter. "Wir reden morgen noch..schlaf gut..trotzdem. Du wirst es i-wann einsehen, Alice. Und verstehen.", sagte sie eine Spur weicher, ehe sie das Zimmer verließ.
sie warf sich auf ihr Bett und vergrub das verheulte Gesicht schluchzend in den Kissen, erst als die Tür ins Schloss fiel, setzte sie sich auf und beruhigte sich langsam. Allerdings nur sehr langsam.. Was sollte sie denn jetzt tun? Niemals hätte Stuart sie EINGESPERRT! Sie stürzte aus ihrem Bett und schrieb einen Brief.. das allererste, was ihr einfiel.. den geliebten Vater zu benachrichtigen, der so weit weg war! Doch was würde das schon bringen.. Sie musste weg.. ja, sie musste zu George, auch wenn es ihr schändlich vorkam.. diese Familie hatte sie so nett aufgenommen und.. und Liam..
Der saß in seinem Zimmer, ein wenig melancholisch, ein wenig glücklich, als seine Mutter mehr oder weniger hineinstürmte. "Wir reden noch, junger Mann!" "Äh..bitte?" "Wie kannst du nur verheimlichen, dass sie einen bürgerlichen liebt? Wie kannst du sie darin nur..unterstützen?" Liam zuckte leicht zusammen. liebt. "Es geht mich nichts an.", antwortete er schlicht und er steckte wieder die Nase in das Buch, in dem er bis gerade eben gelesen hatte. "Bin ich hier denn in einem Irrenhaus?" Liam blieb ihr die Antwort schuldig, denn sie verließ sein Zimmer, noch bevor er etwas darauf sagen konnte.
Alice hatte den Brief beendet. aber sie wollte zu George und das gleich.. nachdem sie ihr Abendbrot gehabt hatte hielt sie es kaum noch aus! Wenigstens Liam wollte sie noch sehen.. Gut, dass sie doch eine sehr bewegte Vergangenheit hatte. Das Türschloss aufzubekommen war nicht sonderlich schwer, auch wenn sie sehr aus der Übung war. sie schlich auf leisen Sohlen in Liams Zimmer
Liam hob den Kopf, als sie nahezu lautlos in das Zimmer schlüpfte. "..Alice.", murmelte er nur. Er grinste schief. Was sollte er auch sagen? Dass es dumm von ihr gewesen war, es seiner Mutter zu sagen? Dass sie ihn nicht da hätte reinziehen sollen? Dass es ihm Leid tat, dass sie es so schwer hatte? Wohl kaum.
"Liam?" ihre Augen waren gerötet vom vielen Weinen "ich.. ich hab dich so unendlich lieb..." sie kam zu ihm, beugte sich zu ihm, wobei ihm sicherlich nicht verborgen blieb, dass sie nur eine Bluse trug und sich ihre warme, weiche Brust unter dem Stoff an ihn drückte "Liam ich muss gehen, ich kann nicht ohne ihn. ich kann nicht so eingesperrt leben.."
Er sog scharf die Luft ein, gleichzeitig versuchte er zu verstehen, was sie da sagte.. "Du..du willst was? Gehen? Du willst abhauen?" Liam spürte deutlichen ihren warmen, weichen Oberkörper an seinem und wäre es nicht so ernst und bestürzend gewesen, wäre ihm vielleicht kurz ein wenig schwindelig geworden. Oder er wäre Gefahr gelaufen, sie zu küssen. Jetzt nicht. "Das kannst du nicht. Wo willst du denn auch hin?" Seine Stimme wechselte von brüchig zu monoton.
"Nein ich muss.. ich muss einfach weg..." sie drückte ihn noch einmal kurz, eh sie ihn los lies, Tränen in den Augenwinkeln und ein verzweifeltes Lächeln auf den Lippen. "Ich werde zu George gehen.. vielleicht brennen wir zusammen durch, ich hab es nur nicht übers Herz gebracht zu gehen, ohne mich von dir zu verabschieden!"
"Wenn das so ist, dann wünsche ich dir viel Glück." Liams Züge verhärteten sich. "Aber erwarte nicht, dass ich wieder für dich lüge." Er wandte sich von ihr ab.
Sie sah ihn etwas verstört an "A..aber..Liam ich hab deiner Mutter nichts verraten! Das musst du mir Glauben.. Ich lieb dich doch..." sie sah ihn enttäuscht an. "ich wollte mich nur von dem Liebsten Menschen in ganz London verabschieden, bevor ich es verlasse..." meinte sie leise, hauchte ihm ein Abschiedsküsschen auf die Lippen, auch wenn sie sich nicht so ganz hatte entscheiden können, ob der kuss die lippen oder die Wange treffen sollte und verschwand dann, ohne sich noch einmal umzudrehen durch die Tür
"Du liebst mich..ja Alice, ja natürlich tust du das.", meinte er sarkastisch, aber leise. "Wenn du das tun würdest, dann bliebst du hier." Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, wusste er, dass er sie nun doch verloren hatte. Natürlich würde er nichts sagen, wenn man ihn fragen würde. Was sollte er auch sagen? Es auszusprechen würde alles nur noch schlimmer machen.. hoffentlich war sie wenigstens so schlau, Leannes Pferd zu nehmen..oder sich von Ginny begleiten zu lassen..
George lag derweil in seinem Bett, auch wenn er noch nicht schlief brauchte er ein wenig Ruhe nach der Arbeit..und er wollte doch morgen Alice sehen..