Andrew saß da und runzelte die Stirn.
Er machte sich Sorgen um sie..
"Lilly..hör mal zu.."
Fast klang er schon streng.
"So sollte man nicht reden.
Am Ende passiert es wirklich.
Und dann?"
Nein..nein, er wollte nicht,
dass ihr etwas passierte..

"Dann.. ja, dann ist es vorbei"
Sie murmelte leise vor sich hin und tunkte den Keks in den Tee.
"Momentan bin ich nicht sicher, ob es noch viel gibt über dass ich mich so freuen kann wie über diese Kekse."
sie biss das weiche Teil vom Keks ab und sah ihn an.
"Ich meine.. also.. würdest du mich denn.. also..
Andrew? Wie groß denkst du ist dein Einfluss in Cambridge?"

"Hm?"
Er sah sie fragend an, verstand nicht gleich.
"Ich bin der Lord, Lily. Mein Vater
gibt immer mehr Geschäfte an mich.."
Er lachte leise, aber es klang nicht
ganz so glücklich und egozentrisch,
wie es vielleicht vor ein paar Monaten
noch geklungen hätte (bei anderen in seiner
Position geklungen hätte).
"..ich werde einmal einer der mächtigsten
Männer Englands sein, Lily.
Was also willst du von mir?
Was soll ich tun?"
Er meinte es ernst; todernst.

Sie hatte ihre Hand auf seine gelegt, sanft, ein bisschen flirtend,
wie bei ihrem ersten Treffen als sie versuchte ihn von sich zu überzeugen.
Aber als sie ihm in die Augen sah war da mehr...
ihre Hand klammerte sich hilfesuchend an seine.
"Nimm mich mit zurück. Überzeug Hank davon, dass es seinen Geschäften nicht gut tut,
wenn ich demnächst mit dem Gesicht nach unten in der Cam treibe,
oder anderweitig spurlos verschwunden bin."
Lily konnte kaum fassen, wie schnell und sicher es aus ihrem Mund kam.
Keine Zweifel, kein Gedanke an Luke.. nun oder vielleicht eben schon,
denn Andrew hatte recht, es war nicht fair so mit ihm umzugehen.
"Ich will mein Leben wieder."

Täuschte er sich..oder hatte er gehofft,
das von ihr zu hören?
Er dachte kurz darüber nach;
erwiderte stumm ihren Blick,
betrachtete ihr hübsches,
aber noch schmaler gewordenes Gesicht.
"..ich werde sehen, was sich machen lässt.",
versprach er. "Wenn alles geklärt ist,
lasse ich dich aus London abholen
und wieder nach Cambridge bringen."
Seine Stimme klang ungewöhnlich sanft und ruhig.

Lukas Gedanken fingen an sich zu drehen.
Ob es wohl wirklich möglich war zurück zu gehen?
London einfach zu vergessen und dort weitermachen, wo sie aufgehört hatte...?
So leicht ging es sicher nicht.
Ihr Platz in dem kleinen, aber schönen Dachzimmer war sicher schon wieder vergeben.
Ihre Sachen und kleinen Schätze, das versteckte Geld für schlechte Zeiten...
Sie hatte wirklich viel in Cambridge zurück gelassen.
Es würde alles weg sein.
Von den schönen Kleidern war nichts mehr übrig, keine schminke, nichts hatte sie mehr.
Selbst wenn Hank sie wieder aufnahm, ihr Schuldenberg würde ins unermessliche wachsen.
Und wie würde wieder anschaffen gehen müssen... Und sich am besten noch mehr Kunden suchen.
Denn wenn nichts erspartes mehr da war hatte sie keine Rücklage, nichts für die Zeit, wenn sie nicht mehr so aussah..
"ich hoffe einer der...bald mächtigsten Männer Englands.." sie ließ diese Bezeichnung kurz auf wich wirken... Reich.. mächtig..
" hat genug Einfluss auf die kriminellen Subjekte seiner Stadt."
Sie wusste ja, dass es oft nicht so war.
In den dunklen Gassen, abseits der Gesellschaft, da herrschten andere als an den Höfen.
Und wie jede große Stadt gab es auch in Cambridge eine zweite Regierung,
die mit dem eigentlichen Adel auch immer in Kontakt stand, wenn es ums Geschäft ging.
Lily wusste das nur zu gut... Wusste von den Männern der Diebesgilde, deren Befehl Hank sicher mehr folgte als Andrews Wunsch....

"..das hoffe ich auch."
Nachdenklich runzelte er die Stirn.
"Du musst die Lage besser
einschätzen können als ich.."
Er sah sie fragend, jetzt schon
beunruhigter, an.
"..was dnekst du?"

Sie sah dem jungen Lord in die Augen..
Ja natürlich, wenn man genug Geld bot, dann wäre nichts wirklich ein Problem,
Aber dann könnte er sie fast gleich im Schloss einquartieren.
"ich fürchte wir werden dieses Wagnis eingehen müssen.
Nur... Ich.. also.." sie seufzte und überlegte wie offen sie wohl reden könnte.
"ich besitze keine Kleider mehr, keine schminke... Ich kann so nicht arbeiten.
Denkst du es ist sehr ungebührlich dich um ein Darlehen zu bitten?ich zahl dir alles zurück, das veraprech ich!"

Andrew dachte darüber nach.
Schließlich meinte er:
"Das dürfte wohl kein Problem sein."
Er hätte sie auch bei sich aufgenommen..
aber das wäre dann wohl doch zu dreist gewesen.
Waren sie jetzt Freunde, Bekannte, Mann und Frau?
War er ihr Verbündete oder ihr Freier oder
ihr Geschäftspartner?
Wer wusste das schon?
Andrew jedenfalls wusste es nicht mehr.
Auch deswegen bot er es ihr bewusst nicht an.
Er wollte sie nicht kränken und nicht,
dass sie sich zu etwas verpflichtet fühlte..

Lily hätte ihm seine Frage auch nicht beantworten können.
Es war seltsam zwischen ihnen.
Sie möchte den jungen, gutaussehenden Mann und sie wusste nicht so genau ob das gut war.
Sie war leichtsinnig geworden und jetzt musste sie mit der Ungewissheit leben und auch damit, dass sie zu weit ging.
"und falls ich wieder in Cambridge bin.. sehen wir uns dann noch?" Fragte sie nach einer längeren Pause.

"..das liegt wohl eher an dir,
als an mir." Jetzt schmunzelte er etwas.
Andrew streckte sich ausgiebig,
erhob sich dann aber, um die schweren
Vorhänge zuzuziehen.
Augenblicklich wurde es etwas dunkler im Zimmer.
Er sorgte stattdessen für etwas Licht.

Ungläubig sah sie ihn an.
Stellte er es ihr wirklich gerade frei zu ihm zu kommen,
wenn sie es wirklich wollte?
"Ist das dein Ernst? Ich meine.."
Sie stand auf, das Handtuch um sich geschlungen.
"Du bist ein Lord, ich bin eine.. eine Hure!
Wenn du etwas befielst, dann muss ich gehorchen."

Um Andrews Lippen herum spielte ein leichtes
Lächeln, während sie ihrer Empörung
und Verwunderung Luft machte.
Recht hatte sie..wohl wahr.
"Noch bist du keine Hure,
Lilly. Du bist eine junge,
unabhängige Frau. Als so
eine bittest du mich um Hilfe..
und als so eine werde ich dich
also ab jetzt auch wahrnehmen."
Er sagte es ernst, aber sanft.
"Wir können nicht Geschäftspartner,
Freunde, Bekannte..und Feier und
Hure zugleich sein, Lilly."
Er sah ihr ins Gesicht,
um zu sehen, was sie von
diesem Gedankengang hielt.
Und schob noch hinterher:
"..ein Glas Wein?"
Bei diesen Worten ging er bereits
zu einem kleinen Schränkchen,
in dem sich die besten Tropfen
des Palace befanden.

Erstaunt, mehr noch fast geschockt sah sie ihn an
"Ja bitte.." meinte sie erschüttert und setzte sich wieder.
Hieß das, selbst wenn sie wieder zurück nach Cambridge ging würde sie ihn nicht sehen?
Wenn er nicht ihr Freier sein wollte hieß das...
er wollte sie nie wieder in den Arm nehmen`? Nie wieder berühren...?
Und nie wieder...küssen?
Sie fühlte sich zurückgewiesen und es tat weh auf eine seltsame, ungewohnte Art.
Andrew wollte sie nicht mehr..
Eigentlich hatte sie wirklich gehofft ihn dazu zu überreden, dass sie in Cambridge seine Meträsse sein konnte.
Seine persönliche Geliebte.. eine Absicherung für später.
Es war ein schöner Gedanke gewesen jemanden zu haben, mit dem man alt wurde,
auch wenn es als Frau neben einer künftigen Ehefrau war.
Da konnte sie ein Glas Wein jetzt nur all zu gut gebrauchen, denn es tat...weh

Er sah die Verwirrung und
die Zurückweisung auf ihrem Blick
und runzelte die Stirn.
Während er ihr Wein einschenkte,
fragte er (und sah sie dabei an):
"Was gefällt dir nicht daran?"
Wer sagte denn, dass er sie nicht
küssen wollte? Noch viel mehr
würde er mit ihr tun..
wenn sie das denn wollte.