Es war so schön... ein perfekter Moment. Marian hatte die Augen geschlossen, erwiderte seinen Kuss und strich über seine Wange. "Ich will." wisperte sie vor sich hin, die Lippen noch an den seinen, die Augen geschlossen als wäre es ein Traum, der zerplatzen würde, wenn sie die Augen öffnete. In ihren Gedanken sah sie die Hochzeit, sah eine kleine Kapelle, sah lauter liebe Gesichter und Robin in festlichem Gewand. Ein Traum.. aber ein so schöner Traum.
"Ich weiß", murmelte er sanft. "Ich auch." Robin umarmte sie fest, aber liebevoll. Eine ganze Weile lang standen sie da, bis er fror und sich anziehen musste.
Sie sah ihm dabei zu, auf dem Bett sitzend. "Gut siehst du aus.. die Sachen stehen dir, und du siehst nicht mehr so aus wie ein Bettler.. Ich werde dir noch mehr Sachen kaufen, damit du etwas anzuziehen hast, wenn wir uns wiedersehen." beschloss sie und lächelte
"Das musst du doch nicht.." Robin zuckte die Achseln, runzelte die Stirn. Er sah an sich hinunter.. der feine Stoff fühlte sich so fremd an, irgendwie. Inzwischen war seine haut ja viel raueren Stoff gewohnt.. wie schnell das doch ging!
"Du siehst so gut aus." meinte sie glücklich lächelnd. Endlich sah er wieder aus wie ein Edelmann und nicht wie ein Dieb. Sie war aufgestanden und kuschelte sich an ihn. "Schau, sind wir nicht ein schönes Paar?" meinte sie lächelnd und deutete auf ihr Bild im Spiegel.
Ihre Hand strich seinen Rücken entlang und sie seufzte leise. "Du willst es garnicht oder? Also.. dass es so ist?" Es war kein Vorwurf in ihrer Stimme nur traurige Erkenntnis. Oft hatte sie es sich schon gedacht und jetzt war sie sich sicher. "Dir würde der Wald und das alles fehlen."
Robin zuckte die Achseln. "Natürlich möchte ich es." Es klang ehrlich - und das war es auch. "Aber es hat sich ziemlich viel verändert.. es ist nicht mehr ganz so einfach, wie es vielleicht sein sollte.. du liebst mich, ich liebe dich, wir heiraten..Anwesen, Angestellte, Kinder, Enkelkinder.." Sanft drückte er ihr einen Kuss auf das braune Haar. "Das Leben ist wohl dazwischen gekommen. Das Leben und der Kreuzzug. Und Prinz John. Und der Sheriff." Robin lächelte noch immer, aber nur etwas.
Lächeln konnte Marian nicht mehr, sie hatte Tränen in den Augen, schluckte diese aber tapfer hinunter. "Ja..du hast wohl recht.." Es war wirklich das beste, wenn sie sich nicht sahen, wenn er nie von dem Kind erfuhr. Es war das einzig Richtige, das war ihr jetzt noch mehr klar. Egal wie sehr sie hofften, wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann wieder besser wurde? Viel eher würde Richard im Heiligen Land fallen. Und selbst wenn er wieder kam, was änderte das? Würde er sich an Robert of Locksley überhaupt erinnern? Würde er auch nur in die Nähe von Nottingham kommen, einer kleinen Grafschaft, so weit weg von London? Sicherlich nicht.. garnichts würde sich ändern. Aber der Gedanke daran war schön...
"Sei nicht so traurig..bitte" Er nahm ihr Gesicht sanft in seine Hände. "Oh liebe Marian man kann es sich ja gar nicht anschauen.." Robin seufzte. "Es..es tut mir Leid." Ein schiefes Grinsen stahl sich auf seine Züge, ehe er etwas ironisch bemerkte: "Hättest du dir wohl mal lieber den guten alten Stan angelacht, hm? Den hatte dein Vater ohnehin lieber gemocht.." Er dachte zurück an einen kleinen, rothaarigen Jungen mit ordentlichem Wams und einem Buch unter dem Arm. Ordentlicher Junge - im Gegensatz zu Robin, immer am Entdecken, frech, aufgeweckt.. Stanley of Graham wäre eine bessere Partie gewesen, aber schon im Kindesalter hatte sich Marian für den lustigeren Spielkameraden entschieden..
"So etwas solltest du wirklich nicht sagen." meinte Marian schließlich sehr ernst. "Du warst lange nicht da und ob es mir an Stands Seite so gut ergangen wäre ist fraglich." meinte sie leise denn sie war hier gewesen, sie wusste was geschehen war. "Sein Vater gehörte zu denen, die dem neuen Sheriff den Dienst verweigerten. Sie haben ihn geblendet, das Anwesen geplündert und gebranntschatzt Stan ist kaum mehr als ein Bauer, der sich um einen blinden, alten Mann kümmern muss. Kannst du dir vorstellen, was sie wohl mit seiner Ehefrau gemacht haben?" trotzdem strich sie ihm über die Wange. "Du siehst also meine Wahl war wohl die bessere, auch wenn es nicht leicht ist dich zu lieben...manchmal."
"Und wieder kann ich mich nur entschuldigen.." Er sah zu Boden, etwas beschämt. Wie taktlos er geworden war.. wie unbedacht. War er das? Robin seufzte. "Nun..so ist es wohl." Armer Stan.
"Schau nicht so.. du machst mich traurig, wenn du so schaust." ihre Finger strichen zitternd über seine Wange. "Du kannst doch nichts dafür, du wusstest es nicht. Es war unfair von mir etwas zu sagen. Ich..ich war nur einen Moment böse auf dich. Du sollst nicht sagen, dass ich bei einem anderen Mann besser aufgehoben wäre. Ich will keinen anderen Mann, nur dich. Und wenn es nicht gehen sollte will ich lieber ins Kloster gehen, verstehst du das nicht?"
"Das einzig denkbare sogar.." meinte sie liebevoll und sah ihn an. "Ich lieb dich doch, obwohl du so ein Blödmann bist. Sogar wenn du die schönen Sachen wieder dreckig machst und aussiehst wie ein Bettler.. und so riechst. Das muss doch dann wahre liebe sein oder?"