Da kniete sie im Gras vor den Gräbern. Tränen liefen ihr über das Gesicht und die Arme hatte sie um den Bauch geschlungen. "Ich hatte dich keine Wahl..." flüsterte sie leise dem Baby zu..oder den Toten..oder nur dem Wind. "Es war doch das Beste so.. Was hätte ich denn tun sollen."
"..es mir sagen, Marian." Robin stand nicht direkt hinter ihr, sondern mit gewissem Abstand. Ebenfalls die Hände vor der Brust verschränkt, betrachtete er ihren Rücken. Sie war schwanger. Sie trug ein Kind in sich. Sein Kind. Ihr gemeinsames Kind.
Sie erschrak sichtlich, doch sie drehte sich nicht um. Es war klar, sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. "Nein.. denn es hätte nichts geändert. Ich wäre immer noch schwanger.. du noch immer im Wald. Nur dass ich jetzt, wo du es weißt Angst haben muss, dass du mit deinen Gedanken nicht bei der Sache bist.. getötet oder verwundet wirst.. Nein, es hätte nichts geändert.. nicht ins positive."
"Nein.. weil wenn ich das tue, dann.. dann.." sie verbarg das Gesicht in den Händen und schluchzte. Alle Tränen wollten wohl auf einmal aus ihr heraus, zumindest hatte sie das Gefühl. Sie weinte, ließ es einfach zu, denn es war ja Robin.. es war nur Robin. Robin, der sie schon so oft hatte weinen gesehen. "Es nützt doch alles nichts. Du kannst hier nicht weg. Die Leute brauchen dich. Du kannst nicht einfach mit mir weglaufen.. diesmal können wir uns nicht einfach in einem Feld verstecken und warten, bis der Ärger weniger wird."
Er zog sie an sich, auch wenn sie es nicht wollte. Und plötzlich war da wieder ihre Nähe, ihr Gesicht.. und ein Bauch zwischen ihnen. Ein großer, runder Bauch. Ganz behutsam umarmte Robin sie und ganz wohl war ihm dabei nicht zumute. "Tu sowas trotzdem nie wieder. Lass mich nie wieder so lange auf dich warten und vor allem.. verschweig mir nie wieder so etwas Wichtiges...", sagte er leise.
Und plötzlich war er da.. war bei ihr. Roch wieder nach Wald und Dreck.. Aber er war da. Und es tat gut, tat weh, beides auf einmal und verwirrend. "Nein.. nein, weil es stimmt was ich gesagt hab. Das hier.. das geht dich nichts an.. nicht dich und nicht mich.. Es ist nicht unser Kind. Es darf garnicht unser Kind sein. Es ist das Kind von Rose und du darfst es nicht in dein Herz lassen.. das macht es alles nur schwerer, glaub mir. Schrecklich weh tut das."
"Wenn ich es aber haben will?" Ganz leise sagte er das. Und er ignorierte einfach, was sie sagte, fragte stattdessen: "Darf ich..?" Und machte Anstalten, ihren Bauch zu berühren. "Hast du mich vermisst, Marian?"
"Du? Wie willst du ein Kind großziehen? Ganz alleine und im Wald.. nein, das ist kein Platz für ein Baby." Sie nahm seine Hand und legte sie auf den Bauch, wo man das Kleine deutlich fühlen konnte. "Unser Baby mag es nicht, wenn ich mich aufrege. Sie.. er.. es bewegt sich und tritt um sich. Und es weiß, dass ich dich vermisse.... Jeden Moment.. jeden Tag."
Etwas ungläubig sah er auf ihren Bauch, seine Hände..in ihr Gesicht. "Und wie ich dich vermisst habe.. oh Marian, ich..wir..ein Kind!?" Robin küsste einfach nur ihre Stirn.
"Nein Robin hör auf.. bitte sag es nicht. Ich hab Angst davor. Wenn du es Aussprichst dann.. dann ist es plötzlich Wirklichkeit." zitternd drückte sie ihre Hände auf die seinen. "Wir können doch kein Kind bekommen. Das geht nicht.. es geht doch einfach nicht." tief atmete sie durch und wischte eine Träne weg. "Und doch ist es da und es ist stark.. bewegt sich und wächst.."
"Aber das ist doch..ein gutes Zeichen, nicht?" Er sah sie etwas unsicher an. "Bitte Marian..ich weiß, wir beide können es nicht aufziehen aber.." Ja, was aber? Er verstummte.
"Aber..?" sie schüttelte den Kopf. "Das ist es ja.. es gibt kein aber, denn wir wissen ja nicht einmal, ob.." sie presste die Lippen aufeinander, denn natürlich gab es da noch etwas. "Ob wir beide es überleben." Viele Frauen starben bei der Geburt.. und noch mehr Kinder.
Und prompt war sein Gesicht voll Sorge. "Sprich nicht so.." Er schloss die Augen, seufzte, sah sie wieder an.. dachte nach. "Und was, wenn Rose und Connor es doch tun? Es unten im Dorf aufziehen? Bis..bis alles wieder gut ist..ich meine.. du weißt, was ich meine. Wenigstens würden wir es sehen.."