Connor wich Robins Blicken aus und scharrte nervös mit den Füßen in der Erde. "Ich.. aber es ist so wie ich gesagt habt.. irgendwie." meinte er leise und richtete eine Sekunde lang den Blick nach oben. "Wir werden das Kind großziehen, weil die Mutter es nicht kann, es nicht darf und.. und.. der Vater es nicht weiß" ein Blick glitt zu Robin. "Und mehr können wir nicht sagen, weil Rose es versprochen hat..."
Keiner sagte ein Wort. Robin sah erst Connor, dann Rose an. Er sah wütend aus. "Das ist nicht euer Ernst!" Rose zuckte bei seinen scharfen Worten, der erhobenen Stimme zusammen. Sie sah Robin stumm nach, der sie alle stehen ließ, um sich eines der Pferde zu nehmen und das Lager kurz darauf zu verlassen, ohne ein weiteres WOrt. Er ritt zu dem Anwesen von Marians Eltern.
Connor stand da wie ein Häufchen Elend. "Es..tut mir Leid.." murmelte er in Roses Richtung.
John sah die beiden an und seufzte "Ihr seid mir schon zwei.. Ist es denn wirklich so, wie wir alle denken?"
Marian trug nur ein Untergewand. Es war einfach angenehmer als die schweren Stoffe auf der Haut. Lächelnd stand sie vor dem Spiegel und strich über den mittlerweile sehr runden Bauch. Eine Kette hatte sie in den Hand, die sie um den Hals legte und darüber strich. Es war ein schönes Stück aus Silber, fein gearbeitet. "Schau nur mein Liebling, wie schön sie ist.. hm.. wenn die Ernten dieses Jahr wieder so schlecht sind, dann werden wir sie wohl verkaufen müssen." seufzend strich sie über ihren Bauch. Es war nicht so einfach ein Anwesen und all die Menschen die dazu gehörten zu leiten.
Rose nickte leicht. "Die Lady hatte mich darum gebeten.." Sie seufzte, sah zu Connor und schüttelte den Kopf. "Sie wird mich hassen.."
Noch vor der Mittagszeit, unten in der Küche wurde noch gekocht, kam ein Reiter auf den Hof geritten. Er trug einfache Hosen und sein Hemd war aus groben Stoff, aber die Stiefel, die er trug, waren aus feinstem Leder. Sein Haar war blond, aber der Bart an seinem Kinn war auch etwas rötlich. Seine rechte Faust war geballt. Er band sein Pferd an der Stallmauer an und nahm Bogen und Köcher ab, die er beide bei sich trug, während er zum Haupteingang lief. Seine Schritte waren energisch und groß. Er war wütend. Enttäuscht. Verletzt. ...er wurde Vater.
"Unsinn.. sie wird dich nicht hassen Kleine. Mach dir keine Vorwürfe. Sieh das positive.. jetzt wissen wir wenigstens, dass wir immer aufpassen sollten, dass dein Connor nie geschnappt wird. Er scheint Dinge gerne auszuplappern..."
Die Lady legte den Schmuck zur Seite und schlüpfte schließlich doch in ein Kleid. Es war ein schönes Kleid, warm und weich. Sie konnte es einfach anziehen und selbst vorsichtig binden. Es engte sie nicht ein und verdeckte den Bauch etwas. Sie trug es oft in diesen Tagen.
Der Gast wurde etwas erstaunt empfangen. Ein junger Bursche, der gerade Wasser für die Küche schleppte bemerkte den Herren. "Guten Tag der Herr. Wohin des Wegs? Unsere Herrin empfängt einen Besuch diese Tage.. sie fühlt sich nicht besonders." Das zumindest hatte man allen gesagt, die auf dem Anwesen arbeiteten.
Rose hob eine Braue. "Sei nicht so hart zu ihm.." Der Blick, mit dem sie Connor ansah aber war nicht gerade freundlich. Sie verließ die Ansammlung an Menschen.
Der junge Mann lachte auf. Es war ein bitteres Lachen. "Sag deiner Lady, dass Robin Hood da ist und sie sehen will." Bewusst hatte er seinen neuen Namen gewählt. Robert of Locksley hätte sie von gemeinsamen Nachwuchs erzählt..
Connor sah seufzend auf die Wiege, auf die er eben noch so stolz gewesen war. Verdammt.. er machte wirklich alles falsch. Aber auch jetzt ließ er Rose erst einmal etwas Zeit um auszurauchen.
Er war verrückt geworden! Ja, vollkommen verrückt, das musste es sein! Zumindest waren das Marians Gedanken, als sie hörte, WER sie da zu sprechen gedachte. Der etwas arme Junge, der die Nachricht brachte wurde geschickt, alle Männer zu bewaffnen, die im Moment da waren. So sah sich Robin ein paar bewaffneten Burschen und alten Männern gegenüber, nicht einmal eine Hand voll. "Unsere Lady lässt euch mitteilen, dass sie gesuchte Diebe nicht empfängt und dass sie so großzügig ist euch nicht gefangen nehmen zu lassen, und das Kopfgeld zu kassieren, dass auf euch ausgesetzt ist." Der alte Mann, der früher hier der Gutsverwalter gewesen war und mehr wusste, und mehr Vertrauen genoss als jeder andere musterte den Burschen, der die Herrin sprechen wollte. "Ja.." meinte er langsam. "Einen Dieb wird sie nicht empfangen... sie ist schließlich ein Müdel des Sheriffs." Vielleicht verstand der junge Locksley jetzt wie dumm er war. Würde es jemals herauskommen, dass Marian sich mit RObin Hood besprach, das wäre auch für sie mehr als gefährlich. "Doch ihr seht mir nicht so aus, als wärt ihr der berühmte Robin Hood.. eher ein Hochstapler..? Ein Mann auf der Durchreise, der sich wichtig machen will?"
War auch richtig so. Er kannte sie eben doch schon ganz gut..
Robin verdrehte die Augen. "Das Theater kannst du dir sparen, Henry.." War ihm doch egal. Und was wusste der alte Mann schon? Als kleiner Junge hatte Robin ihn bereits geärgert, indem er den Pferden Mäuse in die Boxen gebracht hatte.. Natürlich war es dumm. Aber in so einem Moment dachte er über so etwas nicht nach. Er besah sich die Bürschen, die Marian ihm da präsentierte. "Ich will zu ihr. Entweder, sie kommt zu mir runter, oder ich komme zu ihr hoch."
"Jetzt geht schon du Narr!" zischte Henry ihm zu. "Die Männer von Gisborn sind in der Nähe, sie bewachen meine Lady... oder behalten sie im Auge, das kannst du nennen wie du willst. Also geht, oder willst du uns alle an den Galgen bringen?" Ja, es waren nicht viele und die meisten waren zu alt um gegen Robin zu bestehen.. oder zu jung. Aber sie waren entschlossen ihre Herrin zu verteidigen. "Außerdem fühlt sie sich nicht wohl, sie ist krank."
Marian selbst stand lauschend an der Treppe. Er war so aufgebracht.. er wusste es wohl. Ja, Er wusste es sicher. Rose musste aufgeflogen sein oder hatte sie verraten. Sie ballte die Hände und strich über das Kleid. Eigentlich riskierte sie es nicht einmal das Haus zu verlassen, aus Angst jemand könnte erkennen was ihre Krankheit war. Doch jetzt nahm sie den Bogen und Pfeile in die Hand und trat nach unten, in die Tür, den Bogen gespannt, auf Robin zielend. "Ja, sie ist krank.. und dich will sie nicht sehen. Hier gibt es nichts, dass dich etwas anginge." Es tat weh, es war schwer, ihre Lippen zitterten und wahrscheinlich würde sie ihn nicht treffen, sollte sie den Pfeil je abschießen, denn Tränen nahmen ihr ganz langsam die Sicht.
Was der Alte redete, interessierte ihn nicht.. aber als er ihre Stimme vernahm, zuckte Robin zusammen. Etwas ungläubig wechselte sein Blick zwischen Marian und ihren Bediensteten umher. Marian, die einen dicken Bauch vor sich trug, den Bogen, den er sie zu spannen gelehrt hatte, gespannt, einen Pfeil auf den Vater ihres Kindes gerichtet. "Nicht, was mich angeht? Nichts sieht anders aus.." Robin war blass um die Nase geworden. Er wollte auch seinen Bogen erheben, aber er ließ die Waffe wieder sinken.
"Nichts, was du siehst geht einen gesuchten Dieb etwas an." sie spannte den Bogen noch ein Stück. "Und jetzt verschwinde von meinem Grund und Boden, oder meine Männer werden dir die Leviten lesen!" Was sollte sie sonst denn auch sagen? Sie wusste, dass man ein Auge auf sie hatte. Und wenn sich irgendwer verplapperte.. nicht auszudenken! "Geh jetzt! Ich will dich weder Heute noch morgen, noch an einem anderen Tag hier sehen!" Oh wieso war er so gekommen? Wieso hatte er keinen falschen Namen benutzt? War nicht durchs Fenster gekommen..
Weil es falsch und feige gewesen wäre. Falsch und feige, wie sie "..irgendwann wirst du eine Kutsche besteigen, Lady..und dann bin ich da." Robin zuckte die Achseln. Er war gekränkt und wütend, das sollte sie ruhig wissen. Er verließ die Eingangshalle. Und hatte nicht vor, wiederzukommen. Weder bei Tag noch bei Nacht.
Sie war froh, als er weg war.. und traurig zugleich. Was sollte sie tun? Sie konnte nicht reiten in ihrem Zustand, doch mit einer Kutsche fahren.. wohl auch nicht. Sie würde nur abwarten können.. abwarten und das Kind alleine bekommen. Denn wer wusste schon, ob Rose jetzt noch wieder kam.
Und Robin? Der bekam mit, dass es nur gut gewesen war, dass Marian ihn nicht empfangen hatte, denn kaum war er weg, da ritten fast 10 Bewaffnete auf das Anwesen ein. Ein Spitzel hatte sie belauscht, gehört, dass Robin Hood hier war. Nur schwer waren die Leute zu überzeugen, dass die Lady sich hingelegt hatte, krank war und erschöpft durch den Überfall eines Diebs, der sie zudem noch bedroht hatte.
Er hatte noch genügend Zeit, um mit dem Pferd in die Böschung zu verschwinden, dann sah er sie schon kommen. Gisbornes Männer..wie hatten sie so schnell davon erfahren? Er würde aufpassen müssen, wenn er wieder käme..wenn.. Moment..er hatte ja nicht vor, wieder zu kommen..er war ja nicht willkommen. Er war ja nicht einmal von ihrer Schwangerschaft unterrichtet worden.. Robin wartete, bis die Männer wieder den gleichen Weg zurückkamen. Erst danach wagte er sich wieder aus seinem Versteck.
Nun, falls er doch mit ihr sprechen wollte, dann würde er jetzt die Chance dazu haben. Als der Rummel sich gelegt hatte, da schlich eine Gestalt, in ein Kleid und einen Umhang gehüllt aus dem Tor. Der Weg war für den, der ihn kannte zu erahnen. Marian suchte Trost bei den Verstorbenen. Denn wenn nicht sie, wer würde sie denn dann verstehen? Sie sank bei den Grabsteinen nieder.. Welch Ironie. Hier lagen sie, fast alle Großeltern des Babys. Doch Robin hasste sie nun wohl... Er würde nie verstehen, dass es so das beste war.