Liam war unterwegs, als sie zurückkam. Am späten Nachmittag kehrte er aber ebenfalls zurück. Durch den Garten kam er in den Salon, durch den Wintergarten.
"Nun, wie ich bereits erwähnte, muss man auch Prioritäten setzen." Sie stellte das Tablett ab. "Sie schrubbt die Flure in den Westkorridoren, Sir."
"Ahh Liam" sie folg ihm fast schon um den Hals und küsste ihn auf die Wange "du hast mir gefehlt, es war tödlich langweilig hier UND ich brauch dich heute! Du muss mit einen rieeesigen Gefallen tun bitte!" plätscherte sie wie ein Wasserfall
"ohje... das ist schade. Sag deiner Hausmutter, ich wäre ihr zu Dank verpflichtet, wenn mein nächstes Essen wieder von Amy käme"
Schon musste er wieder lächeln. Die ganze Zeit über war er griesgrämig gewesen. Jetzt war sie da und - schwupps. "So hab ich das? Was für einen Gefallen?"
Die Frau nickte. Wie sollte sie das denn bitteschön weitergeben?
Derweilen kämpfte Amy mit Kernseife, Schrubbürsten und Rückenschmerzen. Immer wieder dieselbe Bewegung: Auf und ab und auf und ab.
"Bringst du mich heute Abend zu George? ich will nicht alleine durch die Stadt laufen, aber ich würde ihn so gerne sehen.. Ich hatte gehofft, dass du früher kommen würdest. ich wollte klavier üben."
Das war ja nicht sein problem.. er wollte das mädchen! und er war hier schliesslich gast
Seine Miene verfinsterte sich wieder ein wenig. "Oh..achso." So ein Gefallen! "Ja..klar. Hast du vor..bei ihm zu bleiben?" Vielleicht wollte er darauf gar keine Antwort haben. "Wir könnten doch jetzt noch ein wenig spielen. Wenn du magst."
Ganz genau. Deshalb schickten Sie Amy auch mit seinem Mittagessen los, als sie völlig kaputt wieder unten in der Küche ankam. Ihre Hände waren rau und schmerzten von dem kalten Wasser und der Seife. Sie hatte schlechte Laune. Als Londoner Mädchen kannte sie mehr Schimpfwörter als alle Dinger hier zusammen. Sie verfluchte die Hausmutter auf übelste Weise, während sie mit seinem Essen durch das Anwesen lief. Schließlich klopfte sie.
"ja ich spiele wirklich gerne.. und..und..kann ich mit dir reden?" sie lies ihn los und sah ihn verlegen an. "Also.. wenn ich bei ihm bleiben würde, würdest du dann schlecht mit mir denken?"
"Herein?" er sah sie an und lächelte sofort "oh...oh hallo! Amy, da bist du ja. Ich hab dich so lange nicht gesehen."
"Ich glaube kaum, dass du mir Anlass dazu gibst. Also nein." Grimmig fügte er trotz erstem Zögern hinzu: "Die Frage ist wohl eher, wie dein George drüber denkt."
Sie pustete sich eine blonde Strähne aus der Stirn. "Es waren ja nicht mal zwei Tage, Sir.", entgegnete sie. "Ich habe hier Ihr Essen. Wo wollen Sie es zu sich nehmen?"
"Ich weiß es nicht. Ich habe Angst, dass er etwas falsches denkt. Ich will nichts..tun.. verstehst du? ich würde nur so gerne in seinem Arm einschlafen. Ich weiß, dass er niemals etwas tun würde. was ich nicht will, aber.... wenn er das als Aufforderung sieht?"
"Hier am Tisch.. wie geht es dir? du siehst sehr erschöpft aus. Das macht mir etwas sorgen.."
Liam biss die Zähne hart aufeinander. "Sag ihm einfach, was der Stand der Dinge ist. Sorge für Klarheit.", schlug er vor. Wollte er sie denn quälen?
"Ist gut." Sie stellte das Tablett genau dort an. "Es geht." Amy fasste sich an die Stirn. "Wissen Sie, es ist wirklich lächerlich. Die Arbeit eines Hausmädchens sollte für jemanden wie mich kein Problem sein. Aber natürlich ecke ich bei allen an." Sie hatte das Gefühl, ihr Kopf wolle explodieren. Sie deckte den Tisch und goss ihm ein Glas Wein ein.
"Ach du.. dankeschön, du weißt einfach immer Rat!" noch einen Kuss bekam er auf die Wange. "Spielen wir dann etwas am Klavier? Ich hab noch so viel zu lernen"
"oh amy, ist das meine schuld" er sah sie etwas schuldbewusst an und nahm das glas. "nimm dir wenigstens etwas von dem essen, denn für ein schönes glas wein und ein gutes gespräch wirst du wohl leider nicht die zeit haben, oder?"
"..natürlich." Sie setzten sich an den Flügel. Liam war nur halbherzig bei der Sache. Kein Wunder. "Nein Schau, es ist der Ton hier..", meinte er, als sie wieder ein e statt einem c drückte.
"Unsinn." Sie lächelte schmal. "Nein, sicherlich nicht. Danke, Sir."
"ohje..ich werde das nie können. Ich will doch, das meine Eltern stolz auf mich sind. OH! ah genau ja.. Ich muss meinen Eltern noch schreiben.. Das will ich am besten heute noch machen."
"es tut mir leid, dass du wegen mir ärger hattest.ganz ehrlich"
"hm ja.. danke für das schöne spiel. Ich liebe deine Musik, aber das weißt du ja. Ich werd in mein Zimmer gehen um einen Brief zu schreiben. Holst du mich später um mich zu ihm zu bringen, wenn du Zeit dazu hast?"
"...ich würde dich so gerne einfach hier behalten."
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